Demonstration in Haidhausen:Besorgt hinter Absperrband

Demonstration in Haidhausen: Die Organisatorin Lilo Becker-Ghmal demonstriert am Weißenburger Platz für die Recht der Kinder auf uneingeschränkte Bildung und kindgerechte Betreuung und hat auch am Shutdown einiges auszusetzen.

Die Organisatorin Lilo Becker-Ghmal demonstriert am Weißenburger Platz für die Recht der Kinder auf uneingeschränkte Bildung und kindgerechte Betreuung und hat auch am Shutdown einiges auszusetzen.

(Foto: Catherina Hess)

Eine Demonstration für Kinderrechte in Corona-Zeiten

Von Patrik Stäbler, Haidhausen

Die Demonstration läuft bereits seit einer Viertelstunde, da fällt Lilo Becker-Gmahl noch etwas ein. Aus einer Tasche kramt sie ein Plakat mit der Aufschrift "Wider den Shutdown" hervor und knotet es an einen Teppichklopfer, den sie danach gegen einen Baum lehnt. Das Ganze wirkt improvisiert - und passt damit zu dieser Kundgebung am Weißenburger Platz. Umgeben von rot-weißen Absperrbändern haben sich gut ein Dutzend Personen versammelt, um "für die Rechte von Kindern auf uneingeschränkte Bildung und kindgerechte Betreuung" zu demonstrieren - so hat es Lilo Becker-Gmahl im Vorfeld formuliert. Die 70-Jährige aus Haidhausen, "Oma und Schulweghelferin", wie sie sagt, ist auf diversen Corona-Kundgebungen in München gewesen. Nun hat sie erstmals selbst eine Demo organisiert. "Weil Kinder unsere Unterstützung brauchen, denn sie haben nicht die Lobby wie Autofirmen." Dass Schulen und Kindergärten noch nicht zum Regelbetrieb zurückgekehrt sind, sei "eine Katastrophe", findet Becker-Gmahl. "Da spielen sich in vielen Familien Tragödien ab."

Nachdem die Demonstranten ein erstes Lied gesungen haben, betont Lilo Becker-Gmahl noch ausdrücklich, "dass wir keine Personen aus dem rechtsradikalen Spektrum hier haben wollen". Danach ergreift Pascal Schmidt von der Initiative "Freiheitsversammlung München" das Wort, der die Haidhauserin bei der Anmeldung der Demo unterstützt hat. Er organisiert laut eigenen Angaben seit Ende April regelmäßig Kundgebungen. "Bei den Zahlen, die wir aktuell haben, nämlich eine Neuinfektion im Raum München, ist es nicht gerechtfertigt, Schulen und Kindergärten geschlossen zu halten", betont Schmidt. Tatsächlich hat das Rathaus kurz zuvor 18 neue Corona-Fälle im Stadtgebiet an diesem Tag gemeldet. Wenig später wettert eine weitere Rednerin gegen die "verfassungswidrigen Shutdown-Maßnahmen". Worauf ein Passant im Vorbeigehen auf ein Exemplar des Grundgesetzes zeigt, das auf einem Tisch ausliegt. Und der Rednerin ruft er zu: "Lesen Sie das mal besser ganz genau."

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