Nobelrestaurant Waca:Das Wagyu ist der neue Schampus

Nobelrestaurant Waca: Wo früher das Ausbesserungswerk der Bundesbahn war, gibt es jetzt Ceviche, Steaks und getrüffeltes Pilz-Quisotto, also Risotto aus Quinoa statt Reis. Der Weinkeller ist mit Flaschen für 160 000 Euro bestückt.

Wo früher das Ausbesserungswerk der Bundesbahn war, gibt es jetzt Ceviche, Steaks und getrüffeltes Pilz-Quisotto, also Risotto aus Quinoa statt Reis. Der Weinkeller ist mit Flaschen für 160 000 Euro bestückt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Münchner Schickeria hat den Löffel noch nicht abgegeben: In der Motorworld eröffnet das Nobelrestaurant Waca mit Nikkei-Küche und Steaks.

Von Franz Kotteder

Auf die Münchner Society ist halt einfach Verlass: Man kann sie schon mal für eineinhalb Jahre vom Netz nehmen, aber wenn man sie dann wieder anknipst, steht sie da und leuchtet wie eine Eins. Als wäre nichts gewesen. Gut, Bussi-links-und-Bussi-rechts, das geht inzwischen nicht mehr so. Aber nach wie vor schmachten schlanke Blondinen auf dem Roten Teppich für die Fotografen ihren männlichen Begleiter an, als wären sie auf einer Oscarverleihung in den Fünfzigerjahren.

Und noch immer gibt es den einen oder anderen neuen Botoxunfall und grobe Modesünden zu bestaunen. Da ist die des Schauspielers Michael Brandner, bekannt vor allem als Polizeirat in der ARD-Serie Hubert ohne Staller, noch die lässlichste: rosa Sommerhose zu azurblauem Sakko mit knallbunter Designerbrille.

Nobelrestaurant Waca: Der Schauspieler Michael Brandner mit seiner Begleitung - und eigenwilligem Outfit.

Der Schauspieler Michael Brandner mit seiner Begleitung - und eigenwilligem Outfit.

(Foto: Stephan Rumpf)

Anlass der Versammlung ist am Donnerstagabend eine Lokaleröffnung. In der neuen Motorworld im ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerk in Freimann gibt es nämlich nicht nur ein Hotel und jede Menge historischer Autos und andere Fahrzeuge, sondern auch ein recht ambitioniertes Restaurant. Markus und Elena Aichinger, die am Flughafen gleich sechs Gastro-Betriebe führen, hatten die vergangenen eineinhalb Jahre pandemiebedingt Zeit, sich um dieses neue Projekt zu kümmern.

Nobelrestaurant Waca: Die Inhaber der Motorworld Barbara und Andreas Duenkel mit ihrer Tochter.

Die Inhaber der Motorworld Barbara und Andreas Duenkel mit ihrer Tochter.

(Foto: Stephan Rumpf)

Waca heißt es, und es sieht sich als "neuen gastronomischen Hotspot" in der Stadt, so die PR-Version. Die 350 Quadratmeter am Ostende der Motorworld sind sehr aufwendig und todschick bis edel umgebaut worden, und allein der Weinkeller ist mit Flaschen für 160 000 Euro bestückt. Man bietet Nikkei-Fusion-Küche und Steaks von Black Angus bis Wagyu. Nikkei, das ist peruanisch-japanische Fusionsküche.

Viele Japaner sind im vergangenen Jahrhundert nach Peru ausgewandert und haben ihre Küche mit der des südamerikanischen Landes verschmolzen, im Waca bildet sich das ab in viel Ceviche, also Fisch, der nur durch die Säure von Limettensaft gegart wird, küchentechnisch eine Herausforderung, die zu bewältigen ist. Weshalb es fast ein bisschen erstaunlich ist, dass die sechs wirklich hart arbeitenden Köche in der offenen Showküche fast zwei Stunden brauchten, um die ersten Mini-Schälchen fürs Flying Buffet damit zu füllen, aber gut.

Des weiteren gibt es zum Beispiel getrüffeltes Pilz-Quisotto, also Risotto aus Quinoa statt Reis und mit gehobeltem Trüffel, was nicht sehr peruanisch, aber ausgesprochen münchnerisch ist. Die Gillardeau-Austern kosten sechs Euro das Stück. Ein stolzer Preis, der sich aber im Waca problemlos toppen lässt, indem man sich ein ordentliches Striploin-Steak vom japanischen Wagyu-Rind bestellt, da zahlt man für 100 Gramm 119 Euro, was für das Original in der Tat gar nicht mal überteuert ist. Wagyu ist ja inzwischen in München zum neuen Champagner avanciert, Kir Royal 2.0, gewissermaßen.

Nobelrestaurant Waca: Es fühlt sich ein wenig an wie früher, also ganz früher: Illustre Gäste sind auf der Party unterwegs.

Es fühlt sich ein wenig an wie früher, also ganz früher: Illustre Gäste sind auf der Party unterwegs.

(Foto: Stephan Rumpf)

Überhaupt ist man am Eröffnungsabend im Waca gelegentlich schon auf der Suche nach dem Generaldirektor Haffenloher. Dafür war der Kino-Open-Air- und Eventveranstalter Alexander Wolfrum da, der in der ersten Folge von Helmut Dietls Kir Royal eine Statistenrolle innehatte: "Ich durfte sogar einen Satz sagen!" Die 170 Gäste, mehr ließ Corona nicht zu, sind ansonsten eine bunte Mischung.

Manche Promis treffen aber tatsächlich ihren Zahnarzt hier, fast wie immer also. Die Dirndldesignerin Lola Paltinger sieht man, auch die Hofbräuzelt-Chefin Silja Steinberg hatte Zeit gefunden, sie muss sich ja nicht um den Wiesn-Aufbau kümmern. Der ehemalige Fußballprofi Jimmy Hartwig ist auch da, er kandidiert jetzt für den Posten des DFB-Präsidenten und will zumindest in den Vorstand. Hach, die Schickeria, sie lebt also noch!

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