Hausverbot:Rechter Verein darf sich nicht im Bräuhaus im Tal versammeln

Hausverbot: Vor der Gaststätte haben Mitglieder der Initiative "München ist bunt" gegen die geplante Veranstaltung demonstriert.

Vor der Gaststätte haben Mitglieder der Initiative "München ist bunt" gegen die geplante Veranstaltung demonstriert.

(Foto: Stephan Rumpf)

Dort wollten Rechtsextreme den "Germanischen Arbeiterverein" gründen. Dem Vortragsredner und einigen Gästen wird Hausverbot erteilt. Die Initiative "München ist bunt" organisiert einen Gegenprotest.

Von Franz Kotteder

"So, und was machen wir jetzt?", sprach der Vortragsredner Harald Z. und trat Punkt 17 Uhr aus der Tür des Schneider Bräuhauses im Tal. Gerade eben hatte Geschäftsführer Otmar Mutzenbach dem jungen Mann mit Hut, Oberlippenbart und Trenchcoat Hausverbot erteilt. Denn eigentlich war Harald Z. gekommen, um bei der Gründungsversammlung eines "Germanischen Arbeitervereins" im Bräuhaus eine Rede zu halten zum Thema: "Was sind unsere Ziele?". Seit Anfang Dezember war ein Flugblatt kursiert, das zur ominösen Gründungsversammlung ins Bräuhaus eingeladen hatte, eine entsprechende Reservierung am Tag vor Heiligabend war von der Geschäftsführung umgehend storniert worden. "Die Gründung eines weiteren rechten Vereins werden wir nicht verhindern können", teilte sie mit, "wir werden aber verhindern, dass unsere Räumlichkeiten dafür missbraucht werden und wir vor einen Karren gespannt werden, den wir nicht ziehen wollen."

Bereits vor dem angekündigten Versammlungsbeginn am Sonntag um 17 Uhr war einigen Gästen aus der mutmaßlich rechten Szene, die offenbar zur Vereinsgründung gekommen waren, Hausverbot erteilt worden. Polizeibeamte der Innenstadtwache begleiteten sie aus dem Wirtshaus. Vor der Gaststätte hatten bereits eine Handvoll Mitglieder der Initiative "München ist bunt" gegen die geplante Veranstaltung demonstriert. Die Initiative, die sich gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit wehrt, hatte auf die Vereinsgründung erst aufmerksam gemacht.

Die Gründung war durch Handzettel und Flugblätter angekündigt worden, die in Form und Diktion stark an nationalsozialistische Propagandazettel aus den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts erinnerten. Tatsächlich hatte sich im September 1920 ebenfalls im Tal, im damals noch existierenden Sterneckerbräu, der "Nationalsozialistische Arbeiterverein" gegründet, der es der damals gerade neu gegründeten NSDAP nach der damaligen Rechtslage erlaubte, die Parteizeitung Völkischer Beobachter  herauszugeben.

Harald Z., österreichischer Staatsbürger und vorgesehener Redner, sagte zur SZ, von der Gründungsversammlung vor 100 Jahren im Tal habe er "gar nichts gewusst". Man habe testen wollen, wie groß das Interesse für einen Verein wäre, niemand kümmere sich um die immer mehr in Bedrängnis geratenden "Arbeiter, Handwerke und Bauern". Diese Gruppen hätten keine Lobby mehr, "schließlich hat die marxistische Partei SPD das Arbeitslosengeld 2 sogar erfunden". Die Polizei nahm die Personalien von Harald Z. auf, der in Braunau wegen seiner Aktivitäten vor zwei Jahren festgenommen worden war. In München trat er betont höflich und zurückhaltend auf und nahm so gut wie keine Notiz von den Gegendemonstranten. Begleitet von ein, zwei Anhängern verschwand er in Richtung Marienplatz auf der Suche nach einem anderen Wirtshaus, in dem er noch nicht bekannt war.

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