Kulturpolitik in München:Rathaus-Koalition beschließt Sparvorgaben für Gasteig-Sanierung

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Das Kulturzentrum soll schöner werden - doch bei dem Projekt muss kräftig gespart werden: Zehn bis 15 Prozent der Mittel will Grün-Rot streichen. So soll die Erneuerung die Kosten von 450 Millionen Euro nicht überschreiten.

Von Heiner Effern, München

Die geplante große Sanierung des Kulturzentrums Gasteig soll kommen, doch Chef Max Wagner muss bei der Ausführung wohl deutlich sparen. Zehn bis 15 Prozent der Mittel, also um die 50 Millionen Euro, will ihm die Rathauskoalition streichen. Darauf haben sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die Regierungsfraktionen geeinigt. Die aktuellen Zahlen, die Grüne und SPD am Dienstag präsentieren wollen, werden für die Bürger aber altbekannte sein. Denn intern sind die Kosten auf ein halbe Milliarde Euro gestiegen, als die Hauptnutzer ihre speziellen Bedarfe angemeldet haben. Zieht man die zehn bis 15 Prozent ab, landet man wieder etwa bei den bisher schon berechneten 450 Millionen Euro für die Sanierung eines der größten Kulturzentren Europas.

Gasteig-Chef Wagner hatte sich wegen der gestiegenen Kosten in einer Sondersitzung des Aufsichtsrats rechtfertigen müssen. Dort soll er in angespannter Stimmung den Auftrag erhalten haben, nochmals alle Kosten für die Sanierung zu berechnen und auf den Tisch zu legen. Offensichtlich waren die Wünsche und notwendigen Veränderungen für die Hauptnutzer in den bisherigen Rechnungen noch nicht alle enthalten. Als nun etwa die Volkshochschule, die Bibliotheken oder die Musikhochschule ihre Listen vorlegten, sind die Kosten nochmals um 50 Millionen Euro gestiegen.

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Mehr als 1,2 Milliarden Euro möchte die Koalition sparen. Die Maßnahmen sollen jedoch nicht nur etwas mit den Folgen der Corona-Krise zu tun haben.

Von Heiner Effern

Das wäre schon ohne die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den städtischen Haushalt schwierig geworden, doch in der aktuellen Finanzsituation wollen Grüne und SPD das nicht hinnehmen. Man war sich einig, dass man nicht überall sparen, aber dem Gasteig eine solche Kostensteigerung zugestehen könne.

Das Gasteig-Interim in Sendling soll von der Sparrunde nicht betroffen sein. Dort ist der Bau schon weit fortgeschritten, laut Zeitplan soll das Ausweichquartier Ende 2021 öffnen. Die Gesamtkosten gibt der Gasteig selbst mit 112 Millionen Euro an. Noch einmal in den Bau einzugreifen, würde wohl viel Aufwand bedeuten, aber wenig Einsparungen bringen. Doch auch die nun geplanten Einschnitte in die Sanierung des Gasteig am Rosenheimer Berg fallen trotz der Corona-Krise offenbar kleiner aus als mancher im Stadtrat gefordert und manche gefürchtet hatte.

Gasteig-Chef Wagner muss nun in wenigen Wochen ein Sparkonzept liefern, denn schon im Dezember soll der Stadtrat die Sanierung und deren Umfang endgültig beschließen. In dieser Frage waren sich Grüne und SPD vor der Bildung der Koalition in diesem Frühjahr nicht gerade einig. Die SPD-Fraktion drängte immer wieder auf eine deutliche günstigere Sanierung, eine Basisversion nur mit dem neuen Konzertsaal für die Münchner Philharmoniker und einer Instandsetzung der restlichen Gebäudeteile wäre wohl schon für etwa 300 Millionen Euro zu haben.

Die Grünen hingegen wollten alle Nutzer, also auch die Bibliothek oder die Volkshochschule, deutlich besser stellen und auch die neue Außenfassade verwirklichen. Wie es nun aussieht, geht es mehr in diese Richtung. Die Sanierung wird die Stadt aller Voraussicht nach aber nicht selbst finanzieren und umsetzen, sondern wohl private Investoren einbeziehen. Schon der Neubau des jetzigen Gasteig wurde mit einem Leasing-Modell verwirklicht.

© SZ vom 10.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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