Süddeutsche Zeitung

Harlaching:Zügige Planung

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Trotz drohender Einbußen im Etat hält die Stadt an der Zweigstelle der Rotbuchen-Grundschule auf dem Klinikgelände fest. Lokalpolitiker machen ihre Kritik vor allem an dem eng begrenzten Baufeld fest

Von Julian Raff, Harlaching

Wenn alles gut geht, können jeweils drei Schulklassen eines Jahrgangs ab September 2024 in der Zweigstelle der Rotbuchen-Grundschule auf dem Harlachinger Klinikgelände unterrichtet werden. Bislang bremsen Corona-Krise und angespannter Stadthaushalt das Projekt eines kompakten Schulgebäudes auf dem Parkplatz im Nordosteck des Campus nicht aus. Umso deutlicher warnt Clemens Baumgärtner (CSU) seine Kollegen im Bezirksausschuss (BA) 18 davor, es durch seiner Meinung nach unrealistische Ansprüche zu verzögern.

Vertreter des Planungs- und Schulreferats (RBS) stellten die zugrunde liegende Neufassung des Klinik-Bebauungsplans im BA vor. Wie Siegfried Trautmannsberger vom RBS erklärte, entsteht auch die neue Zweigschule als "Lernhaus". Verteilt auf drei Etagen, gruppieren sich dabei die zwölf Klassenzimmer um einen zentralen, atriumartigen Bereich. Im Gegensatz zu den einst üblichen langen Fluren, die brandschutzhalber frei gehalten werden mussten, kann der Zentral-Raum gemeinschaftlich genutzt und entsprechend möbliert werden. Unmittelbar um das Gebäude bleibt dagegen kaum Platz für Aufenthalts-, Spiel- und Sportflächen. Wie sonst eher im Stadtzentrum, nutzt die Planung hierfür Dach und Souterrain. Oben unter freiem Himmel sind ein Allwettersportplatz und der Schulgarten vorgesehen, unten im Erd- und ersten Untergeschoss eine Zweifachsporthalle. Die Sportflächen werden nach Norden, in Richtung Seybothstraße, platziert. Unter der Südhälfte des Gebäudes entsteht als Ausgleich für den wegfallenden Parkplatz eine Tiefgarage, voraussichtlich mit Zufahrt über die Theodolindenstraße.

Bei aller Begeisterung über die zügige Planung äußerte die Grünen-Fraktionssprecherin Julia Fitzner doch die Sorge, aus der Enge des Baufelds könne am Ende eine charakterlose "Grundschul-Schuhschachtel" geboren werden. Im schlimmsten Fall würden die Kinder "vom Dach aus mit traurigen Augen auf ein grünes Klinikgelände blicken, das sie nicht betreten dürfen". Die Referate sollten daher doch noch einmal prüfen, ob sich nicht irgendwo auf dem Klinikareal Platz für einen Außenbereich mit Grünfläche und Laufbahn findet. Zudem wünschen sich die Grünen "erlebbare Natur" im Schulumfeld und eine entzerrte Zugangs- und Zufahrtssituation.

Mit Blick auf das Nachbarprojekt einer gerontologischen Rehaklinik kam im Bezirksausschuss auch die Frage auf, ob eine große, zentrale Tiefgarage mit Zufahrt über die Seybothstraße nicht besser sei, als die separate Garage.

Für Ex-BA-Chef und Wirtschaftsreferent Baumgärtner hängt da deutlich zu viel "aber" am "Ja" des BA. Man könne froh sein, wenn man in der drohenden Haushaltskrise überhaupt einen Schulbau bekomme, und das Mitte des Jahrzehnts "und nicht erst 2030", so Baumgärtner. Das Naturerlebnis biete ja zum Beispiel der Perlacher Forst, nur ein paar Schritte vom neuen Standort entfernt. Nach dem Motto "es gibt keine dummen Fragen", glaubt Fitzner dagegen weiterhin nicht, dass Änderungswünsche das Projekt verzögern.

Eine gesichtslose Architektur befürchtetet Trautmannsberger keineswegs, nicht umsonst erhielten manche Lernhausschulen wegen ihres Vorbildcharakters fast täglich Besuch von auswärtigen Experten. Als Freiluft-Spielmöglichkeit beim Gebäude kann sich Matthias Beck vom Planungsreferat außerdem auf dem begrenzten Platz immerhin einen "Sand-Wasser-Matschbereich" vorstellen. Der Lärmschutz in Krankenhausnähe bleibt schwierig. Anders als befürchtet, werde er aber keine nachträgliche Einhausung der Dachflächen erfordern, versichern die Planer. Die große gemeinsame Tiefgarage halten Beck und Trautmannsberger für nahezu ausgeschlossen, da die Schule deutlich vor der Rehaklinik fertig werden soll und in der Zwischenzeit nicht auf Parkplätze verzichtet werden könne. Eine ganz andere Lösung des Verkehrsproblems hat die Stadt unterdessen noch nicht auf dem Schirm: Ginge es nach dem BA, wären Schule und Klinik in nicht allzu ferner Zukunft vom Mangfallplatz her per U-Bahn erreichbar.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2020
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