Haidhausen:Lokalpolitiker sind gegen neue Wohnungen

Haidhausen: Das alte Haus an der Gallmayerstraße 9 in Haidhausen soll einem fünfstöckigen Neubau samt Tiefgarage weichen.

Das alte Haus an der Gallmayerstraße 9 in Haidhausen soll einem fünfstöckigen Neubau samt Tiefgarage weichen.

(Foto: Robert Haas)

In Haidhausen sollen durch zwei Bauprojekte deutlich mehr als 100 zusätzliche Wohnungen entstehen, einige davon als Apartments für Boardinghäuser. Doch der Bezirksausschuss lehnt das ab - er fürchtet um "das Zusammenleben im Stadtbezirk".

Von Patrik Stäbler

Auf dem einen Grundstück steht lediglich ein ziemlich heruntergekommenes Haus, auf dem anderen eine alte Werkshalle. Beide befinden sich in Haidhausen, mithin beste Innenstadtlage. Und hier wie dort gibt es nun Pläne für größere Bauprojekte mit jeweils etwa 70 Wohnungen, die im Bezirksausschuss Au-Haidhausen (BA) jedoch auf harsche Kritik stoßen - unter anderem, weil bei beiden Projekten sogenannte Boardinghäuser zum Kurzzeitwohnen entstehen sollen.

Das erste Projekt, für das eine Voranfrage bei der Lokalbaukommission (LBK) eingegangen ist, betrifft das Areal an der Gallmayerstraße 9 nahe dem S-Bahnhof Rosenheimer Platz. Dort steht ein zweistöckiges Haus, das seine besten Tage augenscheinlich hinter sich hat. Wie aus einer Antwort des Sozialreferats auf einen Antrag der Linken aus dem Jahr 2021 hervorgeht, sind für dieses Grundstück mehrfach Bauanträge und Voranfragen gestellt worden. "Diese wurden jedoch zum Teil zurückgezogen, zum Teil durch Nachbarschaftsklagen beeinträchtigt", so die Behörde.

Nun soll das Gebäude abgerissen und durch einen fünfstöckigen Neubau samt Tiefgarage ersetzt werden. In den beiden unteren Geschossen ist das Boardinghaus vorgesehen - also Apartments, die meist für einige Wochen oder Monate vermietet werden. In den oberen Stockwerken sollen normale Wohnungen, unter anderem für Studenten, entstehen. Für das Vorhaben müssten acht Bäume gefällt werden.

Aus Sicht des BA sind die Pläne "überdimensioniert", kritisiert Nikolaus Haeusgen (CSU), der Denkmalschutzbeauftragte des Gremiums. Zudem lehne man ein Boardinghaus ab, da dies "das Zusammenleben im Stadtbezirk negativ beeinflusst". Jedoch gab Haeusgen zu bedenken: "Wenn dort Wohnungen statt eines Boardinghauses entstehen, sind das Neubauwohnungen, die sehr teuer vermietet werden dürfen." Das wiederum könne dazu beitragen, "dass irgendwann die Erhaltungssatzung für Haidhausen in Gefahr gerät". Schließlich kann dieses Instrument zum Schutz vor Gentrifizierung nicht mehr eingesetzt werden, wenn die Durchschnittsmiete ein bestimmtes Niveau erreicht hat.

Trotz dieser Sorge blieb der BA einstimmig bei seinem Veto gegen ein Boardinghaus - nicht nur in der Gallmayerstraße, sondern auch am Preysingplatz 3 bis 7. Dort sollen laut einem Vorbescheidsantrag eine Werkshalle und der Keller im Innenhof abgerissen und durch zwei Wohngebäude samt Tiefgarage ersetzt werden. Insgesamt müssten dafür 15 Bäume weichen. Eines der neuen Gebäude, so der Plan, würde dann zum Boardinghaus. Für das andere sowie die vorhandenen Häuser sieht der Antrag eine Wohnnutzung vor.

Auch dieses Vorhaben kritisiert der BA als "zu massiv an dieser Stelle". Zudem sei unklar, "wie in dem Umfeld, bei einem Zuwachs von 70 Wohneinheiten, die Zu- und Abwegung erfolgen soll, ohne den Bestand erheblich zu beeinträchtigen". Bei den vorhandenen Gebäuden handelt es sich um ehemalige Werkswohnungen der inzwischen aufgelösten Firma Kathreiner - einst einer der größten Lebensmittelhändler in Deutschland und besonders bekannt für seinen Malzkaffee.

Zwar sind die Bestandsgebäude nicht denkmalgeschützt, wohl aber der Keller, in dem früher Wein in riesigen Tanks gelagert wurde. Entsprechend weist der BA in seiner Stellungnahme darauf hin, dass die Untere Denkmalschutzbehörde einzubeziehen sei. Und sollte es zu einem Abriss kommen, so die Forderung des Gremiums, dann müsse der Keller zuvor fotografisch dokumentiert werden.

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