Weihnachtsgottesdienste und Corona:Glaube, Hoffnung, Abstand

Weihnachtsgottesdienste und Corona: Bei den Gottesdiensten im Liebfrauendom gilt zwar keine 3-G-Regel, aber dafür dürfen nicht einmal ein Viertel der Sitzplätze belegt werden - nämlich nur 145 von 800.

Bei den Gottesdiensten im Liebfrauendom gilt zwar keine 3-G-Regel, aber dafür dürfen nicht einmal ein Viertel der Sitzplätze belegt werden - nämlich nur 145 von 800.

(Foto: Stephan Rumpf)

Katholische und evangelische Gemeinden zelebrieren Christmetten und Weihnachtsmessen. Welche Corona-Regeln die Gläubigen dabei beachten müssen.

Von Franziska Ruf

Orgeltöne erklingen, Menschen drängen in die Kirche, halten Ausschau nach Sitzplätzen und rutschen auf den Bänken zusammen, während Pfarrer und Helfer noch Stühle in den Gang tragen. Wer von den 620 000 Christen in München das ganze Jahr über nicht den Gottesdienst besuchte, kam oftmals zumindest an Heiligabend. So lief es gewöhnlich vor der Pandemie ab. Im vergangenen Jahr verzichteten Gläubige auf die Feierlichkeit oder verfolgten sie von zu Hause aus. Auch heuer beeinflusst das Coronavirus die Weihnachtsgottesdienste. Wo und wie diese stattfinden, unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde.

Die Vorgaben des Bayerischen Infektionsschutzgesetzes besagen, dass mit 3-G-Regel auch ohne Abstand gefeiert werden darf. Gilt die 3-G-Regel nicht, muss der Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen Personen aus verschiedenen Hausständen eingehalten werden, was zugleich die maximale Teilnehmerzahl in den Gotteshäusern begrenzt. In allen Fällen müssen FFP2-Masken getragen werden außer am Platz, soweit dort der Abstand eingehalten werden kann. Ob die Gemeinden drinnen oder draußen feiern, mit Anmeldung oder ohne, und ob sie die 3-G-Regel anwenden, 3-G-plus, 2 G, 2-G-plus oder gar nichts davon, liegt in ihrer eigenen Entscheidung.

Im Liebfrauendom finden heuer an Heiligabend um 22 Uhr wieder Christmette und Pontifikalamt mit Erzbischof Reinhard Kardinal Marx statt. Musikalisch gestalten sie die Solisten der Capella Cathedralis und des Domorchesters unter der Leitung von Domkapellmeisterin Lucia Hilz. Eine 3-G-Regel gibt es nicht, dafür werden von den 800 Sitzplätzen nur 145 belegt. "Natürlich wäre mir lieber, wenn die Hütte voll wäre, aber ich bin trotzdem voller Weihnachtsfreude", sagt Domzeremoniar Bernhard Stürber.

Open-air-Gottesdienste und Hirtenkirche

Die evangelische Lutherkirche in Obergiesing veranstaltet am 24. Dezember um 15 Uhr ein Open air im Rosengarten. "Das Unbehaust-Sein ohne richtigem Dach über dem Kopf passt zu Weihnachten", sagt Pfarrer Micha Boerschmann. Die Christvesper und die Christmette finden um 17.30 Uhr und um 23 Uhr in der Lutherkirche statt. Eine 3-G-Regel gibt es nicht, was zum einen daran liegt, dass keine Besucher vor der Tür abgewiesen werden sollen, und zum anderen daran, dass es kaum Personal zum Kontrollieren gibt, erklärt Boerschmann. Bedingungen für den Besuch sind aber eine FFP2-Maske und mindestens 1,50 Meter Abstand.

Auch für Kinder und Familien bieten die Kirchen einiges an. In der römisch-katholischen Gemeinde St. Ursula in Altschwabing etwa gibt es um 14.30 Uhr und 15.30 Uhr halbstündige Kindermetten, bevor Dekan David Theil um 17 Uhr und um 23 Uhr für alle Besucher die Christvesper und die Christmette hält. Hier gelten 3-G-Regel und Maskenpflicht, dafür gibt es keine Teilnehmerbeschränkung. "Ich freue mich auf Musik, schöne Texte, Menschen und auf ein hoffnungsvolles Miteinander in der bedrängten Zeit", sagt Theil.

Heu und Stroh liegen um die Krippe hinter dem Altar aus, es riecht nach Kerzen und Tannenzweigen: Die evangelisch-lutherische Gemeinschaft St. Markus lädt zwischen 15 und 22 Uhr zum Kommen und Gehen in der "Hirtenkirche" ein. Zwischendurch wird die Weihnachtsgeschichte vorgelesen und Musik gespielt. "Nicht ganz draußen bei den Schafen - aber im Dunkel der Nacht" und mit Posaunenchor findet laut Programm um 17 Uhr die Christvesper auf der Wiese bei der Pinakothek der Moderne statt. "Das war letztes Jahr ein schönes Nachbarschaftserlebnis, weil Menschen beim Spazierengehen vorbeigekommen sind, die normalerweise nicht in den Gottesdienst gehen", erzählt Pfarrer Olaf Stegmann. Um 22 Uhr hält Pfarrer Michael Preß in der Atmosphäre der Hirtenkirche die Christmette. Voraussetzungen für die Teilnahme sind eine FFP2-Maske und Abstand.

Übertragung im Livestream

Sowohl in den Livestream als auch zum Gottesdienst vor Ort lädt die evangelisch-lutherische Nazarethkirche in Bogenhausen ein: Um 18 Uhr zur Christvesper singt der Gospelchor der Kirche Rhythm & Blues. "Es ist ein eher unliturgischer Gottesdienst, aber wir singen auch 'O du Fröhliche' und 'Stille Nacht'", sagt Pfarrer Markus Rhinow. Mit vorheriger Anmeldung, 3-G-Nachweis, Maske und Abstandhalten dürfen bis zu 350 Besucher kommen. Für alle, die lieber zu Hause bleiben, wird der Gottesdienst auf Youtube übertragen.

Viele weitere Gottesdienste stehen an Heiligabend und den Weihnachtsfeiertagen in München auf dem Programm. Online wie auch im Fernsehen und im Radio laufen Übertragungen. Angesichts der Infektionszahlen und der sich verbreitenden Omikron-Variante sind das die sichersten Alternativen.

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