München heute:Gedenken an die Opfer des OEZ-Anschlags / Ein Sommer wie von van Gogh

München heute: Mit trauernden Angehörigen versammeln sich Politiker wie Ilse Aigner, Markus Söder oder Dieter Reiter.

Mit trauernden Angehörigen versammeln sich Politiker wie Ilse Aigner, Markus Söder oder Dieter Reiter.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nachrichten und Lesenswertes aus der Stadt.

Von Ingrid Fuchs

Wie stark kann man sein? Gisela Kollmann ist beeindruckend stark. Am fünften Todestag ihres geliebten Enkels Guiliano stellt sie sich auf eine Bühne vor dem Münchner Olympia-Einkaufszentrum, nur wenige Meter von dem Ort entfernt, wo der 19-Jährige erschossen wurde. Er und acht weitere Menschen. Wie es Gisela Kollmann geht? "Die Narben wollen nicht heilen", erzählt sie unter Tränen. Sie hätte gerne mit Guiliano getauscht. Der Frau bricht immer wieder die Stimme. Ihr Herz wurde ihr am 22. Juli 2016 gebrochen. So geht es auch vielen anderen Angehörigen, die jemanden beim OEZ-Anschlag verloren haben. Mein Kollege Jakob Wetzel ist heute bei der Veranstaltung dabei gewesen, er erzählt, dass viele junge Menschen zum Gedenkort kommen, um gemeinsam zu singen, zu beten - und zu weinen.

Gerade heute sollen die Opfer des rassistischen Anschlags im Mittelpunkt stehen, denn viel zu lange war das nicht so. Zwei Jahre hat es gedauert, bis die Behörden erkannt und benannt haben, was da in München passiert ist: Rechtsterrorismus. Umso mehr erschreckt es mich, dass es offensichtlich viele Menschen gibt, die das immer noch nicht begriffen haben. Einigen von ihnen begegnet man in den sozialen Medien, sie kommentieren etwa unter SZ-Artikeln. Es sind Menschen, die bestreiten, dass die Morde rassistisch waren. München war und ist kein Einzelfall. Die NSU-Morde, Utøya, Christchurch, Hanau, Halle. Martin Bernstein hat aufwändig recherchiert und zusammengetragen, wie sich Rechtsextremisten im Internet zusammenfinden und zum Morden anstiften.

Bei der Gedenkfeier in München rufen Oberbürgermeister Dieter Reiter und Ministerpräsident Markus Söder zum Kampf gegen Rassismus auf. Ob das reicht? Mein Kollege Gökalp Babayiğit erklärt, warum Staat und Gesellschaft die Gefahr seiner Meinung nach noch immer nicht wirklich begreifen - und wie man das ändern könnte. Die Opfer des OEZ-Anschlags bringt das nicht mehr zurück, aber den Angehörigen von Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda gibt es vielleicht ein wenig Trost, wenn sie spüren, dass sie nicht allein sind.

DER TAG IN MÜNCHEN

Ein Sommer wie von van Gogh Ja, es hat in den vergangenen Wochen in München unüblich viel geregnet. Aber es war auch außergewöhnlich warm und sonnig. Für die Natur ist das ein Segen. Zum Artikel

Die Superlative zu Besuch in der Olympiahalle 700 junge Talente aus mehr als 190 Ländern treffen sich in München, um über Themen wie Klimakrise, Freiheit und Bürgerrechte zu diskutieren. Auch die Pandemie wird Gegenstand des diesjährigen Kongresses sein. Zum Artikel

Kommt das Uhrmacherhäusl bald als Kopie zurück? Vor dem Verwaltungsgerichtshof wird der Streit um den Wiederaufbau des illegal abgerissenen Hauses in Giesing noch einmal neu verhandelt. Diskutiert wird auch, ob man den "Ensemble-Charakter" überhaupt wiederherstellen kann. Zum Artikel

MÜNCHEN ERLESEN

KULTUR ERLEBEN

PODCAST-TIPP

Restaurants in München | Bars in München | Frühstück und Brunch

Zu den Landkreisen: Bad Tölz-Wolfratshausen | Dachau | Ebersberg | Erding | Freising | Fürstenfeldbruck | München | Starnberg

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: