Süddeutsche Zeitung

Eduard-Spranger-Schule:Lernen im Chaos

Lesezeit: 2 min

Unfertige Container, fehlende Ausstattung, gefährliche Überwege: Obwohl seit mehr als einem Jahr der Umzug der Eduard-Spranger-Schule im Hasenbergl feststeht, funktioniert am neuen Standort so gut wie nichts.

Von Jerzy Sobotta, Feldmoching/Hasenbergl

Als Tanja Borrmann ihre Kinder am Dienstagmorgen zu ihrem ersten Schultag nach den Sommerferien begleitet hat, war sie schockiert. Denn die Container, in denen die 22 Schulklassen der Eduard-Spranger-Mittelschule seit dieser Woche unterrichtet werden, erinnern mehr an eine Baustelle als an eine Schule. Schon während der Sommerferien war klar gewesen, dass es für Schülerinnen, Schüler und Lehrer ein schwerer Start werden würde, doch seien selbst die schlimmsten Erwartungen übertroffen worden, sagt Borrmann. Sie ist Mitglied im Elternbeirat der Schule.

Strapazen und Umzüge sind die Kinder inzwischen gewohnt. Seit die Stadt sich für einen Neubau des alten PCB-verseuchten Schulgebäudes an der Eduard-Spranger-Straße im Hasenbergl entschieden hatte, sind die rund 470 Kinder und Jugendlichen auf Wanderschaft. Der Auszug war kurz vor Corona, das vergangene Schuljahr verbrachte ein Großteil der Schüler in einem neuen Containerbau in Feldmoching. Er wird nun Gymnasiasten überlassen.

Also nun der nächste Umzug: Das neue Schuljahr begann in wieder neuen Schulcontainern in der Nähe der Toni-Pfülf-Schule. Wobei neu hier ein Euphemismus ist. Am ersten Schultag waren die Container innen und außen noch Teil der Baustelle, klagt Borrmann. Die Toiletten nicht fertig, Behindertentoiletten im ersten und zweiten Stock ohne Fahrstuhl, zum Teil fehlende Bodenbeläge und unfertige Wände. Die Liste ist lang. Von Tafeln, Whiteboards, Telefonen und funktionierendem Internet ganz zu schweigen. Von draußen stört lauter Baulärm Schüler und Lehrer.

Gefährlich wird die Situation, weil die Stadt sich anscheinend nicht ausreichend um die Sicherheit an der Straße gekümmert hat. Das Mobilitätsreferat beklagt gegenüber der SZ das "enge Zeitfenster bis zum Schulstart" und "fehlende Querungszahlen". Dass die 470 Schüler umziehen werden, stand allerdings schon seit über einem Jahr fest. Und dass einige Mittelinseln zur Überquerung der Straßen nicht ausreichend sind, zeigte sich gleich am ersten Schultag. "Da ist ein absolutes Chaos", heißt es bei der örtlichen Polizeiinspektion. "Irgendwas muss man machen, sonst gibt es noch Verletzte", sagt ein hochrangiger Polizeibeamter. Das Mobilitätsreferat wurde nun nochmals tätig und besichtigte den Ort am Donnerstagmorgen, wie ein Sprecher bestätigt. Konkrete Ergebnisse konnte er danach allerdings keine angeben. Man müsse "zeitnah" einen weiteren Ortstermin vereinbaren.

Die ganzen Sommerferien über hatten sich Eltern und Schulleiter Florian Schmidt darum bemüht, dass der Umzug der Schule nicht in einem völligen Durcheinander endet. Offensichtlich vergeblich, sagt Borrmann. Obwohl das städtische Bildungsreferat zuvor "pragmatische Unterstützung" zugesagt hatte. Lieferengpässe beim Material und eine verspätete Baugenehmigung hätten die Fertigstellung der Schulcontainer verzögert. "Die Situation wollen und werden wir so nicht akzeptieren. Das sind keine Zustände für einen sicheren und zielführenden Schulalltag", sagt Elternbeirätin Borrmann.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5413636
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 18.09.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.