Insolvenz der Green City AG:Jeder vierte Euro fließt zurück

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Das Münchner Unternehmen für Windkraftanlagen und Solarprojekte ist in akute Zahlungsschwierigkeiten geraten - und stellte Anfang des Jahres einen Insolvenzantrag. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Nach der Pleite des Unternehmens sollen anspruchsberechtigte Anleger wenigstens 25 Prozent ihrer Investitionen wiederbekommen. Das Insolvenzverfahren dürfte sich bis 2025 hinziehen, der Standort München bleibt erhalten.

Von Thomas Anlauf

Nach der Pleite des Münchner Energieunternehmens Green City AG hat Insolvenzverwalter Axel Bierbach den anspruchsberechtigten Anlegern in Aussicht gestellt, mindestens 25 Prozent ihrer Investitionen in das insolvente Unternehmen zurückzubekommen. Allerdings könnten Aktionäre und sogenannte nachrangige Gläubiger leer ausgehen. Das Insolvenzverfahren dürfte sich nach Auskunft der Münchner Kanzlei Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen allerdings noch bis Ende 2025 hinziehen. Die Gläubiger haben die Möglichkeit, ihre finanziellen Forderungen einzuklagen.

Bei der ersten Gläubigerversammlung der Green City AG am Mittwoch in der Münchner Reithalle verkündete der Insolvenzverwalter, dass sich die Quoten-Aussichten für die Gläubiger noch verbessern können. Bisher haben rund 240 Gläubiger und die gemeinsamen Vertreter der Anleihegläubiger ihre Forderungen angemeldet. "Die bisherige Insolvenzverwaltung der Green City AG war eine Mammutaufgabe für alle Beteiligten, da der Konzern mit seinen rund 150 zur Unternehmensgruppe gehörenden Finanzierungs- und Projektgesellschaften extrem komplex finanziert, organisiert und strukturiert ist", sagte Bierbach.

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Das Geschäftsmodell kann unter neuer Führung erhalten werden

Insbesondere die Entflechtung der komplexen Konzernstrukturen sei eine Herausforderung gewesen. "Umso erfreulicher ist es, dass es uns nur vier Monate nach dem Insolvenzantrag gelungen ist, den Großteil der Projektgesellschaften und solventen Tochtergesellschaften der Green City AG mitsamt der Mehrheit ihrer Mitarbeiter an die französische Qair Group zu verkaufen", betonte Bierbach. "Ich bin sehr froh, mit Qair einen Käufer gefunden zu haben, der das Kerngeschäft des Unternehmens und den Green-City-Standort München erhält", sagte der Insolvenzverwalter. Die Qair Group, ein unabhängiger Erzeuger erneuerbarer Energien aus Frankreich, hatte die insolvente Green City AG zum 1. Juni übernommen.

Da die französische Gruppe eine Vielzahl der etwa 150 zur Unternehmensgruppe gehörenden Projektgesellschaften zur Entwicklung und Projektierung von Wind- und Solarkraftanlagen sowie zwei Gesellschaften in Italien und Frankreich mitsamt ihrer Mitarbeiter übernommen habe, könne das Geschäftsmodell der Green City AG erhalten werden. Das Münchner Unternehmen hatte sich vom gleichnamigen Verein abgespalten und vor allem Wind- und Solarkraftwerke entwickelt und finanziert. Am 1. Mai wurde das Insolvenzverfahren über das Vermögen der AG eröffnet.

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