Geflügelpest in München:Tierpark-Vögel müssen in den Lockdown

Geflügelpest in München: Freiluftgehege für Großvögel wie die Flamingos werden zum Schutz vor der Geflügelpest vorsorglich mit Planen abgedeckt.

Freiluftgehege für Großvögel wie die Flamingos werden zum Schutz vor der Geflügelpest vorsorglich mit Planen abgedeckt.

(Foto: Lukas Barth-Tuttas/Tierpark Hellabrunn)

Bei einem zweiten Schwan an der Isar ist das H5N1-Virus nachgewiesen worden. Der Zoo hat deshalb Maßnahmen ergriffen, um seine Tiere vor der Geflügelpest zu schützen. Auch Hundebesitzer müssen Regeln beachten.

Von Lea Kramer

Für die Pinselohrschweine hat sich nichts geändert. Sie schnuppern und kratzen weiterhin nach Fressen rund um ihr Wasserloch im Tierpark Hellabrunn. Schwein gehabt, dass sie kein Federvieh sind. Das darf nämlich gerade nicht ins Freie - oder muss in Volieren unter einer Plane hocken. Wildvögel und andere Geflügelarten stehen im Zoo unter besonderer Beobachtung, seit an der Isar noch ein zweiter Schwan gefunden worden ist, der mit der Geflügelpest infiziert war.

Der Münchner Feuerwehr war am Mittwoch ein Schwan nahe der Großhesseloher Brücke aufgefallen, der sich seltsam verhielt. "Die Feuerwehr hat ihn dann in die Tierklinik gebracht. Dort wurde das Tier eingeschläfert", sagt Julien Chauve vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). Die entnommenen Proben seien ans Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) geschickt worden, welches dann den Verdacht bestätigte: Auch dieser Schwan hatte sich mit dem Influenza-Virus des Typs H5N1 angesteckt, besser bekannt als Geflügelpest. Vor ein paar Tagen war bereits ein infizierter Entenvogel am Isarufer aufgegriffen worden. Grund zur Besorgnis sieht das KVR zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht. "Es sind momentan zwei Fälle in München bekannt, und wir beobachten die Lage".

Im Tierpark Hellabrunn, der sich nicht weit entfernt vom Fundort des ersten erkrankten Schwans an der Thalkirchner Brücke befindet, sind dennoch erste Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. "Als prophylaktische Maßnahmen haben wir bereits Vögel aufgestallt und Volieren mit Planen abgedeckt", sagt eine Sprecherin. Das heißt, dass Gänse- und Hühnervögel nur in geschlossenen Ställen mit gewissen Schutzvorrichtungen gehalten werden, die gegen das Eindringen von Wildvögeln gesichert sind. Freiluftgehege für Großvögel wie die Schwarzstörche oder die Flamingos seien vorsorglich "bis auf Weiteres" mit Planen abgedeckt worden. "Im Hinblick auf die sich weiter entwickelnde Situation können wir aktuell zur Dauer keine Angaben machen", sagt die Tierparksprecherin.

Geflügelpest in München: Ein Trauerschwan mit grauem Jungtier schwimmt durch den Tierpark: Fast 100 Wildvogelarten und 45 heimische Vogelarten leben in Hellabrunn.

Ein Trauerschwan mit grauem Jungtier schwimmt durch den Tierpark: Fast 100 Wildvogelarten und 45 heimische Vogelarten leben in Hellabrunn.

(Foto: Robert Haas)

In Hellabrunn leben fast 100 verschiedene Wildvogelarten, doch auch heimische Vögel fühlen sich auf dem Tierparkgelände wohl. Bei der Vogelzählung im Jahr 2022 konnten dort 45 verschiedene Arten rund um die Nistkästen nachgewiesen werden. Solange der Tierpark auch bei den geflügelten Gästen ein beliebtes Anflugsziel ist und sich die Geflügelpest in Bayern weiter ausbreitet, besteht die Gefahr, dass sich Hellabrunner Tiere mit dem Virus anstecken. Unlängst hatte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit das Risiko dafür als hoch eingeschätzt. Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Seuche in einem Mastbetrieb im Landkreis Schwandorf ausgebrochen ist.

Hunde und Katzen sollten im Uferbereich nicht frei herumlaufen

Maßnahmen zum Schutz vor einer Ausbreitung der Geflügelpest hat die Stadt bereits im vergangenen Jahr angeordnet. Die auch als Vogelgrippe bekannte Krankheit wird beim direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder mit kontaminierten Materialien übertragen. Eine Ansteckung von Menschen auf diesem Wege ist in Deutschland bisher nicht bekannt. Dennoch sollten mehrere tote oder kranke Tiere an einem Ort dem Veterinäramt gemeldet werden. Das Füttern von Wildvögeln ist verboten. Das LGL weist darauf hin, dass in der Regel nur Vögel erkrankten, andere Tiere könnten das Virus aber verschleppen. "Ein direkter Kontakt von Haustieren - insbesondere von Hunden und Katzen - mit toten oder kranken Vögeln sollte daher nach Möglichkeit verhindert werden", sagt ein Sprecher.

Im Stadtgebiet halten mehr als 600 Münchnerinnen und Münchner hobbymäßig Enten, Gänse, Wachteln, Fasane oder Hühner. Die Geflügelhalter sollen dem Münchner KVR zufolge bei der Reinigung der Ställe den Kontakt mit Ausscheidungen vermeiden. Zudem sollten sie das Futter wildvogelsicher aufbewahren. "Hunde- und Katzenbesitzer sollten ihre Tiere im Uferbereich nicht frei herumlaufen lassen, damit sie nicht versehentlich an einem infizierten Tier schnuppern oder es gar fressen", sagt KVR-Sprecher Chauve. Für Menschen gelte grundsätzlich: "Kein Wildviech anfassen - ob lebendig oder tot."

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