Haidhausen:Der Rest vom Fest

Haidhausen: Auf dem Weißenburger Platz haben Aktivistinnen und Aktivisten von "Extinction Rebellion" weggeworfene Christbäume wieder aufgestellt.

Auf dem Weißenburger Platz haben Aktivistinnen und Aktivisten von "Extinction Rebellion" weggeworfene Christbäume wieder aufgestellt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Klimaschützer protestieren mit entsorgten Christbäumen

Von Jakob Wetzel

Ein paar alte Weihnachtsbäume sind bei Regen und Wind am Dienstagvormittag schon wieder umgefallen, andere aber stehen noch: Etwa ein Dutzend Aktivisten der Klimaschutz-Gruppe "Extinction Rebellion" haben am Morgen am Weißenburger Platz in Haidhausen aus etwa 30 alten und weggeworfenen Christbäumen einen neuen Nadelwald gepflanzt - oder besser: aufgestellt. Manche haben sie in die Erde gesetzt, andere mit Holzständern aufgerichtet. Die Zweige haben sie mit bunten Zetteln geschmückt, auf denen Sprüche stehen wie "SOS - Wald in Not", "Hilf dem Wald - werde Teil der Klimabewegung" oder auch "Schade, dass Bäume Sauerstoff statt WLAN produzieren". Und in der Mitte haben sie ein grünes Schild platziert. "Last Christmas?" steht darauf: Der Klimawandel gefährde die Wälder.

Sie wollten mit ihrer Aktion niemandem einen Vorwurf machen, sagt Florian Fertl von "Extinction Rebellion München". Es gehe auch nicht darum, die Tradition abzuschaffen, Christbäume aufzustellen. Sondern sie wollten darauf aufmerksam machen, dass der Wald leide. Der "Bund Deutscher Forstleute" etwa unterstützt seit dem vergangenen Jahr die Initiative "Foresters for Future" und deren Einsatz für mehr Klimaschutz: Die Wälder seien seit Jahren in einer Ausnahmesituation, und die Forstleute mit ihnen. Die meisten Weihnachtsbäume stammten noch dazu häufig aus Monokulturen, die dem Boden schaden, sagt Fertl. In diesen Plantagen würden derzeit in Deutschland knapp 30 Millionen Bäume wachsen, weitere würden jedes Jahr importiert. "Die Plantagen brauchen Platz, der unserer Meinung nach besser für echte Wälder oder auch für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden sollte."

Die Bäume für ihre Aktion am Dienstagmorgen haben die Aktivisten nach eigenen Angaben vom Bordeauxplatz zum Weißenburger Platz geschleppt. Dort legen jedes Jahr viele Münchner ihre alten Christbäume ab, um sie zu entsorgen - obwohl das eigentlich verboten ist. Das sei eine "wilde Müllablagerung", heißt es von den Abfallwirtschaftsbetrieben (AWM). Wer seinen Christbaum regulär entsorgen will und keinen Garten hat, in dem er ihn kompostieren kann, solle ihn entweder zerkleinern, die Einzelteile in einen Sack stecken und diesen dann bei einem Wertstoffhof abgeben, oder man könne den Baum am Stück zu einer von 27 offiziellen Christbaumsammelstellen in München bringen. Diese hat die Stadt an ausgewählten Schulen und Kitas sowie erstmals auch an weiteren öffentliche Flächen ausgewiesen. Die Bäume können an Schulen und Kitas noch bis Donnerstag, 9. Januar, immer von 8 bis 17 Uhr abgegeben werden, an den übrigen Stellen dürfen sie bis Freitag, 10. Januar, abgelegt werden. Eine Liste aller Sammelorte steht unter www.awm-muenchen.de. "Wir hoffen und wünschen uns, dass sich alle an diese Plätze halten", sagt eine AWM-Sprecherin. Dann sei es logistisch einfacher, die Bäume abzuholen.

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