Gemeinschaftsunterkünfte:Dauerangst vor einer Corona-Ansteckung

Lesezeit: 2 min

Der Münchner Migrationsbeirat kritisiert, dass die Stadt nicht genügend Aufklärungsarbeit betreibt, um möglichst viele Geflüchtete zu impfen. (Foto: Jonas Güttler/dpa)

Geflüchtete harren in Gemeinschaftsunterkünften auf engem Raum aus. Bei den Impfungen gegen Covid-19 scheinen die Hürden trotzdem hoch zu sein.

Von Thomas Anlauf

Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften sind besonders gefährdet, an Covid-19 zu erkranken. Trotz einiger Sicherheitsmaßnahmen leben die Menschen meist in beengten Verhältnissen. Viele haben während der Corona-Pandemie ihren Arbeits- oder Ausbildungsplatz verloren und sitzen von morgens bis abends in den Gemeinschaftszimmern in der Angst, sich anzustecken. Ein Lichtblick für viele der mehr als 6000 Menschen, die derzeit in Asylunterkünften in München leben müssen, sind nun die Impfungen gegen das Virus.

Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften zählen wegen der erhöhten Gefahr, sich anzustecken, sogar zur Gruppe mit der zweithöchsten Priorisierung. Sie fallen laut Bundesregierung unter den Personenkreis, der "insbesondere in Flüchtlings- und Obdachloseneinrichtungen oder in sonstigen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder in Frauenhäusern untergebracht oder tätig" ist. Doch während mittlerweile bereits Menschen geimpft werden, die in einer niedrigeren Priorisierungsstufe sind, scheint es in Flüchtlingsunterkünften noch Probleme zu geben.

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Der Münchner Migrationsbeirat kritisiert, dass Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften "über wenig Informationen, wie sie sich vor einer Infektion schützen und einen Impftermin bekommen können", verfügen. Zwar gebe es nun auch Impfungen in den Erstaufnahmeeinrichtungen, die von mobilen Impfteams durchgeführt würden, allerdings komme das Impfteam erst dann, wenn sich mindestens 50 Menschen in den Einrichtungen zur Impfung angemeldet hätten.

Dies weist das zuständige Gesundheitsreferat in München jedoch zurück. "Es gibt keine Mindestanzahl von 50 Personen für den Impftermin in der Einrichtung. Eine Größenordnung von circa 20 Personen ist jedoch für die effiziente Durchführung wünschenswert", teilt das Referat auf SZ-Anfrage mit. Auf Grundlage eines vom Bayerischen Innenministerium entwickelten Konzepts setze das Gesundheitsreferat die Vorgaben gemeinsam mit dem Sozialreferat um. So würden die Impfungen, "soweit kapazitätsmäßig möglich", insbesondere in sogenannten Ankerzentren, in Unterkünften mit besonders gefährdeten Gruppen und in größeren Unterkünften stattfinden. Darüber hinaus sei es für alle Bewohner der Unterkünfte natürlich möglich, sich selbständig über das Online-Portal für eine Impfung im Impfzentrum Riem registrieren zu lassen.

Doch da viele Menschen in den Unterkünften noch nicht ausreichend Deutsch können, ist es oft fast unmöglich, sich auf der Internetplattform anzumelden, die bislang lediglich auf Deutsch funktioniert. "Um die Menschen in den Unterkünften besser zu schützen, bedarf es einer umfangreichen Aufklärungsarbeit sowie einer Informations- und Impfkampagne, die diese Menschen wirklich erreicht", sagt Dimitrina Lang, Vorsitzende des Migrationsbeirates. Sie fordert unter anderem ein Pilot-Informationsprojekt mit Freiwilligen, die selbst Migranten sind und somit helfen könnten, geflüchtete Menschen in ihren eigenen Sprachen zu sensibilisieren.

Immerhin bietet das Münchner Gesundheitsreferat auf der Seite https://muenchen.corona-mehrsprachig.de Informationen zu Corona in München in 15 verschiedenen Sprachen an. Zudem würden in den Einrichtungen Sozialarbeiter bei der Informationsbeschaffung zu Corona und bei der Anmeldung zur Impfung behilflich, teilt das Gesundheitsreferat mit. Auch Dolmetscher würden dort mithelfen.

Übrigens werden nun auch Obdachlosen Impfungen angeboten. Mobile Teams seien in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, um die Menschen zu impfen, so das Gesundheitsreferat. Mitarbeiter der Sozialdienste würden bei Bedarf die wohnungslosen Menschen dabei unterstützen, sich impfen zu lassen. Auch sie fallen unter die Kategorie 2 der Impfreihenfolge - noch vor Feuerwehrleuten und Polizisten beispielsweise.

© SZ vom 10.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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