München/Garching:Der Umweg frisst die Zeitersparnis

Die favorisierte Route für den geplanten ersten Radschnellweg im Münchner Norden fällt bei den Teilnehmern einer Bürgerwerkstatt in Garching durch. Sie warnen davor, das Pilotprojekt könnte ein Flop werden

Von Gudrun Passarge und Ulrike Steinbacher, München/Garching

Die zentrale Frage stellten die Anwohner gleich zu Beginn der Bürgerwerkstatt am Montagabend: "Was haben die Garchinger von diesem Radschnellweg?" Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum und das Verkehrsplanungsbüro Kaulen hatten zuvor in allen Details ein Pilotprojekt erläutert, das im Norden Münchens umgesetzt werden soll, zum Teil unter Federführung des Landkreises: ein vier Meter breiter Radschnellweg vom Hauptbahnhof ins Garchinger Forschungsgelände. Doch mit der Streckenführung entlang der B 13 waren die Garchinger nicht einverstanden. Gegenwind kam vor allem von den Studenten: "Dieser Weg ist einfach total unsinnig."

Der Weg, um den es geht, ist einer von 14 Korridoren, die geprüft wurden. Verkehrsplaner Ralf Kaulen hatte den Auftrag, nur noch diesen einen Korridor in einer Machbarkeitsstudie näher zu untersuchen. "Das wurde politisch beschlossen", führte er aus und erklärte die zwei geprüften Varianten, die in der engeren Auswahl sind. Da ist einmal eine Y-förmige Trasse, die sich bei Hochbrück an der Kreuzung der B 471 mit der B 13 gabelt. Ein Ast führt die Ingolstädter Landstraße entlang nach Unterschleißheim, der andere von der B 13 auf die B 471 durch Hochbrück und vorbei am Garchinger See zum Forschungscampus - Kosten etwa 34 Millionen Euro.

SZ-Karte: Mainka; Fotos: A. Schellnegger

SZ-Karte: Mainka; Fotos: A. Schellnegger

Geprüft haben die Planer auch noch die Variante 2 durch die Fröttmaninger Heide, Kostenpunkt etwa 38 Millionen Euro. Bei beiden Entwürfen versprechen sie sich etwa 9000 Nutzer täglich. Präferiert wird derzeit Variante 1, von der Kaulen sagt: "Sie ist machbar. Sie ist auch in kürzerer Zeit herzustellen." Er sprach davon, dass der Bau in zwei Jahren beginnen könnte.

Die etwa 50 Zuhörer fanden jedoch wenig Positives an dieser Planung. "Für Garchinger, die nach München radeln, ist das ein Riesenumweg", kritisierte einer, und ein anderer befürchtete, dass der Radschnellweg in dieser Form bei Weitem nicht die erwarteten Nutzerzahlen erreiche. Ein dritter bemängelte, es sei bei 47 000 Fahrzeugen auf der B 13 "keineswegs attraktiv", dort entlang zu fahren.

Diese Argumente hatte auch Felix Ackermann schon vorgebracht. Der "Sonderbeauftragte für die Belange der Fahrradfahrer in Garching" von der Studentenvertretung Asta der TU München setzte sich vehement für eine andere Route ein. Am Campus seien mehr als 20 000 Menschen betroffen, Studenten und Mitarbeiter inklusive, "wesentlich mehr als in den anderen Gebieten". Die meisten Studenten wohnten jedoch in der Studentenstadt und in Freimann, also an der Freisinger Landstraße und der Strecke der U 6. Den Umweg über die B 13 zu nehmen, fiele wohl keinem von ihnen ein. Ackermann plädierte alternativ für eine Kombination aus Routen entlang der U 6 und am Ostufer der Isar. Garchings Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) nannte die Variante 1 eine "Vernunft-Trasse". Garching sei dankbar für das Pilotprojekt, aber er sehe auch Schwierigkeiten.

SZ-Karte: Mainka; Fotos: A. Schellnegger

SZ-Karte: Mainka; Fotos: A. Schellnegger

(Foto: SZ-Karte: Mainka; Fotos: A. Schellnegger)

Immerhin gibt es im Landkreis schon Entwürfe für das Pilotprojekt, über die sich Bürger und Planer die Köpfe heißreden können. Die Stadt dagegen hinkt beim Radschnellweg nach Norden noch ziemlich hinterher. Erst im Oktober 2016 - neun Monate nach dem Landkreis - hatte der Stadtrat seine Zustimmung zu einer Machbarkeitsstudie für das Trassen-Teilstück auf Münchner Grund gegeben, für die Strecke vom Hauptbahnhof bis zur Stadtgrenze in Neuherberg. Beauftragt worden sei ein externes Unternehmen, sagte ein Sprecher des Planungsreferats, Ergebnisse lägen noch nicht vor.

Fest steht damit bisher nur der Korridor, in dem der Radschnellweg durch die Stadt verlaufen soll. Vorgeschlagen hat ihn der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum 2015. Dieser Korridor ist der Grund dafür, dass die Garchinger zu dem Umweg über die B 13 gezwungen werden - er liegt ziemlich weit im Westen. Denn auf Münchner Gebiet soll der Radschnellweg dem Verlauf der U-Bahnlinie 2 folgen: vom Hauptbahnhof vorbei am TU-Gelände in der Maxvorstadt, durch Schwabing-West zum Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) von BMW in Milbertshofen-Am Hart und dann weiter nach Nordosten Richtung Garching und Unterschleißheim.

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