Ob sich wohl Narcissus pseudonarcissus Bridal Crown gut neben Campanula haylodgensis Blue Wonder im Blumenkasten macht? Baut man seine Primula Vulgaris lieber in Apricot an, oder doch eher in Weiß oder Gelb? Haben wir überhaupt schon die Bienen gefragt, was sie am liebsten haben? Oder sollen wir sie ärgern und ihnen Geranien als ernährungstechnisch wertloses Mogelpaket vor die Fühler pflanzen? Kaum hat Bayerns oberster Naturliebhaber Söder am Montag die Wiedereröffnung der Bau- und Gartenmärkte angekündigt, scharren die urbanen Gärtnerinnen und Gärtner mit der Gartenkralle.
Am Computer ertüfteln sie Pflanzkonzepte, damit sie auch wirklich wissen, ob der Narcissus gut mit der Campanula im Beet kann und die fünf Quadratmeter Freiheit im Wohnblock den Rest des Jahres auch wirklich perfekt zur Geltung kommen. Die Abstecher nach Unterhaching, Neuried, Ramersdorf und anderen einschlägigen Topfpflanzenhotspots sind bereits als unverrückbare Pflichttermine in den Outlook-Kalender eingetragen.
Weil so ein Gartencenter irgendwie auch ein Dschungel ist, in dem sich viele neue Gewächse entdecken lassen, verläuft der Einkauf in der Regel gänzlich anders als geplant. Denn erst vor Ort merkt man etwa, dass ein Thai-Basilikum ohne einen vietnamesischen Koriander an seiner Seite ein eher trauriges Dasein fristen würde und im Plastiktopf die Nachbarschaft eines Thymus Citriodorus Silver Queen einem ordinären Thymian ganz bestimmt gut zu Gesicht steht. Und wollte man nicht schon immer mal einen indischen Currystrauch zusätzlich zum afrikanischen Lorbeerbaum aufstellen?
Letztlich ist das Ergebnis des Aufrüstens im Blumenkasten jedes Jahr dasselbe: Die Kräuter vertrocknen irgendwann, ohne dass man ein einziges Mal irgendwas damit gekocht hatte, statt Bienen sind nur lästige Wespen Dauergast am Balkon - und überhaupt ist dieser so vollgestellt, dass man nicht mal einen Stuhl aufstellen kann. Denn den neuen Gasgrill mit den Ausmaßen eines Kleinbusses konnte man ebenfalls unmöglich im Markt zurücklassen.