Die russische Journalistin Katerina Gordeeva erhält den diesjährigen Geschwister-Scholl-Preis. Das gaben der Landesverband Bayern des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und die Stadt München am Mittwoch bekannt. In Zeiten, in denen der Krieg in der Ukraine „nicht viel mehr als eine wiederkehrende Nachricht ist“, zeige sie, so die Jury, wie brutal die Wirklichkeit für die Menschen vor Ort ist.
„Nimm meinen Schmerz“ heißt das prämierte Werk Gordeevas. In 24 Porträts erzählt sie vom Überleben im Krieg. Es sind Geschichten von Flucht und Vertreibung, von Verlust und Tod, für die Gordeeva in der Ukraine, Russland und Europa unterwegs gewesen ist.
Katerina Gordeeva wurde 1977 in Russland geboren. Nach der Annexion der Krim verließ sie ihre Heimat 2014 und lebt seither mit ihrer Familie im Exil in Lettland. Von dort arbeitet sie weiterhin journalistisch. „Die Frage, was zu tun ist, wenn das eigene Land ein anderes angreift und Menschen mit Hass und Tod überzieht“, so die Jury, „beantwortet sie mit ihrer Arbeit: Betroffenen und Überlebenden Gehör zu verschaffen“.
Auch literarisch beeindrucke ihr Werk. Gordeevas Haltung und ihr schonungsloses Schreiben über den Krieg seien „eine würdige Verbindung zum Widerstand der Geschwister Scholl“, begründete die Jury die Wahl der Preisträgerin.
Der Geschwister-Scholl-Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben. Ausgezeichnet werden Werke, die „dem verantwortlichen Gegenwartsbewusstsein wichtige Impulse“ geben können. Die Verleihung findet am Dienstag, 26. November, in München statt.
Und eine weitere Literaturauszeichnung wurde am Mittwoch bekanntgegeben: Die Münchner Schriftstellerin Dana von Suffrin darf sich über den Tukan-Preis der Landeshauptstadt München freuen. Sie erhält die mit 8000 Euro dotierte Auszeichnung für ihren Roman „Nochmal von vorne“. Dieser handelt von der deutsch-jüdischen Familie Jeruscher und der Frage, wie sich ein Jahrhundert von Gewalt und Verfolgung auf die Gegenwart auswirkt.
Die Jury pries Suffrins Roman als „virtuos, vollgesogen mit bitterbösem Witz, meisterhaft in seiner scheinbaren Leichtigkeit und immer liebevoll zart zu den Menschen, von denen er erzählt.“ Am Mittwoch, 4. Dezember, findet die Preisverleihung im Münchner Literaturhaus statt.