Neubau der Großmarkthalle:"Wir sind vom Gefühl her in der Sackgasse"

Großmarkthalle München, 2018

Die Stadt setzt bei der Großmarkthalle auf das Investorenmodell, doch seit eineinhalb Jahren geht kaum etwas voran.

(Foto: Florian Peljak)

Der Stadtrat diskutiert, ob die Stadt die Großmarkthalle selbst neu bauen soll statt mit einem Investor.

Von Sebastian Krass

Soll die Stadt sich vom Investorenmodell verabschieden und den Neubau der Großmarkthalle wieder selbst in die Hand nehmen? Wenn es nach der Linken im Stadtrat geht, wäre das der richtige Weg. "Ich würde dafür plädieren, dass die Rathaus-Mehrheit sich eines Besseren besinnt und sich dafür entscheidet, dass die Stadt diesen Teil der Daseinsfürsorge für die Bevölkerung selbst stemmt", sagte Stadträtin Brigitte Wolf, als es am Donnerstag im Kommunalausschuss um den aktuellen Stand des Neubauprojektes ging.

Sie schilderte, dass das Kommunalreferat vor fünf Jahren ein ausführliches Konzept für den dringend benötigten Neubau der Großmarkthalle, die seit Jahren in einem miserablen baulichen Zustand ist, ausgearbeitet hatte. Die damalige Stadtratsmehrheit von CSU und SPD kippte im Jahr 2017 dieses Modell und setzte fortan auf das Investorenmodell im Erbbaurecht, bei dem in den vergangenen eineinhalb Jahren kaum etwas vorangegangen ist, wie Kommunalreferentin Kristina Frank in einer Vorlage schilderte.

Was sie noch nicht schrieb: Die Firma Umschlagzentrum Großmarkt München (UGM), die das Erbbaurecht übernehmen soll, meldete am Mittwoch, dass man in aussichtsreichen Verhandlungen mit einem Investor für das Bauprojekt sei, was - wenn es klappt - neuen Schwung in die Sache bringen könnte.

Zugleich muss die Stadt allein bis 2024 etwa 30 Millionen Euro aufwenden, um dem Abriss geweihte Hallen betriebssicher zu halten. "Stand heute haben wir damit die wesentlichen Maßnahmen im Blick", sagte Markthallen-Chefin Kira Weißbach im Ausschuss. "Aber bei so einem Altbau kann man nie sagen, was nach 2024 passiert." Deshalb könne man auch nicht garantieren, dass danach keine weiteren Groß-Investitionen nötig sind. Die Entscheidung über den Wirtschaftsplan der Markthallen mit den Ausgaben für das Jahr 2022 vertagte die Stadtratsmehrheit. "Wir möchten das noch einmal besprechen", sagte Kathrin Abele (SPD).

Angesichts dieser Gesamtlage "sind wir vom Gefühl her in der Sackgasse", sagte Anna Hanusch, Vorsitzende der größten Stadtratsfraktion von Grünen/Rosa Liste. Deshalb sei es umso bedauerlicher, die Planung der Stadt 2017 "mit einem Federstrich in die Tonne getreten wurde". Nun brauche es "konkrete Aussagen in den nächsten Wochen", wie es mit dem Investorenmodell weitergehen soll, "sonst müssen wir die Reißleine ziehen". Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilte mit, er habe die Verwaltung aufgefordert, "die noch ausstehenden Fragen zu klären und bis spätestens März 2022 eine entsprechende Beschlussvorlage vorzulegen, in der insbesondere der aktualisierte Zeit- und Kostenplan dargestellt ist".

Einen anderen Standpunkt zur Stadtrats-Entscheidung von 2017 nahm Alexander Reissl (CSU) ein, der damals noch SPD-Fraktionschef war. CSU und SPD hätten das städtische Neubauprojekt gestoppt, weil die Händler auf dem Großmarkt viele Nachteile gesehen hätten. Es habe die Gefahr bestanden, dass sie in eine angedachte Großmarkthalle in Vaterstetten umziehen. Nicola Holtmann (ÖDP) knüpfte daran an und sagte, wenn weiter nichts vorangehe mit dem Investorenmodell, "dann müssen wir noch mal das alte Modell der Stadt ausgraben und verbessern".

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