Im Üblacker-Häusl in Haidhausen ist von diesem Mittwoch an eine neue Ausstellung zu sehen. Der Münchner Künstler Lukas Frese zeigt dort Werke unter dem Titel „The City and the Night“ – was zur ungewissen Zukunft dieses einzigartigen Kulturorts passt. Denn zum einen ist der Verein Freunde Haidhausens, der das Üblacker-Häusl betreut, aktuell nicht gut zu sprechen auf die „city“, also die Stadt. Zum anderen drohen dem früheren Herbergsanwesen, das zu den beliebtesten Fotomotiven im Viertel gehört, im übertragenen Sinne dunkle Zeiten. So fürchten die Freunde Haidhausens, dass das Üblacker-Häusl in seiner jetzigen Form bald Geschichte sein könnte. Oder wie es Vizevorsitzender Roland Rausch mit Blick auf die Frese-Schau sagt: „Wir hoffen, dass das nicht unsere letzte Ausstellung ist.“
Dazu muss man wissen: Neben wechselnden Kunstschauen gibt es im Üblacker-Häusl auch zwei Museumsräume. Sie zeigen anhand von Leihgaben des Stadtmuseums, wie eine Tagelöhner-Familie im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Das Herbergsanwesen selbst – es ist benannt nach seinem früheren Besitzer, dem Holz- und Kohlenhändler Johann Üblacker – wurde 1966 von der Stadt München erworben. Einige Jahre später stand ein Abriss im Raum, wogegen hauptsächlich der Bezirksausschuss kämpfte – mit Erfolg. So wurde das Anwesen unter Denkmalschutz gestellt und von 1977 an für 580 000 Mark saniert. Drei Jahre später starteten die Freunde Haidhausens dort ihr Konzept unter dem Motto „Kunst trifft Geschichte“ – wobei der Verein im Üblacker-Häusl weder Miete noch Nebenkosten zahlte, sagt Roland Rausch.
Doch genau das will die Stadt nun ändern: Sie hat dem Verein mitgeteilt, dass künftig eine Miete fürs Üblacker-Häusl fällig wird. Sie könne bei einer kulturellen Nutzung weit unter den üblichen Marktpreisen liegen, sagt Rausch. So seien in Gesprächen mit dem Rathaus von 300 Euro plus 250 Euro Nebenkosten die Rede gewesen. „Im Jahr sind das also 6000 bis 7000 Euro“, rechnet er vor. „Und das stellt unseren Verein vor gewaltige Probleme.“ Denn derzeit liegt das Gesamtbudget der Freunde Haidhausens bei jährlich 5000 Euro. Davon bezahle man nicht nur die Kunstschaffenden, sondern stelle auch die Öffnungszeiten des Museums sicher. Müsse man jetzt eine Miete samt Nebenkosten bezahlen, brauche es künftig zusätzliche Geldquellen über die Mitgliedsbeiträge hinaus, sagt der Vizevorsitzende.
Trotz dieser hohen Hürde hat sich die Vereinsführung dazu durchgerungen, auf die Forderungen der Stadt einzugehen. Dies habe man dem Rathaus mitgeteilt und zugleich das geforderte Konzept für eine künftige Nutzung des Üblacker-Häusl eingereicht. „Jetzt müssen wir abwarten, wie die Stadt reagiert“, sagt Rausch. Im Rathaus gibt man sich derweil bedeckt bei dem Thema. So teilt das Kulturreferat lediglich mit, dass die Stadt „ein sehr großes Interesse daran hat, die kulturelle Nutzung des Üblacker-Häusl zu sichern“. Man habe den Freunden Haidhausens angeboten, ihr Programm dort fortzuführen. „Erforderlich hierfür ist ein überzeugendes Nutzungskonzept, das derzeit vom Verein erarbeitet wird.“
Wieso die Stadt nach all den Jahrzehnten plötzlich Miete fürs Üblacker-Häusl verlangt? Und ob es Überlegungen für eine alternative Nutzung des Herbergsanwesens gibt? Diese Fragen lässt das Kommunalreferat unbeantwortet. Laut den Freunden Haidhausens existieren im Rathaus jedoch Gedankenspiele, wonach eine Verwaltungsstelle in das Häusl einziehen könnte, die sich um die Vor- und Nachlässe von Kunstschaffenden an die Stadt kümmert. Sollte es dazu kommen, wäre es dort wohl vorbei mit der Mixtur aus Kunst und Geschichte – zum Leidwesen der Freunde Haidhausens. Denn ihnen seien vorwiegend die Museumsräume, die eine Wohnküche und ein Schlafzimmer einer Tagelöhner-Familie zeigen, ein Herzensanliegen, betont Rausch. „Das ist ein Teil der Geschichte dieses Stadtviertels. Wenn das Museum aus dem Üblacker-Häusl rausmüsste, täte uns das sehr weh.“