MeinungVerkehrswende:Münchens Antwort aufs Radl-Chaos am Hauptbahnhof ist einfach nur peinlich

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Kommentar von Bernd Kastner

Lesezeit: 1 Min.

Ein Problem: Wild abgestellte Fahrräder am Münchner Hauptbahnhof. (Foto: Florian Peljak)

Seit Jahrzehnten wird debattiert und geplant, jetzt kündigt die Stadt drei Park-Areale für Fahrräder an. Warum das alles andere als eine Erfolgsmeldung ist.

Die Grünen im Stadtrat wissen es ja eigentlich: Eine „super Lösung“ sei es, mit dem Fahrrad zum Bahnhof zu fahren und weiter mit dem Zug zum Ziel. Stimmt. Rad-Zug ist eine clevere Mobilitäts-Kombi, schnell, günstig, öko. Es sei denn, man lebt im grün-rot regierten München und nutzt den Hauptbahnhof – dann hat man ein Problem. Es gibt dort kaum reguläre Velo-Abstellplätze. Hunderte Räder sind wild an gefährlichen Stellen geparkt, am Zaun der Tramtrasse, in Rettungsbereichen, und wer weiß, wie viele Gefährte für immer zurückgelassen wurden. Die Fahrrad-Situation in einem Wort: desaströs.

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Viele Schrotträder, gefährlich abgestellt: An Münchens zentralem Verkehrsknotenpunkt herrscht ein Radl-Chaos. Um es zu entwirren, sind aufwendige und langwierige Umbauten nötig. Und weil Geld fehlt, wird eine geplante Garage gleich ganz gestrichen.

Von Heiner Effern

Die Grünen, seit 1990 meist an der Stadtregierung beteiligt, kennen den Wert klimafreundlicher Kombi-Mobilität, allein, am Hauptbahnhof merkt man davon nichts. Mindestens seit den 1990er-Jahren wird im Rathaus über ein Radparkhaus geredet. Und, was steht drei Jahrzehnte später? Nichts. Dieses Nichts auf die Dauerbaustellen zu schieben, ist wohlfeil. Die Stadt hätte sich längst des Ortes annehmen müssen, er ist obendrein ihre Visitenkarte.

Schon klar, es ist nicht einfach, in der beengten Umgebung Tausende Räder unterzubringen. Aber auf pragmatische und günstige Teil-Lösungen hätte man auch früher kommen können, zum Beispiel einen Bereich eines nahegelegenen Auto-Parkhauses für Räder reservieren. Ein wenig Selbstkritik wäre angebracht, stattdessen loben sich jetzt die Grünen für den Plan, „drei große“ Parkflächen zu schaffen. Wann? Angeblich in den 2030er-Jahren. Sicher? Nicht in München.

Sinnbild für die andauernde Misere ist an der Arnulfstraße der Fußgängerweg über die Tramgleise auf Höhe der Zentrale des Blinden- und Sehbehindertenbundes. Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat dort Halteverbotsschilder montiert: „Die MVG ist verpflichtet, diese Wege für Fahrgäste und Rettungsdienste frei zu halten. Widerrechtlich abgestellte Fahrräder werden deshalb kostenpflichtig entfernt.“ Klingt streng, ist aber ein Schilderwitz: Die dortigen Absperrgitter sind beliebte Dauerstellplätze für Fahrräder.

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