Stadtentwicklung in München:Hat sich ein Investor verzockt? Stadt verweigert Baurecht auf Grünfläche

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Der Reiterhof Corona in Solln soll nun nicht neu bebaut werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Seit Jahren gibt es den Plan, auf dem Areal eines Reitvereins im Stadtteil Solln Wohnungen zu bauen. Für 23,2 Millionen Euro soll es den Eigentümer wechseln. Doch der Stadtrat hat einen ganz anderen Plan.

Von Sebastian Krass

Die Menschen von der Bürgerinitiative „Grüngürtel München Süd“ sind sehr glücklich. „Das ist das bestmögliche Ergebnis, welches wir erwarten konnten“, schreiben sie über einen Beschluss, den der Planungsausschuss kürzlich gefasst hat und der voraussichtlich am Mittwoch in der Vollversammlung bestätigt wird. Andere aber, die Verantwortlichen eines Münchner Immobilienunternehmens, könnte der Beschluss ziemlich unglücklich machen.

Es geht um das Gelände des Reitvereins Corona, das auf den sogenannten „Sollner Feldern“ im Süden der Stadt liegt. Seit Jahrzehnten gab es immer wieder Überlegungen, dort an der Muttenthalerstraße Wohnhäuser zu errichten. Zuletzt machte die Runde, ein Investor habe das Areal gekauft. Es formierte sich jene Bürgerinitiative, die eine Bebauung verhindern wollte.

Und nun hat der Stadtrat mit den Stimmen von Grünen/Rosa Liste, CSU/Freie Wähler und ÖDP/München-Liste genau dies beschlossen. Zudem soll das Planungsreferat ein Konzept vorlegen, wie das fragliche Gebiet in das angrenzende „Landschaftsschutzgebiet unter Einbindung des Reitbetriebs aufgenommen werden kann“. SPD/Volt, FDP/Bayernpartei und Die Linke/Die Partei hatten eine andere Position, sie wollten zumindest die Möglichkeit einer Wohnbebauung offenhalten.

Aber wer ist eigentlich jener Investor, von dem immer die Rede war? Und gab es den Verkauf überhaupt? Eine Auskunft des Grundbuchamts bringt etwas Licht ins Dunkel. Tatsächlich gibt es einen Kaufvertrag aus dem April 2022 für das Gelände des Reitvereins. Demnach will eine Erbengemeinschaft das Grundstück für 23,2 Millionen Euro an eine Firma namens Muttenthaler EG GmbH mit Sitz in München verkaufen. Eine Auflassungsvormerkung, also eine Art Reservierung, ist auch schon eingetragen. Und erst kürzlich, Ende August 2024, wurde die Eigentumsumschreibung beantragt, wenngleich noch nicht vollzogen.

Einzige Gesellschafterin der Muttenthaler EG GmbH ist, über zwischengeschaltete Firmen, die Zar Real Estate Holding. Das Unternehmen hat seinen Sitz am Maximiliansplatz, eines ihrer Geschäftsfelder: Projektentwicklung. Dabei, heißt es auf der Homepage, „verfolgen wir das Ziel, attraktive Grundstücke in einem frühen Stadium zu akquirieren, um durch (...) Baurechtschaffung sowie Realisierung nachhaltig Wertschöpfungspotenziale zu heben“.

Nur: Mit Pferdekoppeln, die bald Landschaftsschutzgebiet werden könnten, lässt sich wenig Wert schöpfen – erst recht nicht, wenn man dafür vorher mehr als 20 Millionen Euro bezahlt hat.

Wie also bewertet Zar Real Estate die Lage? Gibt es für den Fall, dass der Plan vom Baurecht platzt, im Kaufvertrag ein Rücktrittsrecht? Oder sieht man einen Anspruch auf eine Entschädigung durch die Stadt? All diese Fragen bleiben unbeantwortet. Man wolle „keinen Kommentar zu dem Grundstück geben“, richtet ein Sprecher aus. Im Übrigen sei man „nicht Eigentümer des Grundstücks“. Nachfragen mit Verweis auf die Informationen aus dem Grundbuch bleiben unbeantwortet.

Eine Gefahr, dass die Stadt in Regresspflicht gerät, sieht die Verwaltung übrigens nicht. Die ergäbe sich nur, „wenn jemandem vorhandenes Baurecht entzogen wird“, teilt das Planungsreferat mit. Das aber sei auf dem Grundstück des Reitvereins nicht der Fall gewesen.

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