Süddeutsche Zeitung

Giesing:Lokale Hilfe für Gastronomie

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Corona hat die Gastroszene lahmgelegt. Zur Überbrückung unterstützen Giesinger ihre Lieblingswirtshäuser im Viertel mit einer Online-Spendenaktion. Die Initiatoren sind von der Solidarität überwältigt

Von Hubert Grundner, Giesing

Von heute auf morgen hat die Corona-Krise die Betreiber von Kneipen, Restaurants, Bars und Clubs all ihrer Einnahmen beraubt und sie in ein tiefes Loch gestoßen. Erst jetzt, seit die Ausgehbeschränkungen und Schutzvorkehrungen wieder gelockert werden, können sie sich daran machen, sich daraus zu befreien. Doch die Rückkehr in den Normalbetrieb ist schwierig, falls sie überhaupt gelingt - ein "Wirtshaussterben" ist durchaus denkbar.

Umso schöner, dass es eine Gegenreaktion gegeben hat, mittels derer sich Besucherinnen und Besucher mit ihren Lieblingskneipen und -cafés solidarisch zeigen können: Mitte März startete die Online-Plattform "Lokalsupport Giesing" mit dem Ziel, ortsansässige Gastronomen in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit zu unterstützen. Auf der Homepage sind die teilnehmenden Gastronomen aufgelistet - aktuell 27 - und es gibt die Möglichkeit, via Paypal-Link direkt an sie zu spenden oder auch ein "Online-Trinkgeld" in einen gemeinsamen Topf zu geben, der unter allen Gastwirten gleichmäßig verteilt wird.

"Wir hätten uns niemals träumen lassen, dass es so ein großer Erfolg wird", berichtet Simone Wittmann, Initiatorin des Lokalsupports. "Es war Mitte März eine erste Aktion, damit überhaupt etwas passiert. Aber, das was sich daraus entwickelt hat, hat uns alle überwältigt", gesteht sie staunend im Rückblick. "Natürlich freuen wir uns über die finanzielle Unterstützung, aber genauso wichtig ist für uns das positive Feedback unserer Gäste", weiß wiederum Sebastian Erlenmeier zu berichten. Erlenmeier betreibt das Altgiesing und den Kiosk am Grünspitz.

In der Tat könne der #lokalsupportgiesing auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, schreibt Initiatorin Wittmann in einer vorläufigen Zwischenbilanz der Aktion. Von vielen verschiedenen Leuten und in unterschiedlicher Höhe seien bislang Spenden eingegangen. Auch die Profimannschaft des TSV 1860 spendete demnach einen Teil ihrer Mannschaftskasse. Und die Brauerei Hacker Pschorr rundete als Sponsor der Löwen den Betrag noch einmal auf, sodass eine mittlere vierstellige Summe zusammenkam. "Wir waren davon schon völlig überwältigt. Aber als dann auch noch 'die Bayerische' als Versicherer der Sechziger auf uns zukam und sagte, wir spenden nochmal 186 Euro an jeden Wirt, war ich wirklich platt", erzählt Wittmann. Auf diese Weise kamen ihr zufolge weitere 4600 Euro zusammen.

Es blieb nicht nur beim Einsammeln von Geld. Darüber hinaus entwickelte sich auch ein reges Begleitprogramm, soweit es Corona eben zulässt. "Wir haben viele verschiedene Dinge online gemacht: Talk-Runden mit Gastwirten und Torsten Müller vom Stadtteilmanagement, Online-Yoga auf Spendenbasis, ein Interview mit den Podcast-Machern von neun30, und natürlich informieren wir über alles, was im Viertel passiert", sagt Wittmann.

Wie sich die an der Aktion beteiligten Gastronomen und der Verein "Wir in Giesing" bei allen Spendern für ihre Unterstützung bedanken werden, wird noch nicht verraten. Dass es aber etwas geben werde, sei klar, versichert Simone Wittmann. "Bis dahin können alle den Ois-Giasing-Flair erleben, indem sie eine Ois-Giasing-Maske kaufen und den Lokalsupport unterstützen", rät die Vereinsvorsitzende. Die Künstlerin Ruth Feile produziere derzeit ehrenamtlich die Community-Masken in verschiedenen Farben mit dem bekannten Ois-Giasing-Schriftzug. Der Erlös komme komplett dem Projekt zugute. Die Masken gibt es im Onlineshop von "Wir in Giesing" und bei einigen Giesinger Gastronomen.

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SZ vom 04.06.2020
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