"Ach, Rosa!", möchte man sagen. Und sie fragen: "Wie hast Du das geschafft? Wie konntest Du so viele Seiten schreiben, so viele Zeilen, fast ohne einen Verschreiber?" In einem Karton liegen 300 Seiten Karopapier. Mit dünner Strichstärke, mit einem Kuli, hat Rosa König (1895-1975) ihr Leben aufgeschrieben. Blaue Worte stehen da, in feiner, klarer Schrift. Das große I schreibt sie mit einem kleinen Strich und das E, wie bei dem Wort "Entteuschung", hat einen Schwung, dass man erst einmal überlegen muss, ob es überhaupt dieser Buchstabe sein kann.
Geschichte:Erinnerungen einer Unbeugsamen
Als Kind muss Rosa König Orangen verkaufen, der Stiefvater ist ein Sadist und Säufer, der Ehemann gibt ihr kaum Halt. Ihre Aufzeichnungen "Ein Paar braune Stiefel" erlauben tiefe Einblicke in ein hartes Münchner Frauenschicksal.
Von Nicole Graner
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