Glockenbachviertel:Bäume statt Blech am Holzplatz

Glockenbachviertel: Viel los auf dem Holzplatz: Die Bürger sprechen sich für eine Reduzierung der Parkplätze aus.

Viel los auf dem Holzplatz: Die Bürger sprechen sich für eine Reduzierung der Parkplätze aus.

(Foto: Stephan Rumpf)

Zur geplanten Neugestaltung des Holzplatzes im Glockenbachviertel stellt das Baureferat der Stadt drei Konzepte zur Diskussion - das weitreichendste findet den meisten Beifall. 

Von Nils Frenzel

Bereits kurz nach Beginn der Bürgerbeteiligung ist das große Interesse der Anwohner deutlich spürbar. Dichtgedrängt steht an diesem Freitagnachmittag ein gutes Dutzend Bürger und Bürgerinnen vor den buntbeklebten Informationstafeln, es geht um Möglichkeiten einer Neugestaltung des Holzplatzes. Im Gespräch mit Verantwortlichen aus dem Baureferat der Stadt München wird schnell klar, dass den Anwohnern die Zukunft ihres Platzes extrem wichtig ist.

Gemeinsam mit seinem Team vom Baureferat und einem Münchner Büro für Stadtentwicklung koordiniert Heinz Grünberger das Projekt. Ziel für diesen Tag sei es, vorrangig mit interessierten Bürgern und Bürgerinnen ins Gespräch zu kommen, die erarbeiteten Pläne vorzustellen und offene Fragen zu beantworten. Aber auch die Wünsche und Meinungen der Anwohner sollen in der Planung beachtet werden. So stellen die Infotafeln neben allgemeinen Informationen über die Neugestaltung des Platzes drei konkrete Gestaltungsvarianten vor, die das städtische Baureferat erarbeitet hat. Anwohner haben die Möglichkeit, jede vorgestellte Variante mit einem eigens beschrifteten grünen, gelben oder roten Klebezettel zu kommentieren. Ein Angebot, das viele nutzen. Aber auch so findet zwischen den Anwohnern und den Verantwortlichen ein reger, kommunikativer Austausch über die Zukunft des Platzes statt.

Glockenbachviertel: Drei Varianten sind vorgeschlagen: Projektleiterin Andrea Delgado-Freiberg (links) diskutiert mit Wirt Tom Zufall.

Drei Varianten sind vorgeschlagen: Projektleiterin Andrea Delgado-Freiberg (links) diskutiert mit Wirt Tom Zufall.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein Anwohner sieht das Problem vor allem im Fremdverkehr und deutet auf eine Reihe geparkter Autos mit ortsfremden Kennzeichen. "Das sind eben auch Leute, die nur zum Frühstücken hierhin fahren." Eine Bürgerin bemängelt, dass mit einer Reduzierung von Parkplätzen und einer Erweiterung des Platzes auch neue Probleme entstehen könnten. Mit einer größeren Freischankfläche könnte es am Abend deutlich lauter werden.

Bisher ist die Nutzbarkeit der Fläche mit einem alten Baumbestand und dem denkmalgeschützten Pissoir durch die angrenzenden Parkplätze stark eingeschränkt. Durch die Umgestaltung soll die Aufenthaltsqualität verbessert werden. Auf Grundlage einer Empfehlung der Bürgerversammlung und eines Antrags des Bezirksausschusses Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hatte das Baureferat deshalb die drei Varianten entwickelt, die an diesem Nachmittag vorgestellt werden.

Die bestandsorientierte Lösung schont die Parksituation

So bietet die erste vorgestellte Variante eine bestandsorientierte Lösung. Am Platz und in der anliegenden Holzstraße würden insgesamt 25 Parkplätze wegfallen. Vier neue Bäume würden gepflanzt, 42 zusätzliche Fahrradstellplätze geschaffen, und der Kurvenbereich der Straße verkleinert, um eine bessere Querung für Fußgänger möglich zu machen. Eine Minimallösung, die aber auf vereinzelten Zuspruch stößt. "Die beste Lösung für Anwohner, die zwingend ein Auto benötigen" steht beispielsweise auf einem grünen Klebezettel unter dieser Infotafel. In der zweiten Variante fallen neben den Parkplätzen an der Holzstraße auch weitere Stellplätze in der angrenzenden Pestalozzistraße weg. Die Anzahl der neu zu pflanzenden Bäume und Fahrradstellplätze bliebe dann allerdings gleich - eine moderate Zwischenlösung.

In der dritten Variante fallen in der Pestalozzistraße, der Holzstraße und am Holzplatz insgesamt 50 Parkplätze weg. 44 neue Fahrradstellplätze könnten dann entstehen und insgesamt sieben neue Bäume gepflanzt werden. Eine Variante, die bis zum Ende der Bürgerbeteiligung am meisten Zuspruch erhält, wie die vielen grünen Klebezettel zeigen und wie Projektleiter Heinz Grünberger bestätigt.

Umgestaltung als Dauerthema

Bereits im Jahr 2017 hatte der Bezirksausschuss beschlossen, dass der Holzplatz dauerhaft umgestaltet werden soll. Die Stadt München wurde damit beauftragt, mögliche Planungsvarianten zu prüfen. Aufbauend darauf hatte die Bürgerversammlung des Stadtbezirks schon im Jahr 2019 darauf gepocht, dass möglichst viele Parkplätze gestrichen und dass die Straße im Bereich des Platzes für den motorisierten Verkehr gesperrt werden soll.

Nach Auskunft des Baureferats wird das Ergebnis der Bürgerbeteiligung zunächst intern ausgewertet und anschließend mit dem Bezirksausschuss besprochen. Sollten die Lokalpolitiker zustimmen, wird eine Umsetzung der dritten Variante angestrebt. Da die Kosten für die Umgestaltung dann allerdings bei mehr als einer Millionen Euro liegen würden, muss der Stadtrat diese Variante im nächsten Jahr gegebenenfalls erst absegnen. Bis zu einem ersten Spatenstich am Holzplatz können also noch weitere drei bis vier Jahre vergehen.

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