Süddeutsche Zeitung

Gasteig-Interim:Ersatz für Black Box

Die CSU schließt sich den Grünen an - und stimmt für den zusätzlichen Veranstaltungsraum "Modul 3"

Von Michael Zirnstein

Ein Sinneswandel der Münchner CSU sichert dem Gasteig einen Veranstaltungssaal mehr auf seinem Ausweichquartier in Sendling. Der Stadtrat hat nicht öffentlich im Plenum beschlossen, den Kostenrahmen für alle Interimsstandorte um 22 Millionen auf 112 Millionen Euro auszuweiten. Damit soll auch das ursprünglich geplante "Modul 3" gebaut werden, ein Pavillon, der die Black Box als Veranstaltungsraum ersetzen soll.

Als sich bei Sichtung der Angebote auf die Ausschreibung für eine Ersatz-Philharmonie abgezeichnet hatte, dass die Kosten beträchtlich steigen würden, beauftragte der Stadtrat im Dezember den Gasteig sowie die Referate für Arbeit/Wirtschaft und Kultur, zu prüfen, ob man an anderer Stelle etwas abknapsen könne. Die Referenten schlugen vor, auf den eingeschossigen Fertigteilbau zu verzichten, weil man die Veranstaltungen auch an anderen Orten hätten unterbringen können. Das hätte 1,8 Millionen Euro (abzüglich zu erwartender Mieteinnahmen) gespart. Die Koalitionspartner SPD und CSU wollten den Anträgen ihrer Referenten folgen.

Nach Bekanntwerden der Sparpläne machte sich jedoch Unmut breit, sowohl in der freien Theaterszene, als auch bei den privaten Konzertveranstaltern, die den Saal hauptsächlich nutzen wollten. "Die Argumente waren nicht von der Hand zu weisen. Es gibt dringenden Bedarf an solchen Räumen", sagt Richard Quaas, der kulturpolitische Sprecher der CSU, "und hätte man die einzelnen Gasteig-Bereiche auseinandergerissen, wären einige Formate, etwa Festivals, nicht mehr möglich gewesen." So schlug sich die CSU kurz vor den entscheidenden Abstimmungen doch auf die Seite der Grünen. Der Fraktionsvorsitzende Florian Roth hatte zuvor gemahnt, mit der "symbolischen Einsparung" hätte man sich die Chance verbaut, in Sendling ein attraktives Kulturzentrum zu etablieren. Mit ihrem Zusatzantrag, die Gebäude ökologisch nachhaltig zu bauen und zu prüfen, ob man die Module auch nach der fünfjährigen Interimszeit für kulturelle Zwecke nutzen kann, scheiterten die Grünen allerdings in der Vollversammlung.

Die SPD wollte trotz des Gegenwinds aus der Kulturbranche "Haltung zeigen" und den Sparwillen bekräftigen, sagt deren kulturpolitischer Sprecher Klaus-Peter Rupp. Dass sie - nach der Abstimmung über die Frage nach einer großen oder kleineren Sanierung des Gasteigs - nun schon wieder von der CSU im Stich gelassen wurde, scheint für keine gravierende Verstimmung in der Koalition zu sorgen. Die SPD will das "nicht verkopfen" und "kein Politikum" daraus machen, sagt Rupp. Auch Quaas sieht keinen Knatsch mit dem Stadtrats-Partner, "zumindest nicht unter uns Kulturpolitikern".

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Quelle:
SZ vom 21.02.2020
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