Süddeutsche Zeitung

Freizeit in München:Schaurig-schöne Tipps zu Halloween

Lesezeit: 5 min

Halloween naht: Der Brauch aus den USA wird längst auch hierzulande dankbar angenommen, um nächtlichen Unfug zu treiben und Süßigkeiten zu sammeln. Am unterhaltsamsten ist es aber, dabei selbst kreativ zu werden.

Von Rosanna Grossmann

Basteln: Ein Kürbis kommt selten allein

Für eine Kürbislaterne gilt eine einfache Bastelanleitung: Am Kürbisstiel einen runden Deckel abschneiden, mit einem scharfen Löffel das Innere herauskratzen. Eine nicht zu dünne Wand stehen lassen. Dann die Grimasse aufzeichnen, mit einem Messer herausschnitzen, Kerze rein, Deckel drauf, fertig. Mühsam, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch schön und weniger arbeitsintensiv ist die Anschaffung kleinerer Zierkürbisse. Wie wäre es zum Beispiel mit einer zackigen "Krone", einer ulkigen "Bischofsmütze" oder gar einem warzigen "Gremlin"? All diese Sorten und noch viele mehr gibt es auf dem Habeker Hof in Haar; jedes Jahr sind sie dort im Garten ausgestellt. "Der Kürbis ist wirklich ein In-Gemüse", sagt Rosemarie Habeker. Gerade im ersten Jahr der Pandemie sei die Nachfrage noch einmal mehr gestiegen. Passende Rezepte hat der Hof auch parat - auf der Website sind zwölf ausgewählte ausgestellt - so dass man Lust bekommt, direkt loszulegen. Und für die Halloweenlaterne? "Dieses Jahr sind weiße angesagt", verrät Habeker, "Gespensterkürbisse, die man auch blutig verzieren kann". Also am besten schon mal anfangen mit dem Auskratzen.

Habeker Hof , Gronsdorfer Str. 22, 85540 Haar, Telefon 089/467177, www.habeker-hof.de

Spukorte: Das Grauen lauert an der Ecke

Immer wieder soll ein geisterhafter "dicker Mann" Menschen erschienen sein, die das Maxtor durchquerten. Jedes Mal verschwand er wieder spurlos. Die unheimliche Legende ist nur eine derer, die Astrid Süssmuth in ihrem Band erzählt: "111 Spukorte in und um München, die man gesehen haben muss". Zu dem Geist vom Maxtor gesellen sich Phänomene wie das grauenhafte Stöhnen auf der Teufelsbrücke am Sendlinger Tor, das von einem vor Jahrhunderten dort eingemauerten Straftäter stammen und in Nebelnächten noch immer zu hören sein soll. Oder die Geisterkatzen, die Spaziergängern am Radlsteg um die Beine streichen und deren Miauen urplötzlich verklingt - denn es gehört eigentlich den Katzen, die dort früher ertränkt wurden. Ganz schön brutal muten manche von Süssmuths recherchierten, mit viel Stadthistorie angereicherten Geschichten an. Und manch ein Leser macht sich nach der Lektüre vielleicht nachts selbst auf den Weg, um die geisterhaften Orte aufzusuchen. Karten am Buchende erleichtern das Auffinden - doch sollte man sich nicht vom dicken Mann erwischen lassen.

Astrid Süssmuth: 111 Spukorte in und um München, die man gesehen haben muss (Emons-Verlag, 16,95 €)

Touren: Den Dämon beim Schopfe packen

Der Nebel kriecht zwischen den Kulissen entlang, man kann kaum etwas sehen. Moment - hat da etwas gescheppert? Und da, ist da nicht jemand entlanggehuscht? Keine Sorge, es ist bestimmt nur ein Zombie, wiedererweckt von einem Voodoo-Zauber in der Bavaria-Filmstadt. Auch dieses Jahr gibt es dort wieder die "Spooky Touren" - gute anderthalb Stunden mit Herzklopfen durch Labyrinthe irren und sich von Spezialeffekten erschrecken lassen. Rund 30 Schausteller, verkleidet als Clowns oder andere zwielichtige Gestalten, gehen ausgerüstet mit Kettensägen auf Besucher-Jagd. Für die interaktive Tour wurden aktuelle Filmkulissen wie die von "Jim Knopf", "Fack ju Göhte" oder der "Zauberflöte" umgestaltet, um neue Schauergeschichten zu erzählen. So wurde etwa einer der Regisseure mit einem Fluch belegt und muss nun als umherirrende Totenkopfgestalt versuchen, diesen zu lösen. Auch die Voodoo-Hexe, die alte Übeltäterin, wurde als neuer Charakter zum Leben erweckt. Unterwegs soll das Publikum das Gefühl bekommen, in der unheimlichen Umgebung auf sich allein gestellt zu sein.

Trotz der Pandemie hatten die Organisatoren im vorigen Jahr gut besuchte Touren - es kam sogar mehr Publikum als im Vorjahr. Kurz vor Halloween wurde der "Lockdown light" verkündet, da wollten doch viele schnell noch etwas Besonderes unternehmen. Bleibt zu hoffen, dass dem gruseligen Gang durch die Labyrinthe auch diesmal nichts im Wege steht. Freilich gilt die 3-G-Regel. Im Gegensatz zu 2020 wird übrigens auch wieder die Nebelmaschine angeworfen. Denn was wäre ein Horror-Event ohne Nebel? Verkleidungen des Publikums sind hingegen nicht erlaubt. Die Verwechslungsgefahr mit den echten Monstern wäre wohl zu groß.

Spooky Tour , Bavaria Filmstadt, Do., 28. bis So., 31. Oktober, 4 Touren pro Tag, Uhrzeiten, Karten und Infos unter www.filmstadt.de

Filme: Todesgrunzer aus der Tiefe

Natürlich darf an Halloween ein guter Horrorfilm nicht fehlen. Während man vielleicht noch an die Achtzigerjahre-Klassiker mit handgemachten Effekten denkt, wird heuer das Angebot der Streamingdienste immer größer. Auch Kurzfilme gibt es zuhauf, man gebe in Youtube nur mal das Stichwort "Horror Short" ein. Tatsächlich gibt es auch einige Schocker, die in München spielen. Eine kleine Perle ist etwa "Sieben Monde" von Peter Fratzscher aus dem Jahre 1998 - ein Werwolf-Film mit dem jungen Jan Josef Liefers in der Hauptrolle des erfolglosen Autors (Foto), mit Marie Bäumer als Femme fatale, Christoph Waltz als Ermittler und Ulrich Mühe, der den psychopathischen Gegenspieler gibt. Zuerst kommt der Biss - daraus entwickeln sich ein sympathischer Möchtegernwolf und eine Geschichte, die mit Grimm'schen Märchen und Metabedeutungen gespickt ist als wäre es ein Tatort im Horrorgenre. Als seltener Fall eines deutschen Gruselfilms ist "Sieben Monde" überraschend spannend.

Wer bereit ist, noch ein wenig tiefer in die Trash-Tonne zu greifen, dem sei zunächst der Science Fiction-Film "Antibody" von Christian McIntire ans Herz gelegt, in dem eine nukleare Explosion droht, München vom Erdboden zu tilgen. Das Problem des Bombenentschärfers besteht darin, den mikroskopisch kleinen Zünder im Körper eines Terroristen zu finden - also muss ein Schrumpfapparat her, sodass sich eine kleine Crew mit einem intravenösen "U-Boot" auf die Suche machen kann. Die im Jahr 2002 deutlich spürbare Terrorangst wird hier ins Absurde verdreht, inklusive komischer, deutsch synchronisierter Todesgrunzer. Auch "Zombies from Outer Space" von Martin Faltermeier ist ein echter Tipp für Trash-Fans. In seinem Filmprojekt aus dem Jahr 2012 lässt der Regisseur gnadenlos Klischees deutscher Fünfzigerjahre-Heimatfilme auf US-Schocker jener Zeit prallen: Die junge fesche Maria aus dem ländlichen Bayern sieht sich mit glibberigen Schleimmonstern und Rieseninsekten konfrontiert. Ein Science-Fiction-Horror-Heimatfilm der Sonderklasse.

Dekorieren: Fiese Fratzen für alle Fälle

"Trick or Treat" - "Süßes, sonst gibt's Saures" rufen auch hierzulande die Kinder vor den Türen, mit löchrigen Bettlaken in kleine Geister verwandelt. Doch nicht jeder traut sich, der Bande aufzumachen, oder hat gar Lust, die geliebten Schokoriegel an sie zu verfüttern. In Deutschland ist das Von-Tür-zu-Tür-Gehen nicht so weit verbreitet wie in den USA, wo die Zeit vor Halloween für Lebensmittel- und Getränkeproduzenten den zweitgrößten Umsatz nach Weihnachten bedeutet. Mit dem Verkauf von passender Deko und allem, was das Halloween-Herz begehrt, kennt sich Randy Mikels aus. Der Geschäftsführer des Horrorshops, zu dem ein 2000 Quadratmeter großer Laden in Landsham bei Pliening, ein Shop in der Münchner Innenstadt und ein begehbares Horror-Haus gehören, ist schon seit 30 Jahren im Gruselbusiness. Er hat einen Tipp für das Herumziehen von Haus zu Haus: "Wenn man mitmachen will, kann man ja einen kleinen Halloweenkürbis rausstellen", rät er, "oder eine Fußmatte mit einer Hexe darauf rauslegen." Mit der Dekoration kann man darauf aufmerksam machen, dass klingelnde Geisterchen hier willkommen sind.

Auch in diesem Jahr wird es pandemiebedingt keine Schmink- und Kürbisschnitzkurse in Räumlichkeiten des Horrorshops geben. Doch das Fest bietet dennoch Möglichkeiten für Aktivitäten mit jungen Menschen: "Beim Dekorieren der Häuser kann man auch die Kinder miteinbeziehen", rät Mikels. "Vor allem auf dem Land wird auch viel geschmückt. Es gibt einen richtigen Wettbewerb zwischen den Häusern - das ist fantastisch, wenn man nachts herumgeht und sich das anschaut." So groß wie in den USA ist der Hype in Deutschland sicher nicht. Doch Fans der Gruselfeier gibt es allemal - Schaudern ohne reale Gefahr ist einfach schön.

Horrorshop , Gewerbestr.15, 85652 Landsham, Telefon 089/94402860; City Store, Müllerstr. 54, München, Telefon 089/263508; bis 31. Oktober, Mo.-Sa., 10-20 Uhr, www.horror-shop.com

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