Unmut über Lieferdienst-Standort:Tamtam mit den Gorillas

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Immer eilig unterwegs: Lieferdienste wie die Gorillas kommen mitunter mit den Nachbarn in Konflikte. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Lieferdienst stößt in der Maxvorstadt auf Unmut. Die Lokalpolitiker stemmen sich gegen ein Bauvorhaben - und hoffen, dadurch auch die Lebensmittel-Kuriere loszuwerden.

Von Ilona Gerdom

Wohnungen sollen her, nicht Büros. Und mehr Fläche für Online-Supermärkte braucht man in der Maxvorstadt erst recht nicht. Das findet zumindest der örtlich zuständige Bezirksausschuss (BA). Ein Bauvorhaben an der Gabelsbergerstraße 28 lehnt er ab, weil mehr Gewerbe- als Wohnfläche entstehen soll. Außerdem hofft das Gremium, dass der Lieferdienst "Gorillas", der dort eine Filiale betreibt, dann auszieht.

2369 Quadratmeter für Wohnen und 2541 Quadratmeter für Gewerbe - diese Aufteilung geht laut Georg Jakob (Grüne), Planungssprecher des Gremiums, aus dem Antrag zum Vorbescheid hervor. Dafür müssten wohl "das ganze Haus und die Rückgebäude", die sich auf dem Grundstück befinden, abgerissen werden, so Jakob. Davon zeigte sich das Gremium wenig begeistert. Ein Abriss wäre "echt bitter", sagte Sabine Thiele (Grüne). Er würde eine "Belastung für Klima, Umwelt und die Gesundheit der umliegenden Anwohner darstellen", formuliert der Unterausschuss. Unklar sei außerdem, wie viele Wohneinheiten es werden sollen. "Man könnte unterstellen, dass da große Luxuswohnungen entstehen", findet Sonja Hergarten (SPD). Die Sorge teilt BA-Chefin Svenja Jarchow-Pongratz (Grüne). Es sei zu beobachten, dass "Wohnungen immer großzügiger werden". Überhaupt wolle man nicht mehr Platz für Büros, sondern fürs Wohnen.

Den Vorbescheid hat das Gremium daher abgelehnt. Entscheidungsbefugnis haben die Lokalpolitiker jedoch nicht. Laut einem Sprecher des Planungsreferats zählt, ob die rechtlichen Voraussetzungen für das Vorhaben erfüllt sind. Ein Vorbescheid habe im Gegensatz zu einem Bauantrag auch "keine konkreten Auswirkungen". Es handele sich um ein Abklopfen von Eckdaten. Zusagen, die die Lokalbaukommission (LBK) dabei macht, sind aber verbindlich. Abreißen könne der Eigentümer das Gebäude ohne Genehmigung. Ein "Abbruch" sei "nur anzeigepflichtig". Eine solche "Anzeige" sei aber noch nicht eingegangen.

Die Logistikzentren stoßen auch an anderer Stelle auf Unmut

In der Maxvorstadt betrachtet man das Projekt vor allem deshalb mit Sorge, weil man befürchtet, dass der Online-Supermarkt der Gorillas seine Filiale an der Gabelsbergerstraße 28 vergrößern könnte. Der Lieferdienst möchte sich dazu "aus Wettbewerbsgründen" nicht äußern, gibt eine Sprecherin an.

Schon ohne Erweiterung gehen beim BA laut Jarchow-Pongratz Beschwerden ein. Für Unmut sorgen die Logistikzentren auch anderenorts: Felix Lang (SPD) wohnt nahe dem Lager an der Lothstraße und berichtet von Lärmbelästigung sowie "lebensgefährlichen" Straßenblockaden durch Lieferverkehr. Trotz Gesprächen mit dem Unternehmen habe sich die Lage nicht gebessert. Die Gorillas geben auf Anfrage an, dass man die Bedenken "sehr ernst" nehme. Man befinde sich in "positiven und konstruktiven Gesprächen mit den lokalen Behörden", um "Lösungen" anzubieten.

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Nachträglich haben die Gorillas nun für die Standorte an Loth- und Gabelsbergerstraße eine Nutzungsänderung zum Online-Supermarkt beantragt. Die betroffenen Bezirksausschüsse lehnen das ab, weil das Geschäftsmodell nicht mit Wohngebieten verträglich sei, und hoffen, die Gorillas so loszuwerden. Doch auch dabei ist der rechtliche Rahmen und nicht das Votum der Stadtteilvertreter entscheidend. Ihre Position ist jedenfalls eindeutig: "Wir möchten den Abriss nicht. Wir wollen keine Giganto-Wohnungen und die Gorillas wollen wir in der Gabelsbergerstraße auch nicht", fasst Svenja Jarchow-Pongratz zusammen. Allerdings gilt es abzuwarten, wie die Lokalbaukommission reagiert.

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