Erholungsflächen statt Bauland:Unterschriften für eine grüne Stadt

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Grünflächen wie der Riemer Park dürfen nicht angetastet werden, fordern die Initiatoren eines Bürgerbegehrens. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ein Bündnis von Umweltschützern will Unterstützer für ein Bürgerbegehren zum Schutz von Parks und Grünanlagen finden. Wenn sie Erfolg haben, könnten die Münchner im Herbst über die Forderungen abstimmen.

Von Thomas Anlauf

Mehr als 1200 öffentliche Parks und Grünanlagen hat die Stadt München in ihrer Grünanlagensatzung aufgelistet. Sie zu retten und zu schützen, das haben sich bereits vor mehr als zwei Jahren Bürgerinnen und Bürger, Naturschutzverbände sowie die ÖDP vorgenommen. Im März 2020 hatte das Bündnis mehr als 35 000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Dann kam Corona, und an Unterschriftensammeln war nicht mehr zu denken. Doch die Unterstützer und Initiatoren des Bürgerbegehrens "Grünflächen erhalten - München mit Bedacht gestalten" geben nicht auf. Nun sammeln sie wieder. "Wir hoffen, dass es im Herbst zum Bürgerentscheid kommt", sagte Initiator Stefan Hofmeir am Mittwoch auf einer Pressekonferenz des Bündnisses.

Er macht sich bereits seit 2016 für den Erhalt von öffentlichen Grünanlagen in München stark. Damals kämpfte er um den Erhalt der Unnützwiese in Trudering. Die Stadt wollte Teile der Anlage bebauen, Hofmeir und seine Mitstreiter mussten sogar eine Petition an den Bayerischen Landtag einreichen, bis das Rathaus einlenkte. Die damalige Erfahrung habe ihm bewusst gemacht, "dass unsere Grünanlagen jederzeit in Bauland umgewandelt werden können. In Zeiten von Klima- und Artenkrise haben Grünflächen in Politik und Verwaltung trotz Lippenbekenntnissen den Stellenwert eines Nice-to-have." Das müsse sich dringend ändern, vor allem im Hinblick auf die direkten Auswirkungen auf die Gesundheit der in München lebenden Menschen.

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Auch für Christine Burger vom Verein "Rettet die Bäume und Grünflächen Ramersdorf-Perlach" steht neben dem Arten- und Klimaschutz die Gesundheit der Anwohner im Mittelpunkt. "Dass Grünanlagen in urbanen Räumen eine signifikante Rolle beim Gesundheitsschutz, vor allem für Kinder und Jugendliche spielen, ist wissenschaftlich eindeutig belegt. Eine Langzeitstudie in Dänemark habe gezeigt, dass das Risiko einer psychischen Störung kontinuierlich abnehme, wenn insbesondere Kinder bis zehn Jahren von Grünflächen umgeben seien.

Heinz Sedlmeier vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) betont, dass gerade in einer Großstadt wie München angesichts der Klimakrise längst eine massive Erwärmung zu beobachten sei. An einer meteorologischen Messstation in der Theresienstraße würden regelmäßig Jahresdurchschnittstemperaturen von elf Grad Celsius gemessen, das seien fünf Grad mehr als noch vor 150 Jahren.

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Stadtrat Tobias Ruff, der mit der ÖDP als einziger Partei im Trägerkreis des Bürgerbegehrens ist, kritisiert die "mächtige Lobby, die Bauen in München vorantreibt". Dabei sei das ständige Wachstum der Stadt "in vielen Fällen nicht die Lösung, sondern das Problem". Zudem gebe es ein Missverhältnis zwischen Wohnen und Gewerbe in München, was allein an der hohen Zahl an Pendlern zu erkennen sei. "Wir müssen aufhören, den Wohnungsbau gegen den Grünflächenerhalt auszuspielen. Beides sind gleichwertig wichtige Gemeinwohl-Güter", sagt der ÖDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat. Es geht dem Bündnis also nicht darum, jede Bebauung zu verhindern. In einem ersten Schritt soll aber zumindest verhindert werden, dass die öffentlichen Grünanlagen immer mehr verschwinden.

In den kommenden Wochen werden nun zahlreiche Ehrenamtliche Unterschriften für das Bürgerbegehren sammeln, denn wegen der Corona-Pause seien viele Unterschriften wieder ungültig geworden. Bis zu den Sommerferien hoffen die Aktivisten, mindestens 15 000 weitere Unterschriften zusätzlich zu den bisherigen zu bekommen. Online zustimmen ist übrigens nicht möglich, allerdings können sich Unterstützer unter www.gruenflaechen-erhalten.de Formulare ausdrucken und selbst sammeln. Auch beim Trägerkreis können Formulare abgeholt werden. Neben der ÖDP sind "Parents for Future" und die Naturschutzjugend Naju im LBV im Trägerkreis. Der Landesbund für Vogelschutz selbst zählt bislang nur zum Unterstützerkreis, weitere Unterstützer sind unter anderem der Bund Naturschutz, Green City, Extinction Rebellion und das Münchner Forum.

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