München/Grünwald:Kleine Milbe, großes Problem

Die Wälder rings um München gelten mittlerweile als Zecken-Risikogebiete. Die Stadt empfiehlt vor allem Kindern und älteren Menschen eine Schutzimpfung

Von Jürgen Wolfram, München/Grünwald

Sie sind winzig wie Streichholzköpfe, doch das Problem mit ihnen wird immer größer. Seit sich kürzlich drei Menschen im Perlacher Forst durch Zeckenbisse mit einer Meningoenzephalitis (FSME) infiziert haben, rücken die gefährlichen Milben stärker in den Blickpunkt von Gesundheitsbehörden und Forstbetrieben. Galten die Wälder um München bisher eher nicht als Risikogebiete, so ist das nun anders. Das Referat für Gesundheit rät deshalb zur Schutzimpfung. Auf der Hut sind jene, die von Berufs wegen mit Wiesen und Wäldern zu tun haben.

"Shinrin Yoku" im Perlacher Forst bei München, 2018

Lange Hosen, festes Schuhwerk: Wer einen Waldspaziergang unternimmt, sollte schon bei der Kleidung darauf achten, den Zecken eine möglichst kleine Angriffsfläche zu bieten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Försterin Sigrid Hagen, Leiterin des Walderlebniszentrums Grünwald (Sauschütt), weist regelmäßig darauf hin, dass sich Besucher des Zentrums mit langen Hosen und festen Schuhen bekleiden sollten. Denn vor allem in hohem Gras lauerten die Zecken; auf nackten Beinen sei der Weg in die Kniekehle oder in die Leistengegend, wo sie sich besonders gern festsaugen, dann nicht weit. Hagen empfiehlt helle Hosen, weil man die Parasiten darauf besonders gut sieht. In jedem Fall sollte man nach einem Ausflug ins Grüne selbst nachsehen, ob der Körper frei ist von Zecken. Sie selbst und ihre Mitarbeiter besprühen ihre Hosen sogar mit einem Insektenschutzmittel. Und sie lassen sich von Fachleuten beraten, wie sie sich und ihre Gäste am besten schützen können. "Wir hatten zum Glück noch keinen Fall von FSME", berichtet die Försterin. Wobei die andere Spielart der Infizierung, diejenige mit Borreliose, noch viel schlimmer sei. "Kommt wesentlich häufiger vor, ist extrem heimtückisch und es gibt kein wirksames Mittel dagegen", warnt Sigrid Hagen. Der Perlacher Forst, in dem jüngst die Fälle von FSME aufgetreten sind, gehört zu den Revieren des Forstbetriebs München der Bayerischen Staatsforsten. Dessen Chef Wilhelm Seerieder rät von Panik ab, mahnt jedoch zur Vorsicht. "Sich impfen lassen wäre ratsam", sagt Seerieder.

Wer sich schützen will, kann von den Forstleuten einiges lernen. Diese reiben sich mit Zeckenschutzmittel ein, viele von ihnen lassen sich impfen, tragen stets feste Kleidung. Borreliose gilt bei Waldarbeitern und Förstern als anerkannte Berufskrankheit, wird für Nachweise entsprechend minutiös dokumentiert. Zecken im Wald seien zwar kein neues Thema, aber festzustellen sei, dass die lästigen Kleintiere neuerdings fast ganzjährig auftreten. "Gut möglich, dass dies etwas mit dem Klimawandel zu tun hat", sagt Seerieder.

Eine sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis macht sich auf höchst unangenehme Weise bemerkbar. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen können gleichermaßen auf eine Infizierung mit dem FSME-Virus hindeuten. Das Referat für Gesundheit und Umwelt beobachtet die Münchner Wälder genau, seit 2017 im Perlacher Forst ein infizierter Parasit gefunden worden war, damals noch ohne Befall eines Menschen. Seither steige die Zahl der Zecken mit FSME. Verlässlich verhindern lasse sich eine Erkrankung durch eine Impfung. Vor allem Kinder und ältere Menschen sollten davon Gebrauch lassen. In der Schwanthalerstraße 69 gibt es eine Impfberatungsstelle, die man im Zweifelsfall konsultieren kann. Sie ist unter der Service-Nummer 089/2336 6907 (Montag bis Freitag von 11 bis 12 Uhr) erreichbar.

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