München:Geschleifte Bastionen

Ergebnis-Analyse der Landtagswahlen im Kreis München

Von Iris Hilberth

Eine sehr hohe Wahlbeteiligung, Grünen-Resultate nahezu überall weit über der 20-Prozent-Marke, eine FDP, die insbesondere im Süden weit besser als in ganz Bayern abschneidet, während die AfD in allen Gemeinden unter dem Landesdurchschnitt bleibt - das ist das Ergebnis der Landtagswahl im Landkreis München. Insgesamt hatten in Bayern erstmals seit den Achtzigerjahren wieder mehr als 72 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kreuzchen auf den Stimmzetteln gemacht. Im Landkreis München waren es sogar 78,4 (Norden) beziehungsweise 80,7 (Süden).

Arge Verluste haben trotz ihrer Siege in beiden Stimmkreisen die CSU-Kandidaten hinnehmen müssen. Ernst Weidenbusch ist von 43 auf 30,5 Prozent abgerutscht. Am besten abgeschnitten hat er in Putzbrunn und Grasbrunn, wo er über 35 Prozent der Stimmen erhielt. Dort erzielte die CSU auch ihre besten Zweitstimmen-Ergebnisse, auf bayerisches Niveau pendelte sich allerdings nur Putzbrunn mit 37,3 ein. Im Süden musste sich Kerstin Schreyer nach 46,6 vor fünf Jahren nun mit 35,2 Prozent begnügen. Die meisten Anhänger hat sie in Brunnthal und Grünwald, wo die Unterhachingerin nur knapp unter 40 Prozent blieb. Allerdings hatte sie dort 2013 die alte CSU-Vorgabe "50 plus x" mit fast 56 Prozent (Grünwald) übererfüllt. Bei den Zweitstimmen schnitt die CSU noch am besten in diesen beiden Gemeinden ab, aber auch in Aying kam sie knapp über 40 Prozent.

Dramatisch schlecht wie in ganz Bayern, aber nicht einstellig war das Abschneiden der SPD. Dass deren Spitzenkandidatin Natascha Kohnen aus dem südlichen Landkreis stammt, machte sich mit 12,2 Prozent nur minimal bemerkbar. Bei den Zweitstimmen war das Abschneiden (8,6) sogar noch katastrophaler. In ihrem Heimatort Neubiberg schnitt Kohnen erwartungsgemäß am besten ab (16,9), auch in Taufkirchen gaben ihr 15,4 Prozent der Wähler ihre Stimme. In Grünwald hingegen setzten lediglich 6,9 Prozent auf die SPD-Chefin. Im Norden hatte selbst die CSU der SPD mit ihrer Kandidatin Annette Ganssmüller-Maluche mehr zugetraut, nachdem die sich 2014 bei der Landratswahl wacker geschlagen hatte. In Unterföhring, Ismaning, Garching und Oberschleißheim kam sie zwar über 13 Prozent, insgesamt aber musste sie sich mit 11,2 Prozent begnügen.

Profitiert haben vor allem die Grünen, deren Stimmkreistausch mit der Unterhachingerin Claudia Köhler im Norden und dem Oberschleißheimer Markus Büchler im Süden offenbar aufgegangen ist. Bei den Zweitstimmen kam die Partei mitunter über 30 Prozent (Oberhaching, Gräfelfing). Als Grünen-Hochburg erwies sich erneut Baierbrunn mit 28 Prozent für Büchler und 29,5 Prozent der Zweitstimmen. Im Norden hat Claudia Köhler mit Abstand am besten in Hohenbrunn (27,9) und Ottobrunn (27,3) gepunktet.

Seit jeher Hochburg der FDP ist der südlichen Landkreis. Ihr prominenter Direktkandidat Helmut Markwort holte auch prompt in Pullach 15,9, in Grünwald sogar 17,0 Prozent. Mit neun Prozent liegt die FDP auch bei den Zweitstimmen im südlichen Landkreis deutlich über dem bayernweiten Ergebnis. Mit 7,3 Prozent fiel das im nördlichen Stimmkreis nicht ganz so hoch aus. Dort konnte vor allem Kandidat Thomas Jännert in seiner Heimatgemeinde punkten (10,2).

Deutlich verbessert im Vergleich zu 2013 haben sich die Freien Wähler, die vor allem mit dem Landtagsabgeordneten Nikolaus Kraus im Norden Stimmen dazugewannen. Schlechter als bei der Bundestagswahl schnitt die AfD ab. Am stärksten war Nord-Kandidat Rainer Gross in Unterschleißheim (9,4) und Oberschleißheim (9,0); Süd-Kandidat Ulrich Riediger in Brunnthal (8,6) und Taufkirchen (8,1). Nur in Straßlach-Dingharting blieb er unter fünf Prozent.

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