Unter den Münchner Weinlokalen war sie schon immer ein besonderes Juwel. Das ist bis heute so, auch wenn die Lage derzeit ein einziges Baustellendesaster ist, direkt beim Hauptbahnhof und gegenüber der Benko-Investitionsruine, ehemals Kaufhaus Hertie. Geisels Vinothek im Hotel Excelsior ist trotzdem ein Schmuckstück, und der Weinkeller der Münchner Hoteliersfamilie Geisel sowieso legendär. Aber auch in der Küche sind praktisch immer erste Kräfte am Werk. Die vergangenen acht Jahre war dort Thomas Kahl als Chefkoch zugange, vor zwei Wochen verließ er das Haus.
Sein Nachfolger kommt vom anderen Ende der Republik und heißt Benedikt Arps. Der 29-Jährige hat sechs Jahre lang im berühmten Sternerestaurant Söl’ring Hof auf Sylt gearbeitet und war dort zuletzt zusammen mit Jan Feling Küchenchef. Weil es die Lebensgefährtin beruflich nach München zog, ging er mit – und bewarb sich dann von sich aus für den Job des Küchenchefs in der Vinothek. Beim Vorstellungsgespräch konnte er Vinothek-Chef Michael Geisel auf Anhieb überzeugen.
Seit Juli arbeitete Arps mit dem Küchenteam an der neuen Karte, in der manches so bleibt, wie es bisher war: So zum Beispiel der Schinkenteller, ein Vinothek-Klassiker. Die eigene Handschrift erkennt man zum Beispiel am geräucherten Saibling mit eingelegtem Kohlrabi und Dillcreme, an den Medaillons vom Seeteufel mit einem herrlichen Bouillabaisse-Risotto oder der Kärntner Maishendlbrust, unter anderem mit Krauser Glucke und Semmelknödel. Vermeintlich einfach und doch sehr raffiniert – diesen ewigen Geheimtipp der Münchner Spitzengastronomie gilt es nun also ein weiteres Mal zu entdecken (Geisels Vinothek, Schützenstraße 11, Montag bis Freitag 12–0 Uhr, Samstag 16–0 Uhr, Telefon: 089/551377140, www.excelsior-hotel.de/vinothek).
Es gibt ja jede Menge Menschen, die finden, München sei kulinarisch total langweilig, verglichen mit Berlin. Allzu viel Ahnung von München haben sie zwar offenbar nicht, aber möglicherweise sind sie seit ein paar Tagen wieder etwas versöhnt mit der Stadt. Denn direkt im Zentrum, hinter dem Polizeipräsidium, hat jetzt ein original Berliner Restaurantkonzept seine Münchner Dependance eröffnet: The Klub Kitchen. Es ist in die Räume des ehemaligen vegetarischen Restaurants Kismet eingezogen. Loungige Club-Atmosphäre umfängt die Gäste, die Speisekarte kann man nur mit dem Smartphone abrufen, und zu essen gibt es vor allem eine Reihe von „Bowls“, also mit gesunden Zutaten gefüllte Schüsseln, wie sie nicht nur Berliner Hipster lieben (The Klub Kitchen, Löwengrube 10, Montag bis Samstag, 12–19 Uhr, www.theklubkitchen.com).