Gastronomie:Vom Schandfleck zum Lieblingsplatz

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In der Stadt werden gerade ungewöhnliche oder unbeliebte Orte neu erschlossen - mit Kulinarik, Klang und Kultur. Eine Übersicht über die mal alternativen, mal skurrilen Lokalitäten mit Favoritenpotential.

Von Cora Wucherer

Nein, das ist kein Ort zum Verweilen, nicht mal zum Stehen bleiben: Ein heruntergekommener Kiosk nahe des Kolumbusplatzes, mit morschem Holz und wucherndem Unkraut. Aber es gibt Menschen, die an solchen Plätzen statt eines Schandflecks die Möglichkeit sehen, eine Lokalität zum Wohlfühlen zu schaffen. So ging es Julian Hahn, Florian Jund und Philipp Behringer, die aus dem Kiosk ein verwunschenes Hexenhäuschen zimmerten, mit Wendeltreppen, kunstvollen Balkonen, Holzterrassen unter Baumkronen und Holzofenpizza für den Gaumen. Konsumzwang herrscht nicht, man darf auch nur verweilen.

Dass er "anders" gut kann, hat Hahn auch schon mit dem Café Gans am Wasser im Westpark bewiesen, das mit authentischem Hippie-Charme daherkommt. Er ist nicht der einzige: Überall in der Stadt machen sich Stadtgestalter Orte zu eigen. Oder Clubbetreiber wie Peter Süß und Peter Fleming vom Techno-Club Harry Klein. Die haben im Weißenseepark "Haralds Kollektivgarten" aufgebaut, wo man im Freien auf Paletten zu elektronischen Klängen entspannen kann. Die DJs werden auf der Facebook-Seite bekannt gegeben, der Corona-Wermutstropfen: Getanzt werden darf nicht.

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Dass das Areal nicht, wie sonst zu dieser Jahreszeit, hinter Gitter verschwindet, ist ein echter Gewinn für die Stadt - und das, was "Kunst im Quadrat" geboten hat, noch mehr.

Kolumne von Franz Kotteder

Die Corneliusbrücke erobern währenddessen bis Ende September die Urbanauten mit dem Kulturstrand. Dank einer Spende von Euroboden Architekturkultur erstrahlt er in neuer Gestaltung von Jungarchitekt Benedict Esche: Holzlamellenwände mit farbiger Struktur, nachhaltige Palettenmöbel und natürlich Sandstrand. Für die musikalische Kulisse sorgen Jacob Brass (25. August) und Mellowflex (29. August).

Zu den Vorreitern in Sachen Platzverwandlung gehört der Nussbaumpark. War der kleine Park am Sendlinger Tor vor drei Jahren noch ein Ort, um den man lieber einen Bogen machte - im Dunklen sowieso -, kommt nun zum dritten Mal ein lauschiger Pop-up-Biergarten unter die Baumkronen. Mit bunten Lichterketten, einem Food-Truck von Mamba Wraps und Kulturprogramm bleibt er voraussichtlich bis Ende Oktober.

Auch altbekannte städtische Räume sind dieses Jahr anders. Kaum kippt man 70 Kubikmeter Sand darauf und stellt Palmen und Liegestühle auf, werden die Theresienwiese und der Max-Josephs-Platz plötzlich zu entspannten Wohlfühlorten. Auch in Laim gibt es ein frisches Kleinod zu entdecken: Das Open-Air-Café Steinchen mit geplanten Radworkshops und kleinen Konzerten.

Zudem werden diesen Sommer Parkplätze erobert - mit Schanigärten, kleinen, bunten Biergärten. Besonders schön: Der neue Maxgarten bei der voriges Jahr geschlossenen Max-Emanuel-Brauerei. Hier serviert nun Thomas Welcker bayerische Hot Dogs (für Veganer mit Seitan) und Brotzeit-Bentoboxen, ein Mix aus hip und traditionell. Wer unter diesen Orten nicht seinen Lieblingsplatz ausfindig macht, der hat nicht genau hingeschaut

Gans Woanders , Mo.-Sa. 10-24 Uhr, So. 10-23 Uhr, Pilgersheimer Str. 13, www.ganswoanders.de; Haralds Kollektivgarten , Mo.-Fr. 17-23 Uhr, Sa.-So. 14-23 Uhr, Untersbergstr. 70, www.harrykleinclub.de; Kulturstrand , Mo.-So. 12-24 Uhr, Corneliusbrücke, www.kulturstrand.org; Biergarten Nussbaumpark , Mo.-So. 15-24 Uhr, Nußbaumstraße 1; Café Steinchen , Agnes-Bernauer-Str. 77,www.cafe-steinchen.com; Maxgarten , Mo.-Fr. ab 16 Uhr, Sa.-So. ab 12 Uhr, Adalbertstraße 33

© SZ vom 20.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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