Süddeutsche Zeitung

Giesinger Grünspitz:Die Oase bleibt noch ein Jahr

Der beliebte Treffpunkt an der Tegernseer Landstraße ist dank eines Zuschusses voraussichtlich bis Ende 2022 gesichert. Danach könnte ein Teil des Geländes bebaut werden.

Von Ilona Gerdom

Konzerte, gemeinschaftliches Garteln oder Yoga: Das könnte auf dem "Giesinger Grünspitz" bis Ende 2022 möglich bleiben. Der Verein Green City kann die Freifläche in Obergiesing voraussichtlich weiter bespielen. Das stand auf der Kippe, weil Geld fehlte. Nun sichern die Stadtratsfraktionen und Koalitionspartner Die Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt allerdings 45 000 Euro Fördermittel zu. Formal beschlossen ist das aber nicht. Abgestimmt werden soll über den städtischen Haushalt - und damit über den Änderungsantrag - erst im Januar. "Wir freuen uns sehr, dass wir nun das Projekt weiterhin als Ort für alle aufrechterhalten können", sagt Christina Pirner, Projektverantwortliche bei Green City.

Die Fraktionen teilen mit, dass der "beliebte Treffpunkt im Viertel" fortbestehen soll. "Es wäre wirklich ein Armutszeugnis für die Stadt, wenn wir es nicht schaffen würden, diesen vorbildlichen Ort offenzuhalten", so Stadtrat Roland Hefter (SPD). Daher habe man sich auf eine Förderung "verständigt". Auf Anfrage heißt es aus der Pressestelle der SPD/Volt-Stadtratsfraktion, dass die Finanzierung gesichert sei. Man habe das verhandelt. Ein entsprechender Änderungsantrag zum Haushalt solle im Januar eingebracht werden. Da die Fraktionen zusammen die Stadtratsmehrheit bilden, ist davon auszugehen, dass dem zugestimmt wird. Die Gelder sollen aus Fördertöpfen und dem Pandemiefonds kommen.

Fast 5000 Unterstützer fordern den Erhalt

Die etwa 2000 Quadratmeter große Dreiecksfläche zwischen Tegernseer Landstraße und Martin-Luther-Straße ist erst seit 2014 öffentlich zugänglich. Green City entwickelte hier über die Jahre einen Ort, der bei vielen in der Nachbarschaft Begeisterung hervorruft und bei anderen, die sich über Lärm beschweren, unbeliebt ist. So oder so: Mit Geldern aus dem Programm "Soziale Stadt" hatte der Verein bis 2019 ein "umfangreiches partizipatives und nachbarschaftliches Projekt" aufgezogen. 2020 wurde das dann laut Planungsreferat aus dem Budget von "Bürger gestalten ihre Stadt" und vom Bezirksausschuss finanziert. So konnte Green City "erneut die Koordination der Zwischennutzung, das Freiflächenmanagement und die Bürgerbeteiligung" übernehmen.

Mit den in Aussicht gestellten 45 000 Euro könnte das nun auch im kommenden Jahr gehen. Das Geld, erklärt Pirner, würde in die "Betreuung und Koordination des Platzes" fließen - "von der Pflege der Beete über Laubrechen bis hin zur Unterstützung von Veranstaltungen". Aber um dem Grünspitz "als grüne Freifläche der Nachbarschaft zugänglich zu machen, sind viele Aufgaben nötig". Kosten entstehen also neben Unterhalt auch für Personal.

Und was kommt danach? Im nördlichen Teil des Areals könnte gebaut werden. Das dort mögliche Baurecht sei bislang nicht verwirklicht, teilt das Planungsreferat mit. Der südliche Part des Grünspitz soll vom Baureferat als öffentliche Grünfläche übernommen werden. Das weitere Vorgehen werde derzeit zwischen Bezirksausschuss und Baureferat abgestimmt.

Was sich von 2023 an auf der Fläche entwickelt, ist also nicht abschließend geklärt. Dass sich viele Menschen an der Stelle ein Gemeinschaftsprojekt wünschen, zeigt die Petition #JazumGrünspitz. Bis Dienstag waren sowohl am Kiosk am Grünspitz als auch online Unterschriften gesammelt worden. Insgesamt kamen laut Green City 4781 Unterstützer zusammen. Die Forderung: Der Grünspitz soll bleiben - und zwar als "so besondere, bewirtete Grünfläche ohne Konsumzwang".

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