Insolvenz von Münchner Unternehmen:Anleger bangen nach Green-City-Pleite um 250 Millionen Euro

Lesezeit: 2 Min.

Der neue Investor übernimmt die Green City AG und "eine Vielzahl" der etwa 150 zur Unternehmensgruppe gehörenden Projektgesellschaften. (Foto: Green City)

Im Januar stellte die Green City AG einen Insolvenzantrag. Die Geschäfte sollen zunächst weiterlaufen. Doch vor allem Inhaber von nachrangigen Anleihen müssen sich auf hohe Verluste gefasst machen.

Von Catherine Hoffmann

Grüne Investments liegen seit vielen Jahren im Trend. Immer mehr Menschen wollen bei der Geldanlage Gutes tun und Geld verdienen. Nicht immer geht das für Anleger glücklich aus. So manche Solarfirma, Biogasfabrik oder Windkraftanlage ist in den vergangenen Jahren pleite gegangen.

Nun hat es auch ein Münchner Unternehmen erwischt: Im Januar stellte die Green City AG wegen drohender Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung einen Insolvenzantrag. Das Unternehmen bietet Entwicklung, Bau, Finanzierung und Betrieb von Anlagen für erneuerbare Energien an. Die GCE Kraftwerkspark I GmbH, eine Tochtergesellschaft der Green City AG, stellte am 21. Januar ebenfalls einen Insolvenzantrag.

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Inzwischen hat das Amtsgericht München den Rechtsanwalt Axel Bierbach von der Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Nach Angaben eines Anwalts müssen Anleger um rund 250 Millionen Euro bangen.

Ein Team um Bierbach prüft nun die wirtschaftliche Lage der Green City AG und aller zur Unternehmensgruppe gehörenden Gesellschaften - es sind mindestens 55. Das operative Geschäft sowie die Planung und Umsetzung von Projekten in den Bereichen Photovoltaik, Windenergie und Wasserkraftanlagen sollen erst einmal weiterlaufen. Derzeit baut das Unternehmen in Deutschland vier Anlagen mit insgesamt knapp 40 Megawatt Leistung. Die rund 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden zunächst weiter beschäftigt, ihre Gehälter sind über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis Ende März gesichert.

"Anleger müssen sich teils auf sehr hohe Verluste einstellen"

"Wir werden jetzt alle Sanierungsoptionen für die Green City AG prüfen", sagte Sanierungsexperte Bierbach. "Unser Ziel ist es, eine Fortführungslösung für das Unternehmen zu finden und eine bestmögliche Befriedigung der Gläubiger zu ermöglichen." Dazu zählen Tausende Kleinanleger, Lieferanten und institutionelle Investoren.

"Die nächsten Wochen werden zeigen, wie es um das Unternehmen steht", sagt Rechtsanwalt Michael Leipold, der etwa 30 Anleger vertritt, die insgesamt knapp 750 000 Euro investiert haben. Der Insolvenzverwalter verschafft sich jetzt einen Überblick über den wirtschaftlichen Zustand des Unternehmens und prüft dazu sämtliche Geschäftsunterlagen. Die Gläubiger melden ihre offenen Forderungen an, das können Anleger sein, Mitarbeiter der Green City AG, die Bundesagentur für Arbeit, Lieferanten, Banken, Kreditversicherer und so fort.

Schließlich wird eine Gläubigerversammlung einberufen, die darüber entscheidet, wie es mit dem Unternehmen weitergehen soll. "Das alles muss sehr schnell gehen, da die Arbeitsagentur nur für drei Monate Insolvenzgeld an die Mitarbeiter zahlt", sagt Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). "Ende März ist also klar, wie die Zukunft aussieht."

Ein Anwalt spricht von einem "komplexen und intransparenten Firmengeflecht"

Anwälte prüfen zudem Schadenersatzforderungen gegen das Unternehmen, seine Manager und Vertriebspartner. Rechtsanwalt Maximilian Degenhart von DMR Legal, der eine zweistellige Zahl von Anlegern vertritt, darunter auch institutionelle Investoren, macht hier mehrere Angriffspunkte aus.

Da sei zuerst das "extrem komplexe und intransparente Firmengeflecht" mit vielen Tochtergesellschaften. "Hier hatte das Management die eigene Firma wohl nicht so gut im Griff, wie das hätte sein sollen", sagt Degenhart. So wurde der Jahresabschluss für 2019 erst vor Kurzem veröffentlicht. Wie die Jahre 2020 und 2021 gelaufen sind, sei unklar.

Irritierend sei auch, dass im Konzernabschluss zum Geschäftsjahr 2017 vom Wirtschaftsprüfer vermerkt wurde: "Das Vorhandensein von in der Konzernbilanz ausgewiesenen Guthaben bei Kreditinstituten in Höhe von TEUR 1.282 ist nicht hinreichend nachgewiesen." Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Konzernabschluss und der Konzernlagebericht fehlerhaft seien.

"Anleger müssen sich teils auf sehr hohe Verluste einstellen", warnt Degenhart. Vielen könnte zum Verhängnis werden, dass sie Aktien oder nachrangige Anleihen gekauft haben, deren Ansprüche in einem Insolvenzverfahren erst befriedigt werden, wenn zuvor sämtliche Ansprüche aller nicht-nachrangigen Gläubiger bedient wurden, zum Beispiel der kreditgebenden Banken. Dies gilt SdK-Vorstandschef Daniel Bauer zufolge für Anleihen der Green City Energy Kraftwerkspark II GmbH & Co. KG, der Green City Energy Kraftwerkspark III GmbH & Co. KG sowie für verschiedene Anleihen und die Aktien der Green City AG.

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