Protest gegen Gentrifizierung:Serie von linken Anschlägen in München

Radikale richten erheblichen Schaden bei Immobilienfirmen oder Neubauten an. Im vergangenen Jahr brannten zudem 16 Autos und die E-Lok eines Waffenproduzenten. Die Polizei vermutet die Täter in Kreisen von radikalen Gentrifizierungsgegner.

Von Martin Bernstein

Unbekannte haben am frühen Donnerstagmorgen den Container eines Münchner Bauträgers in Untergiesing in Brand gesteckt. Obwohl noch kein Bekennerschreiben vorliegt, vermutet die Polizei die Täter in Kreisen radikaler Gentrifizierungsgegner. Der Anschlag reiht sich ein in eine ganze Serie ähnlicher Vorfälle in den vergangenen Tagen. Das für die Verfolgung politisch links motivierter Delikte zuständige Münchner Staatsschutzkommissariat 43 hat die Ermittlungen aufgenommen.

Auf dem ehemaligen Osram-Gelände an der Hellabrunner Straße entstehen derzeit 370 Eigentums- und 70 Mietwohnungen, außerdem zwei Kindertagesstätten und Gewerbeflächen. Baubeginn war im Januar, gerade erst war Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt. Der Brandanschlag wurde gegen 4.30 Uhr verübt. "Die Holzverkleidung fing sofort Feuer und ein nebenstehender Container wurde in Mitleidenschaft gezogen", sagte ein Polizeisprecher. Die sofort alarmierte Feuerwehr habe den Totalschaden an dem Container nicht mehr verhindern können. Erst vor acht Tagen hatten mutmaßlich linke Gentrifizierungsgegner das Gebäude einer Immobilienfirma an der Keferloherstraße in Milbertshofen attackiert. In der Nacht von 22. auf 23. Juli bewarfen die bislang unbekannten Täter die Hausfassade mit Christbaumkugeln, die mit Teer gefüllt waren.

Linke Aktivisten haben außerdem in den vergangenen Tagen mehrere Autos beschädigt - "als kleines Zeichen des Kampfes gegen die Knastgesellschaft", wie es in einem auf der Plattform "Indymedia" anonym veröffentlichten Bekennerschreiben heißt. Bei allen drei Autos handelte es sich um Fahrzeuge von Firmen, die von den Tätern offenbar mit dem Bau von Gerichten und Gefängnissen, mit Sicherheits- und Grenztechnologie in Verbindung gebracht werden. An zwei an der Untersberg- und der Weißenseestraße in Obergiesing abgestellten Firmenwagen wurden zwischen 20. und 22. Juli jeweils alle vier Reifen mit einem spitzen Gegenstand aufgestochen. Zudem brannte in der Nacht zum 22. Juli an der Feichtstraße ein Auto, das die Aufschrift einer Firma für Sicherheitsdienste trug. Durch die Hitze wurde ein daneben geparkter weiterer Pkw beschädigt. Zu dem Anschlag gab es Sympathiebekundungen aus der linken Szene.

2018 zündeten mutmaßlich linke Täter nach Polizeiangaben in München insgesamt 16 Autos sowie zwei Baustellenfahrzeuge an - und eine E-Lok auf dem Gelände des Waffenproduzenten Krauss-Maffei Wegmann. Zwölfmal wurden Büros von Immobilienfirmen attackiert, Scheiben eingeworfen und Fassaden beschmiert. Den Gesamtschaden beziffert die Polizei auf mehr als 600 000 Euro.

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