„Obststandl-Didi“, „Sechzger-Didi“ und bald auch „Boazn-Didi“? Dieter Schweiger ist unter mehreren Spitznamen stadtbekannt und es könnte noch einer dazukommen. Denn Schweiger, der seit 40 Jahren den Obststand am U-Bahn-Ausgang zur Universität betreibt, tauscht nun Bananen gegen Bier und wird neuer Wirt des ersten Brauerei-Ausschanks der Münchner-Kindl-Brauerei.
Die befindet sich aktuell noch im Umbau und wird erst im kommenden Jahr eigenes Bier hervorbringen können. Deswegen stoßen Schweiger und die Familie Sailer von der Münchner-Kindl-Brauerei am Donnerstag bei der ersten öffentlichen Besichtigung der noch nicht renovierten Kneipe behelfsmäßig mit Augustiner an. Wenn alle Umbauarbeiten nach Plan laufen, sollen sowohl die Brauerei an der Stadtgrenze bei der A 995 als auch der Brauerei-Ausschank im Giesinger Zentrum in der Tegernseer Landstraße 80 zeitgleich im kommenden Jahr eröffnen.
Die zwei Didis, Dieter Schweiger und Dietrich Sailer, kennen sich schon seit vielen Jahren. Als Schweiger im Jahr 1984 mit seinem Obststand anfing, war Sailer zwar schon mit dem Studium fertig, doch seine Söhne Luis und Leo Sailer kauften noch als Studenten am Stand ein und lernten so den Obststandl-Mann kennen. Danach seien sie oft mit ihm ins Stadion zu Sechzger-Spielen gegangen, erinnert sich Luis Sailer. Er ist Braumeister geworden, sein Bruder Leo Jurist. Die Zukunft der Münchner-Kindl-Brauerei ist damit gesichert, denn zusammen mit dem Vater führen die beiden schon jetzt die Geschäfte.
Seine Söhne hätten sich Didi Schweiger als neuen Wirt des ersten Ausschanks gewünscht, erzählt Sailer. Schweiger willigte sofort ein. Nicht nur, weil es menschlich mit den Sailers gut passe und er an das Produkt glaube, sondern auch wegen des Standortes. Im denkmalgeschützten Haus an der Kreuzung zur Silberhornstraße waren zuvor Ladengeschäfte untergebracht. Das erkennt man noch heute an den tiefen Ladenfenstern in der Fassade, die auch nach dem Umbau bleiben sollen und viel Licht in den kleinen Raum lassen.
Wie es drinnen einmal aussehen wird, lässt sich bei freigelegtem Backstein und unverputzten Wänden noch nicht erkennen. Doch Luis Sailer gibt einen ersten Ausblick auf das Konzept. Kein reiner Stehausschank, sondern ein „Brauerei-Ausschank“ soll es werden, mit Sitzplätzen an Hochtischen und einem Speisenangebot. Zum Verzehr vor Ort und im Straßenverkauf wolle man Bosna anbieten, eine würzige Bratwurstsemmel mit Zwiebeln, die in Salzburg erfunden worden sein soll.
Der Fokus werde aber auf dem Bier liegen, erklärt der junge Braumeister. Statt über eine Schankanlage werde das eigene Helle ausschließlich vom Holzfass gezapft und im geeisten Glas serviert, und das zu einem „niedrigen und stabilen“ Preis, merkt Schweiger an. Denn Sailer findet: „Als Brauerei hat man auch eine soziale Verpflichtung. Deswegen wollen wir keine Innenstadtpreise. Die Halbe Bier soll bei uns unter vier Euro kosten.“ Auch Stehmassen und Schaumige sollen sich für die Gäste preislich lohnen.
Die Münchner-Kindl-Brauerei geht nächstes Jahr mit drei hauseigenen Biersorten an den Start. Es wird ein Helles, ein Dunkles und saisonal auch Bockbier geben. Also nur solche Biere, die sich untergärig brauen lassen, erklärt Leo Sailer. Im Ausschank werde man zwar auch obergärige Sorten wie Weißbier anbieten, die kämen dann aber von einer Partner-Brauerei, die aktuell noch nicht feststehe. Es werde aber weder alkoholfreies Bier noch Radler von Münchner Kindl geben, aus Respekt vor dem eigenen Produkt, erklärt Luis Sailer.
Benannt wird der Ausschank nach dem Steyrer Hans, einem Giesinger Metzger und Wirtssohn und der Legende nach der stärkste Mann Bayerns, weil er ein 100-Liter-Holzfass alleine heben konnte. Die Holzfässer der Münchner-Kindl-Brauerei wird Didi Schweiger aber nicht eigenhändig zum „Steyrer Hans“ bringen müssen, sondern sie werden im Stadtgebiet vom eigenen Pferdegespann ausgeliefert werden. Seinen Obststand an der Uni wird Schweiger aufgeben. Denn seine Kneipe soll wahrscheinlich schon mittags öffnen, und so sehr er lange Arbeitszeiten im Rentenalter gewohnt sein mag, beides würde selbst ihm zu viel werden. Wie es dann mit dem Obststand weitergehe, sei noch in der Schwebe.