So etwas hat Tomas Herrnberger schon seit mindestens 15 Jahren nicht mehr gesehen: eine mindestens 60 Kilogramm schwere Ziegelpresse, montiert in einer Privatwohnung in Nymphenburg. Doch nicht etwa Backsteine wollte die 26 Jahre alte Bewohnerin zusammen mit ihrem mysteriösen Besucher damit formen, sondern Heroin-Briketts. Dem stellvertretenden Leiter des Kommissariats 83 und seinen Mitarbeitern ist kurz vor Weihnachten ein Schlag gegen den Drogenhandel in München gelungen.
Woher der Stoff – mindestens fünf Kilogramm Heroin, vielleicht auch noch mehr – kommt, ist offen. Nicht so die Herkunft der beiden inhaftierten Tatverdächtigen. Die in München lebende Frau ist ebenso albanischer Herkunft wie ihr 19-jähriger mutmaßlicher Komplize, der keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat.
Albanische Banden waren als Zweig der sogenannten Westbalkan-Mafia in den vergangenen Jahren maßgeblich am Drogen-Schmuggel nach Deutschland beteiligt, auf den sie sich spezialisiert hatten. Frühere Prozesse zeigten, dass die Gruppierungen meist streng hierarchisch organisiert sind. Zu möglichen Hintermännern konnten die Münchner Ermittler am Donnerstag aber noch nichts sagen. Man werde weiter ermitteln.
Vier Monate lang hatten die Experten der Kriminalpolizei den 19-Jährigen observiert. Ausgangspunkt war ein Hinweis der Polizeiinspektion in der Au gewesen, die merkwürdige Beobachtungen an einer Wohnung in ihrem Zuständigkeitsbereich gemacht hatte. Der 19-jährige Albaner ging dort offenbar immer wieder ein und aus.
Auf denselben Mann stießen die Ermittler, als sie wenig später auch ein Haus im Stadtteil Moosach beobachteten. Anwohner hatten dort auf eine ebenfalls verdächtige Wohnung hingewiesen. Die Ermittler beobachteten das merkwürdige Hin und Her des jungen Mannes – und schlugen am 16. Dezember zu.

In der Wohnung in der Au stießen sie auf die 26-Jährige, die dort aber gar nicht gemeldet ist. Sie hat eine Wohnung in Nymphenburg. Und dort entdeckten die Ermittler die Drogenpresse. Den 19-Jährigen schnappten sie in Moosach. In den drei Wohnungen wurden fünf Kilogramm Heroin sichergestellt, zum Teil zu Briketts gepresst, zum Teil verkaufsfertig in Plomben verpackt. Zwei weitere Kilogramm einer verdächtigen Substanz müssen erst noch im Labor des Landeskriminalamts analysiert werden.
Sollte auch dieser Stoff sich als Heroin erweisen, käme ein Verkaufswert des Rauschgifts von bis zu 800 000 Euro auf dem Drogenmarkt zusammen, rechneten die Ermittler am Donnerstag vor. Gefunden wurden in den Wohnungen auch knapp 10 000 Euro Bargeld und weitere Handelsutensilien. Die Namen von zehn Abnehmern der illegalen Ware sind der Polizei mittlerweile bekannt. Die Drogengeschäfte wurden jedoch nicht in einer der drei Wohnungen abgewickelt, sondern offenbar aus Sicherheitsgründen außer Haus.
Der 19-Jährige ist für die deutsche Polizei ein bislang „gänzlich unbeschriebenes Blatt“. Ob er auch als Kurier für das Heroin fungierte, ist offen. Seine mutmaßliche Komplizin arbeitete im Hotel- und Gaststättengewerbe. Beide befinden sich in Untersuchungshaft.