In München hat man ja – besonders zur Wiesnzeit und dann meist auf der Bierbank – durchaus Erfahrung, was das synchrone Schunkeln angeht. Stichwort: links, rechts, hin und zurück. Insofern ist man gerüstet für das, was am Dienstag über die Stadt hereinbrechen könnte. Denn dann steigt in der Arena in Fröttmaning das EM-Achtelfinale zwischen Rumänien und der Niederlande. Und deren Fans haben bisher an den Spielorten ihres Teams bleibenden Eindruck hinterlassen – in dreierlei Hinsicht.
Erstens, durch ihre schiere Zahl, die in Hamburg, Leipzig und Berlin in die Zehntausende ging. Zweitens, durch imposante Fanmärsche, bei denen Menschenmassen in Orange zum EM-Hit der Band Snollebollekes synchron von links nach rechts hüpften. Und drittens: durch eine unverwüstliche Partylaune, die wirkte, als hätten sich die Oranje-Anhänger ihren Landsmann und früheren Bayern-Trainer Louis van Gaal zum Vorbild genommen, der in München als selbsternanntes „Feierbiest“ in Erinnerung ist.
„Wenn es etwas zu feiern gibt, dann sind wir dabei“, bekräftigt Susanne Schimmer von der Gruppe „Nederlanders in München“. Diesem Netzwerk gehören einige Hundert Menschen aus den Niederlanden an, die im Großraum München leben. Einmal im Monat kommen die Mitglieder zu einem Stammtisch zusammen; überdies treffen sie sich zu speziellen Anlässen wie dem Königstag am 27. April – und bei Länderspielen ihrer Elftal.
„Fußball ist bei uns Volkssport, die absolute Nummer Eins“, sagt Schimmer. Entsprechend sei sie nicht überrascht gewesen von den gewaltigen Fan-Aufläufen bei den bisherigen EM-Spielen. Und auch in München werden ihre Landsleute die Stadt in Orange tauchen, ist Susanne Schimmer überzeugt.
Etwas verhaltener klingt das im Rathaus, wo man laut Sprecher Andreas Haas am Dienstag „deutlich weniger niederländische Fans erwartet als bei den bisherigen Spielen“. So rechne der Fußballverband des Nachbarlands mit 7500 bis 10 000 Schlachtenbummlern, die eigens für das Achtelfinale anreisen. Zum Vergleich: Vor dem abschließenden Gruppenspiel der Niederlande gegen Österreich vor einer Woche zogen alleine 20 000 Oranje-Anhänger bei einem Fanmarsch durch die Hauptstadt.
Doch zum einen sei München für das Nachbarland der am weitesten entfernte Spielort bei dieser EM, sagt Haas. Zum anderen finde die Partie unter der Woche statt. Insofern rechnet das Rathaus mit einem geringeren Andrang von Fans als beispielsweise beim Eröffnungsspiel gegen die Schotten.
Über einen Fanmarsch der Oranje-Anhänger, wie er in Leipzig, Hamburg und Berlin durch die Innenstadt zog, waren in München bis zum Wochenende keine Pläne bekannt. Am Sonntagabend vermeldete das Rathaus dann jedoch, dass man in einer Abstimmungsrunde mit dem niederländischen Fußballverband und den Sicherheitsbehörden Folgendes vereinbart habe: So sollen sich die Oranje-Fans am Dienstagvormittag vor der Olympia-Eishalle versammeln, von wo aus sie um 12 Uhr zu einem Fanmarsch durch den Olympiapark aufbrechen. Ab 13 Uhr folgt dann dem Rathaus zufolge ein „gemeinsames Party-Programm der niederländischen mit den rumänischen Fans in der Fan-Zone“, ehe es von 14.30 Uhr an in getrennten Shuttles zum Stadion nach Fröttmaning geht.
Wobei derlei Aufmärsche mitunter auch kurzfristig entstehen können – wie man es in München zuletzt im Falle der Dänen vor dem Spiel ihrer Mannschaft gegen Serbien erlebte. Da erfuhr die Polizei laut Sprecher Werner Kraus erst „ein, zwei Stunden vorher“, dass mehrere Tausend Skandinavier nun gleich durch die Innenstadt ziehen werden.
Begleitet wird das Achtelfinale, das um 18 Uhr angepfiffen wird, von einem Großaufgebot der Polizei. Laut Sprecher Werner Kraus werden im Stadtgebiet bis zu 2000 Beamte im Einsatz sein. Darunter sind auch sogenannte Fanbeamte aus den beteiligten Ländern – in diesem Fall also Einsatzkräfte aus Rumänien und der Niederlande. Das Aufeinandertreffen dieser zwei Nationalteams ist laut Polizei ein Spiel mit niedrigem Sicherheitsrisiko, „auch weil wir keine Erkenntnisse über eine spezielle Rivalität der holländischen und rumänischen Fans haben“, sagt Kraus.
Derweil steigt nicht zuletzt bei den 2500 in München lebenden Niederländerinnen und Niederländern die Vorfreude auf das Spiel ihrer Elftal. Susanne Schimmer von den „Nederlanders in München“ hofft sogar noch, ein Ticket für die Partie zu ergattern. Andernfalls werde sie das Spiel in der Fan-Zone im Olympiapark verfolgen – zusammen mit etlichen Landsleuten, sagt sie. Ihr Tipp fürs Achtelfinale ist ein knappes 2:1, natürlich für Holland. „Und dann hoffe ich auf ein Finale Deutschland gegen Niederlande“, sagt Susanne Schimmer. „Das wäre doch ein tolles Endspiel.“