Süddeutsche Zeitung

Spielstätte für den TSV 1860:Bloß nicht zu weit gehen

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Der Stadtrat beschließt, den Ausbau des Grünwalder Stadions behutsam voranzutreiben.

Von Dominik Hutter

Der abschließende Beschluss für einen Ausbau des Grünwalder Stadions ist es noch nicht. Es gehe zunächst nur darum, die Erfolgsaussichten in einem Genehmigungsverfahren zu klären, machte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) deutlich. Das Ziel lautet: 18 060 Zuschauerplätze statt der jetzigen 15 000, und nach Möglichkeit die Tauglichkeit für die zweite Bundesliga. Die Horrorvorstellung lautet: Die Stadt geht mit ihren Ausbauwünschen zu weit, der Bestandsschutz für das Stadion erlischt - und auf Giesings Höhen darf nie mehr Ligafußball gespielt werden. Um das zu vermeiden, erteilte die Mehrheit des Stadtrats allen Forderungen nach noch mehr Tribünenplätzen eine Absage und sprach sich dafür aus, die Variante mit 18 060 Zuschauern in die Prüfung zu schicken. Die ebenfalls, darauf weist Reiter hin, noch immer "hochrisikobehaftet" ist.

Mit dem Beschluss der Stadtrats-Vollversammlung können die Referentinnen Beatrix Zurek (Sport) und Rosemarie Hingerl (Bau) nun ausloten, ob der auch von den Löwen befürwortete Ausbau des "Sechziger-Stadions" eine Chance hat. Neben zusätzlichen Zuschauerplätzen geht es um eine komplette Überdachung der Tribünen, einen neuen Vip-Bereich und vielleicht einige Logen. Die Zahl 18 060 ist eine Show-Größe mit augenzwinkerndem Verweis auf das Gründungsjahr der Löwen (obwohl das Stadion auch von anderen Mannschaften genutzt wird). Das Architekturbüro Albert Speer und Partner war eigentlich auf maximal 18 105 Plätze gekommen, die ohne neue Baugenehmigung (plus Risiko auf Erlöschen des Bestandsschutz) wohl vertretbar wären. Die von der Stadt ursprünglich präferierte Größenordnung von wahlweise 18 600 bis rund 25 000 ist damit abschließend vom Tisch. Das sei nun endlich geklärt, freut sich die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Verena Dietl. "Bisher wussten wir nie genau, wann eigentlich Schluss ist."

Das Grünwalder Stadion zählt aber auch jetzt schon zu den meistgenutzten Stadien Deutschlands. Weshalb sich die Stadt eine Lösung überlegen muss, wie die vielen Partien überhaupt noch untergebracht werden können - Zahl der Plätze hin oder her. Ab der Saison 2019/2020 spielen münchenweit neben den in der Fröttmaninger Arena auftretenden Bayern-Profis der TSV 1860, die Bayern-Amateure, der SV Türk Gücü und die Frauen des FC Bayern in höheren Ligen (ab Regionalliga aufwärts). Spätestens in der Saison 2020/2021 müsse daher der Spielbetrieb im Grünwalder Stadion reduziert werden - irgendwer muss umziehen.

Dafür, auch das beschloss der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause, sollen nun gezielt andere Münchner Spielstätten unter die Lupe genommen werden. Das mit Abstand größte davon ist das Olympiastadion, das derzeit mangels Rasenheizung und anderer technischer Einbauten ohne Nachrüstung nicht einmal mehr für die zweite Bundesliga zugelassen ist. Die Arena von 1972, einst wichtigster Fußballtempel Münchens, soll daher für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs untersucht werden. Eine Sanierung für 100 Millionen Euro steht ohnehin an. Geprüft werden auch das Dantestadion in Gern, die Allianz-Arena und der FC Bayern-Campus.

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Quelle:
SZ vom 25.07.2019
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