Die geburtshilfliche Versorgung in der Stadt ist auch für die Zukunft gesichert. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Gesundheitsreferats, die an diesem Freitag vorgestellt wurde. „Bis voraussichtlich 2038“ sei der Bedarf gedeckt, sagt Referentin Beatrix Zurek (SPD).
Ein Faktor bei der Berechnung wurde dabei besonders beachtet: Die geplante Verlegung der drei Kreißsäle aus Neuperlach in einen Klinikneubau nach Harlaching. Dies sieht das neue Medizinkonzept der München Klinik (Mük) vor, zu dem beide Klinikstandorte gehören und das kommende Woche von den Stadträten beschlossen werden soll. Die betroffenen Hebammen aus Neuperlach protestieren gegen die Pläne und fordern den Erhalt ihrer Arbeitsstätte. Sie sagen, die Versorgung in der Stadt sei wegen der geplanten Verlegung nicht gewährleistet.
Dem widerspricht nun die neue Studie des Gesundheitsreferats. In einer Evaluation stellt sie dar, warum die Versorgung eben nicht gefährdet sei. In die Berechnungen ist der Wegfall in Neuperlach einberechnet worden. Die Bevölkerungsprognose des Planungsreferats bis 2040 sowie eine selbst errechnete durchschnittliche Geburtenrate pro Tag und Entbindungsplatz (460 Geburten) liegen den Berechnungen zugrunde.
Insgesamt wird es in Zukunft zwar statt zehn nur noch neun Kliniken mit Geburtshilfe in München geben. Jedoch steige die Zahl der Kreißsäle, betont Zurek: In Schwabing sind es seit der Eröffnung des neuen Frauen- und Kinderklinikums im Frühjahr zwei mehr, das LMU-Klinikum bekommt einen neuen Kreißsaal in der Innenstadt und auch am Rotkreuzklinikum ist der hebammengeleitete Kreißsaal neu hinzugekommen. Zudem sei das Einzugsgebiet der Geburtshilfe in Neuperlach „weitestgehend deckungsgleich“ mit einem Teil des Einzugsgebietes der Geburtshilfe in Harlaching. Zureks Fazit: „Es spricht nichts gegen die Verlegung.“
Die Verlegung ist ohnehin ausweglos: Der aktuelle bayerische Krankenhausplan sieht vor, dass der Neubau der Klinik in Harlaching, in der die Kreißsäle aus Neuperlach unterkommen sollen, einen Weiterbetrieb in Neuperlach unmöglich macht.
Die Neuperlacher Hebammen haben indes erneut eine Kundgebung auf dem Marienplatz angekündigt. „Wir verlieren die Geburtshilfe. Ihr verliert die Hebammen“, kritisieren sie. Die Fronten zwischen den Hebammen und der München Klinik sind verhärtet. Götz Brodermann, Geschäftsführer der Mük, pocht auf mehr Sachlichkeit. Es gelte, gemeinsam das Beste daraus zu machen, sagt er.
Offen ist noch, wie ein neues Arbeitssystem aussehen soll, in dem die Harlachinger weiterhin freiberuflich und die Neuperlacher weiterhin angestellt zusammen im Kreißsaal arbeiten können. Dies fordern die Hebammen, dem pflichten jetzt auch die Münchner Grünen bei. Dass das nicht einfach wird, wissen alle Beteiligten. Aber er wolle es versuchen, so Brodermann. Umso wichtiger sei es, jetzt in den Dialog zu gehen. Deshalb sein Appell: „Lasst es uns doch konstruktiv diskutieren, zusammen über Eckpunkte sprechen und eine Idee entwickeln.“