Politik in München:Stadträte wollen Oberbürgermeister-Ära nach Olympia 72 aufarbeiten

Politik in München: Georg Kronawitter (SPD) war 17 Jahre lang Münchner Oberbürgermeister.

Georg Kronawitter (SPD) war 17 Jahre lang Münchner Oberbürgermeister.

(Foto: imago)

Stadtarchiv und Kulturreferat sollen die Regierungszeit von Georg Kronawitter und Erich Kiesl untersuchen. Aus den Erkenntnissen von damals erhoffen sich SPD, Grüne und CSU eine mutigere Politik für die Zukunft.

Von Joachim Mölter

Zum 50-Jahre-Jubiläum der Olympischen Spiele von 1972 ist die jüngere Stadtgeschichte Münchens umfassend dokumentiert worden. Bei der Beschäftigung mit der von Olympia angestoßenen Entwicklung in den späten Sechziger- und frühen Siebzigerjahren ist einer Arbeitsgruppe von Historikern freilich auch aufgefallen, dass sich um die Zeit danach noch niemand so richtig gekümmert hat.

Das soll sich ändern: Am Mittwoch beantragten die Stadtratsfraktionen von SPD/Volt, Grünen/Rosa Liste sowie CSU/Freien Wählern gemeinsam, dass Stadtarchiv und Kulturreferat die nach-olympische Ära der beiden Oberbürgermeister Georg Kronawitter (SPD) und Erich Kiesl (CSU) untersuchen sollen. "Wir haben uns natürlich gefragt, was für einen Benefit wir davon haben könnten", erklärt SPD-Fraktionssprecherin Anne Hübner die gemeinsame Initiative, "und wir haben einen Nutzen jenseits der reinen historischen Aufarbeitung erkannt."

In die Regierungsjahre von Kronawitter (1972 bis 1978 und 1984 bis 1993) und Kiesl (1978 bis 1984) fallen beispielsweise der Ausbau des U-Bahn-Netzes, die Schaffung des Westparks und der Bau des Gasteigs. Hübner hält das für eine "total spannende Zeit", ihr Grünen-Kollege Dominik Krause spricht sogar von einer prägenden Zeit "für das Bild von München, das wir heute kennen". Der Olympia-Boom habe seinerzeit Entwicklungen in Gang gesetzt, welche die Stadt bis heute herausforderten, heißt es im Antrag. CSU-Sprecher Manuel Pretzl sieht jedenfalls "viele Parallelen zur heutigen Zeit: Wohnungsnot und ÖPNV-Ausbau standen im Mittelpunkt".

Ähnliche Wachstumsschmerzen wie damals gebe es auch heute, findet Hübner. Von den Erkenntnissen des auf drei Jahre veranschlagten Projekts erwarten die Stadträte deshalb Ideen für "eine gelingende künftige Stadtgestaltung". Pretzl sagt: "Heute dauern wegweisende Entscheidungen viel zu lange. Vielleicht kann die historische Aufarbeitung zu einer mutigeren Politik beitragen."

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