Prozess:Die verbotene Plantage im Maisfeld

Cannabisanbau

Wegen des Anbaus von Cannabis müssen sich drei junge Männer vor Gericht verantworten.

(Foto: dpa)
  • Drei Männer sollen in einem Maisfeld bei Altomünster 190 Cannabispflanzen angebaut und mit Marihuana gehandelt haben.
  • Hätten sie diese Pflanzen verkauft, hätten sie wohl 600 000 Euro verdient.
  • Vor Gericht schweigen die Männer zu den Vorwürfen, dabei drohen ihnen empfindliche Gefängnisstrafen.

Aus dem Gericht von Susi Wimmer

Es scheint, als säßen nur Musterknaben auf der Anklagebank. Adrette junge Männer aus gutem Elternhaus im Landkreis Dachau, allesamt angehende Studenten. "Sie hatten doch alles", sagt die Vorsitzende Richterin Regina Holstein, "warum muss man zum Drogengroßhändler werden?"

Vor der ersten Jugendkammer am Landgericht München II sitzen drei 21 Jahre alte Männer, die in einem elterlichen Maisfeld in Altomünster auf einer Länge von 300 Metern 190 Cannabispflanzen versteckt angesetzt hatten. Der Verkauf der rauchbaren Blüten hätte ihnen wohl mehr als 600 000 Euro eingebracht. Doch die Plantage wurde entdeckt und von der Polizei abgeerntet. Dennoch machten zwei von ihnen weiter, flogen nach Malaga zu einer Hippie-Kommune, um dort drei Kilogramm Marihuana zum Dealen einzukaufen. Nun erwarten die zwei Haupttäter empfindliche Gefängnisstrafen.

"Hier sitzt nicht der große Drogenkönig", behauptet Maximilian T. (alle Namen geändert). Bislang hat der 21-Jährige zu allen Vorwürfen geschwiegen. Nachdem das Gericht mit den Verfahrensbeteiligten vorab ein Rechtsgespräch angeregt hatte, in dem für ihn als Drahtzieher bis zu fünfeinhalb Jahre Haft im Raum standen, liest er zunächst ein Geständnis von einem Zettel ab: Bei einer Geburtstagsparty im Jahr 2016 habe er mit seinem Freund Leon W. gekifft und man sei auf die Idee gekommen, das Gras doch selbst anzubauen. Anleitungen im Internet gab es zuhauf, und so kauften sie fünf Säcke Erde und Samen und versuchten ihr Gärtnerglück in einem Waldstück und später in einem Maisfeld. Doch der Waldboden sei zu steinig gewesen, das Feld wohl zu nass, jedenfalls verschimmelte ein Großteil der Pflanzen. Daraufhin erwarben die Hobbygärtner in Salzburg 200 Samen der Marihuana-Sorte "Durban Poison" und säten in einem Waldstück bei Schmelchen in Altomünster den Einkauf in Pflanztöpfen aus. Der dritte Angeklagte Thomas Z., der wegen Beihilfe vor Gericht steht und den eine Bewährungsstrafe erwartet, soll gelegentlich den Drogennachwuchs gegossen haben.

Im Mai 2017 setzten sie die Pflänzchen in das Maisfeld von Maximilian T.s Vater um, das dieser verpachtet hatte. "Dass das dem Pächter zugerechnet werden könnte, daran haben Sie nicht gedacht", redet Richterin Holstein den Angeklagten scharf an. Der senkt den Kopf. Im September erntete das Duo 500 Gramm und verkaufte 240 davon zu einem Preis von über 1000 Euro. Der Hauptgewinn aber stand noch auf dem Feld: Über zwei Meter Hohe Cannabisbüsche, 420 Kilogramm Biomasse, 60 Kilo rauchbare Blüten.

Doch dann kam ein Jäger des Weges und sah das Cannabis aus dem Mais spitzen. Er informierte den Pächter, der schaltete die Polizei ein. Die Beamten grasten das Drogenfeld nicht sofort ab, sondern installierten unter anderem eine Videoüberwachung. Und offenbar ist auf einem Bild Maximilian T. auf einem Traktor zu sehen. Die Ernte fuhr die Kripo dann im September 2017 ein. Zu dem Zeitpunkt waren die Täter aber offenbar noch nicht identifiziert. Und es sollte noch ein Jahr dauern, bis die Polizei die Dealer festnahm.

Nachdem die eigene Anzucht fehlgeschlagen war, flogen Maximilian T. und Leon W. Pfingsten 2018 nach Malaga, um für 9000 Euro drei Kilo Marihuana zu kaufen. Dort soll sie Drogenboss "Edgar" über den Tisch gezogen haben, sodass sie am Ende via Kurier nur zwei Kilo erhielten. Als die zwei erneut aus Spanien zurückkamen, wartete die Polizei bereits am Flughafen.

Leon W. ist geständig, er räuspert sich verlegen und erzählt, dass er während der Haft in der Bücherei arbeitet. Maximilian T. engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit, er weint und sagt, "14 Monate U-Haft haben mir täglich vor Augen geführt", welch große Sorgen er auch seiner Familie bereitet hat. "Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie nur zweimal in Spanien waren, und nicht öfter?", fragt Richterin Holstein nach. Maximilian T. gerät ins Stocken und will sich daraufhin längere Zeit mit seinen Anwälten Birgit Schwerdt und Marc Wederhake beraten. Das Urteil soll am Montag fallen.

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