Stadion-Sanierung:"Man kann nicht immer noch mehr haben wollen"

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Warten auf die Sanierung: Über die Frage, wie das Grünwalder Stadion ertüchtigt werden soll, gibt es noch immer Streit. (Foto: Claus Schunk)

Die Stadt will das Grünwalder Stadion für knapp 80 Millionen Euro sanieren, doch der TSV 1860 lehnt die gestellten Bedingungen ab. Viele Stadträte sind enttäuscht, manche sogar stinksauer.

Von Heiner Effern und Joachim Mölter

Um die Sanierung des Stadions an der Grünwalder Straße ist ein Hickhack entbrannt, das Stadt und Verein noch eine Weile beschäftigen wird. Sportpolitiker zeigten sich am Freitag offiziell "verwundert" bis "enttäuscht" über den TSV 1860 München, der als Hauptmieter am meisten von den 77 Millionen Euro profitieren würde, mit denen das kommunale Fußballstadion in Giesing zukunftsfest gemacht werden soll. Übersetzt vom Politikerdeutsch in den Alltag heißt das: Die Stadträte sind ernüchtert, verärgert bis stinksauer.

Die Sportpolitiker hatten gedacht, dass sie dem TSV 1860 schon weit entgegenkommen, wenn sie das Grünwalder Stadion mit einem Dach für alle Fans ausstatten, mit Logen und mit einer größeren Zuschauerkapazität von dann 18 105 Besuchern. Das hatten sie am Mittwoch im Sportausschuss beschlossen, obwohl die Stadt in eine Zukunft mit Milliardenschulden blickt. Zur Bedingung machten sie, dass der TSV 1860 als wichtigster Mieter langfristig im sanierten Stadion spielt.

Der TSV will sich unter diesen Bedingungen aber nicht langfristig binden, wie er am Donnerstag in einer öffentlichen Erklärung mitteilte. Das Stadion ist nämlich nach der Sanierung nur tauglich für die zweite Liga, und das reicht den Verantwortlichen nicht - denn was würde passieren, wenn der Verein doch in einigen Jahren in die erste Liga aufsteigen würde? Die "Bemühungen" der Stadt habe man "positiv zur Kenntnis genommen". Übersetzt heißt das: Note fünf, Leistung nicht mal ausreichend.

Arena an der Grünwalder Straße
:München macht Löwenstadion fit für die zweite Liga

Der Sportausschuss der Stadt votiert für die teuerste Sanierungsvariante der traditionsreichen Arena. Die erwartete Gegenleistung der künftigen Nutzer ist eher symbolischer Natur.

Von Joachim Mölter

"Der TSV 1860 hat eher Türen zugeschlagen, als dass er die Hand gereicht hätte."

Verena Dietl (SPD), Sportbürgermeisterin und bekennender Löwen-Fan, ist von den Beschwerden des Vereins nicht überrascht, sie kennt diese Haltung aus vielen Gesprächen. "Mit großer Verwunderung" nimmt sie jedoch wahr, dass der Ärger über die Stadt so vehement und öffentlich geäußert wird. Gerade nach dem einstimmigen Beschluss im Sportausschuss. Allerdings steht dieser unter der Maßgabe eines "klaren Bekenntnisses" zum Grünwalder Stadion, eines "gegenseitigen Vertrauens" in diesem Punkt. "Seit gestern sind wir nicht mehr in dieser Ausgangslage."

Der Sportsprecher der Grünen im Stadtrat, Beppo Brem, findet das Verhalten der Löwen "enttäuschend". Der Stadtrat habe "alle Türen aufgemacht und alle Optionen auf den Tisch gelegt. Der TSV 1860 hat eher Türen zugeschlagen, als dass er die Hand gereicht hätte". Seine Kollegin von der SPD, Kathrin Abele, wundert sich nicht nur über den Inhalt der Mitteilung, sondern auch über die Art und Weise: "Das ist nicht der Ton, in dem man gerne miteinander spricht."

Stadtrat Thomas Lechner von der Fraktion Linke/Die Partei findet ebenfalls, dass die Löwen überziehen. "Das Geld liegt nicht auf der Straße rum." Die Stadt rolle schon den roten Teppich aus. "Man kann nicht immer noch mehr haben wollen." Gabriele Neff, sportpolitische Sprecherin der FDP, muss sehr an sich halten, um sich nur "extrem enttäuscht" zu äußern. Sie sieht die Stadt nun vor einer grundsätzlichen Entscheidung. Wenn es keine Bekenntnis des TSV 1860 zum Grünwalder Stadion gebe, brauche die Stadt nicht weiter so groß zu planen. "Wir können doch nicht ins Blaue hinein bauen."

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