Giesing:Fußballfans nicht "kriminalisieren"

Heimspieldebut nach Rückkehr des TSV 1860 München ins Grünwalder Stadion, 2017

Der Fan-Zug zum Stadion soll sich nicht in die Isarauen oder an den Hans-Mielich-Platz verlagern.

(Foto: Florian Peljak)

Lokalpolitiker fordern, die Treffpunkte am Grünspitz und am Candidplatz von der neuen Stadion-Verordnung auszunehmen. Sie befürchten eine Überregulierung.

Von Julian Raff, Giesing

In Absprache mit den Obergiesinger Nachbarn, fordert der Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching (BA) Nachbesserungen bei der umstrittenen neuen Stadion-Verordnung, insbesondere beim Geltungsbereich. Wichtigstes Ziel eines einstimmig angenommenen gemeinsamen Antrags von Grünen und SPD ist demnach, den auf Obergiesinger Gebiet gelegenen Grünspitz und den Candidplatz aus dem Geltungsbereich der Satzung herauszunehmen.

Ähnlich wie Vereine und Fans befürchtet der BA generell eine Überregulierung, bis hin zur pauschalen "Kriminalisierung" der Fans durch die grundsätzliche Einstufung aller hiesigen Partien als "Risikospiel". So könnten zum Beispiel schon Fangesänge auf dem Weg ins Stadion die Polizei zu hartem Durchgreifen ermächtigen. Als "unverhältnismäßig" stuft der Antrag auch das geplante Glasflaschen-Verbot innerhalb der Bannmeile um die Arena ein. Gegen Vandalismus, rechtsextremistische Parolen und andere Straftaten liefern bestehende Gesetze, allen voran das Polizeiaufgabengesetz, aus BA-Sicht eine ausreichende Handhabe.

Mit dem Grünspitz in Ober- und dem Candidplatz in Untergiesing umfasst der geplante Umgriff der Satzung zwei beliebte Treffpunkte, von wo aus die 1860er-Fans, aber auch die Anhänger von FC Bayern II und Türkgücü München gerne gemeinsam ins Rund einziehen. Die Sammelpunkte, so die Befürchtung, könnten sich durch die Verordnung von den bewährten Stellen an den Hans-Mielich-Platz verlagern oder gar bis in die Isarauen, womit sich die Belästigungen für die Anwohner verstärken würden. Zudem benachteilige die Verordnung in der geplanten Form die ohnehin krisengeplagte Gastronomie rund ums Stadion.

Eine Entscheidung über das neue Regelwerk hat der Stadtrat vorerst verschoben, wobei aus lokaler Perspektive auch keine Eile geboten ist. Ein "tragfähiges Konzept" unter Einbeziehung aller Beteiligten bis zum Beginn der Saison 2022/ 23 würde laut Antrag genügen, da an Spiele vor vollen oder auch nur gut gefüllten Rängen derzeit pandemiehalber nicht zu denken ist.

Dass Fangruppen trotzdem gelegentlich weit über die Stränge schlagen, ist dem BA nicht entgangen. Dem Gremium und der SZ liegt unter anderem ein Video vom 17. April vor, das zeigt, wie 1860-Anhänger die Abfahrt ihres Mannschaftsbusses zum Spiel gegen Türkgücü (seinerzeit im Olympiastadion) "feiern" - mit massivem, illegalem Feuerwerk auf dem Spielplatz in der Grünanlage zwischen Candid- und Wirtstraße. Ein Übergriff, den der BA natürlich scharf verurteilt. Die Polizei empfiehlt Anwohnern, in solchen Fällen das Geschehen, ohne Konfrontation mit den Tätern, per Foto oder Video zu dokumentieren und die 110 zu wählen.

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