"GG Bavaria":Daddeln auf Bairisch

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Besucher der "GG Bavaria" werfen Schaumstoffbälle auf eine Leinwand. (Foto: Robert Haas)

Bei Bayerns erster Videospielmesse treffen Gamer auf Spieleentwickler und Cosplayer auf Retro-Fans. Die "GG Bavaria" in München soll den großen "Game Conventions" etwas entgegensetzen - und kleinen Indie-Studios eine Bühne bieten.

Von Jürgen Moises

Es geht um Interaktion. Man muss in Videospielen agieren, reagieren, interagieren. Das macht auch deren Unterschied zu Büchern, Comics oder Filmen aus. Weil das so ist, wiederholt Marcus Klöppel das mit der Interaktion immer wieder, als er bei der "GG Bavaria" in der Alten Kongresshalle auf der Schwanthalerhöhe über das Thema "Storytelling in Videospielen" spricht. Klöppel macht das unterhaltsam.

Seine Herkunft aus Leipzig hört man dem jungen Professor mit den langen Haaren an, der in dem kleinen, vollbesetzten Raum noch über Dinge wie "Branching", also das "Verzweigen" einer Handlung, spricht. Die "Klassiker" des aktiven Game-Erlebens? Laut Klöppel: Erkunden, kämpfen, ausrüsten. Genau das konnte man zwei Tage lang bei der "GG Bavaria" tun: Erkunden, welche Games aus Bayern es derzeit gibt, wo man das Entwickeln von Spielen studieren kann - und wie man damit später Geld verdient. Man konnte gegeneinander kämpfen, beim E-Sport oder "Speedrunning", wo es darum geht, ein Videospiel schneller als alle anderen durchzuspielen. Oder an alten Retro-Spielautomaten, die so manche noch aus ihrer Jugend kennen. Und man konnte sich ausrüsten: mit neuen Spielen, aber auch mit Comics, Spielkarten und anderen Fanartikeln.

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"GG Bavaria" steht für "Good Game Bavaria". Good Game, gutes Spiel, das sagen oder schreiben Gamer, wenn ein virtueller Kampf beendet ist. Das danach benannte, zweitägige Event ist die erste Computer- und Videospielmesse in Bayern. Veranstaltet wird sie von Games/Bavaria, einer Marke der Medien Bayern GmbH, zusammen mit MYI Entertainment, einer Agentur für E-Sports und Gaming. Das Geld dafür stammt vom Bayerischen Staatsministerium für Digitales, das mit der Messe die bayerische Games-Szene besser sichtbar machen und den "Game Conventions" in Hamburg, Berlin und Köln etwas entgegenstellen will. Die wichtigste davon ist die "Gamescom" in Köln. Im Vergleich dazu ist die "GG Bavaria" deutlich kleiner. Aber sie ist ja auch bayerisch und nicht international.

Dass die Messe vergleichsweise klein und überschaubar ist, scheint vielen zu gefallen. Beim Rundgang am "Career Day" am Samstag durch die gut besuchte, aber keinesfalls überlaufene Messe ist jedenfalls genau das von den Besuchern zu hören. Dazu gehört Arno, 47, der gemeinsam mit seinem 15 Jahre alten Sohn Nino im Obergeschoss an einem der Retro-Automaten "Asterix" daddelt. Die beiden haben sichtbar Spaß, wechseln danach an ein anderes Retro-Game, das man sitzend an einem Tisch spielt. Warum sie hier sind? "Ich wollte die Welt meines Sohnes besser kennenlernen", sagt der Münchner, der die Arcade-Spielautomaten noch aus seiner Jugend kennt. Dass das Ganze vor der Haustür liegt, auch das gefalle ihm an der "GG Bavaria". Bei der großen "Gamescom" waren sie noch nicht, aber: "Wir haben das vor."

Das Obergeschoss, die Galerie, das ist auch der Ort, an dem Entwickler aus Bayern ihre Spiele präsentieren. Wie etwa Active Fungus Studios aus München. "Wir sind ein kleines Indie-Studio", erklärt Rainer Wordel, "und machen das alle nur nebenbei." Wir, das heißt in dem Fall vier bis sechs Leute als fester Kern. An zwei Computern stellen sie ihr frisch erschienenes Spiel "Totgeschwiegen. A Bavarian Tale" vor. Ein historischer Krimi, der im Jahr 1866 in einem Dorf in Oberbayern spielt. Drei Jahre haben sie dafür gebraucht. Das Game ist komplett auf Bairisch. Das Interesse der Besucher sei groß, sagt Wordel. Und es sei toll, dass man mit den Spielern so engen Kontakt habe. Weil das sonst eher selten passiere.

Ein Match "League of Legends", derzeit eines der erfolgreichsten Computerspiele weltweit. (Foto: Robert Haas)
Mit VR-Brille taucht man noch tiefer ein in die digitale Welt. (Foto: Robert Haas)
Cosplayerin Silvia als Emu Otori aus dem Spiel Projekt Sekai. (Foto: Robert Haas)

Peter aus Kaufbeuren sieht das umgekehrt genauso. Der 28-Jährige kann sich gut vorstellen, als Spiele-Programmierer zu arbeiten. Er fand es "fantastisch", erzählt er beim Hinausgehen, dass er mit Leuten von den Studios reden konnte. "Die hatten alle ein offenes Ohr und man konnte nach Tipps fragen." Zum "Spielen und Netzwerken" ist die 32 Jahre alte Nina aus München da. Sie ist über ihre Freundin Lara hier gelandet und spielt schon ihr ganzes Leben lang. Nur zum Schauen sind Michael und Pascal gekommen. Der 17- und der 19-Jährige sind extra aus Salzburg und Innsbruck angereist. Erfahren haben sie von der Messe durch Huebi, einen Streamer, der auf Youtube und Twitch erfolgreich ist.

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Tagsüber hat Huebi dort auch live von der Messe berichtet. Er hat ein Match auf der Bühne im großen Saal moderiert und Interviews geführt. Mit Anfang 20 repräsentiert Huebi in etwa das Durchschnittsalter auf der "GG Bavaria", die nicht nur der Premiere wegen eine der "jüngsten" Messen in München ist. An den Computern, beim interaktiven Squash oder auch den Spiele- und Studiengangs-Präsentationen sieht man zudem viele junge Frauen. Auch wenn das Klischee vom Gamer ein anderes ist: Laut Studien sind fast 50 Prozent der Spielenden weiblich.

Cosplayer gibt es bei der Messe auch, also Menschen, die sich wie Spiel- oder Comicfiguren kostümieren. Das mag eine eigene Welt sein - aber eine, die immer mehr zur Normalität wird. Rund sechs von zehn Deutschen spielen angeblich Videospiele. Der deutsche Durchschnittsspieler ist 37 Jahre alt. Und zu dieser Normalität gehört nun vielleicht auch die "GG Bavaria". Bei entsprechender Resonanz soll es, so die Veranstalter, im nächsten Jahr mit der Messe weitergehen.

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