Fast jeden zweiten Tag tötet in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder ehemalige Partnerin. Jede vierte Frau ist mit Gewalt durch den derzeitigen oder Ex-Partner konfrontiert. Beinahe 60 Prozent der Frauen erleben sexuelle Belästigung. Mit Infoveranstaltungen, Vorträgen, Workshops und einer großen Demonstration will ein Bündnis von 66 Organisationen, darunter die Gleichstellungsstelle der Stadt und der Verein Frauen helfen Frauen, in München noch bis Ende November auf diese Tatsachen aufmerksam machen.
Auch in München sind Frauen, aber auch Kinder oft nicht sicher. 2023 registrierte die Polizei fast 4200 Fälle von „Häuslicher Gewalt“, also Gewalt innerhalb von Partnerschaften oder innerhalb der Familie, meist gegen Kinder und Jugendliche – ein Anstieg um mehr als 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Von zehn Tötungsdelikten in diesem Bereich wurden der Polizei zufolge acht „vollendet“, die Menschen wurden also getötet. Die Opfer häuslicher Gewalt sind zu fast 70 Prozent weiblich, die Täter zu mehr als 70 Prozent männlich.
Neben der Gewalt an Frauen, Mädchen und Jungen thematisieren die Aktionswochen auch die Gewalt an non-binären Menschen. Das Programm umfasst insgesamt 59 Veranstaltungen. Bereits am 22. November findet im Rathaus die zentrale Veranstaltung zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen statt. Unter dem Motto „Erinnern und Kämpfen“ wird unter anderem die Errichtung eines Aktions- und Erinnerungsorts gefordert, das den Kampf gegen geschlechtsbezogene Gewalt gegen Frauen und weiblich wahrgenommene Menschen sichtbar macht.
Am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, lädt das „Münchner Bündnis 8. März“ zur Großdemo. Sie startet um 18 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Odeonsplatz. Von 18 bis 23 Uhr sollen im Zuge der weltweiten Aktion „Orange the world“ auch bekannte Münchner Gebäude orangefarben beleuchtet werden, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen.
Dem leider immer noch verbreiteten „Victim blaming“ vergewaltigter Frauen will sich die Ausstellung „Was ich anhatte“ entgegenstellen. Durch eine „vielschichtige Installation persönlicher Kleidungsstücke und Aussagen entschlossener Frauen“ mache sie die „Erfahrungen von Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, anonym öffentlich“, heißt es im Programmheft. Die Ausstellung ist vom 18. bis zum 29. November im Kreisverwaltungsreferat zu sehen. Es gibt ein Begleitprogramm mit Führungen und einem Infomarkt.
Überdies wird an verschiedenen Terminen den Opfern von Femiziden, von Inter- und Transfeindlichkeit gedacht. Bei mehreren Vorträgen wird unter anderem über die aktuelle Situation am Familiengericht bei Verdacht auf sexuelle Gewalt an Kindern, über die Gefahr von K.-o.-Tropfen und über geschlechtsspezifische digitale Gewalt informiert. Es gibt Empowerment-Workshops für Mädchen, Frauen oder auch speziell für Migrantinnen. Am 16. November findet unter dem Motto „IchLaufMit – gegen Gewalt!“ in Haar ein Solidaritätslauf mit verschiedenen Distanzen statt.
Das umfangreiche Veranstaltungsprogramm mit Informationen zu Terminen, Orten und möglichen Anmeldemodalitäten kann kostenlos in der Stadtinformation oder bei den beteiligten Organisationen abgeholt werden. Zudem ist es online unter anderem auf der Seite der Gleichstellungsstelle der Stadt München abrufbar.