Die Stadt rüstet sich für die Fußball-Europameisterschaft 2024. Knapp eine Woche, bevor auch die Münchner Partien ausgelost werden, präsentiert das Kreisverwaltungsreferat (KVR) sein kommunales Sicherheitskonzept. Gut fünf Millionen Euro soll der Stadtrat am Dienstag bereitstellen, damit ausreichend Rettungskräfte und Kapazitäten in der Versorgung bereitstehen. Die Szenarien reichen von Verletzten nach Fan-Ausschreitungen bis hin zu terroristischen Anschlägen. Die Polizei plant ihren Einsatz separat, doch gibt es an Schnittstellen eine Abstimmung mit der Stadt.
Am Samstagabend werden von 18 Uhr an in der Hamburger Elbphilharmonie die Gruppen der Euro 2024 ausgelost. Dann wird feststehen, wer die vier Vorrundenspiele in der Arena in Fröttmaning bestreitet. Eröffnen wird das Turnier dort die deutsche Nationalmannschaft am 14. Juni 2024 um 21 Uhr gegen einen jetzt noch unbekannten Gegner. Darauf folgen am 17., 20. und 25. Juni drei Vorrundenspiele. Weiter sind ein Achtelfinale (2. Juli) und ein Halbfinale (9. Juli) in München angesetzt. Gleich nach der Auslosung startet die zweite Runde des digitalen Kartenverkaufs, am Samstag beim europäischen Fußballverband Uefa und am Montag beim Deutschen Fußballbund (DFB).
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Nicht nur Fußball-Fans, sondern auch Verantwortliche bei den Sicherheitskräften dürften gespannt nach Hamburg blicken, schließlich hängt das Gefahrenpotenzial eines Spiels auch stark von den beteiligten Mannschaften ab. Unabhängig davon und basierend auf den Partien bei der Euro 2021 läuft die Vorbereitung der Stadt aber schon auf vollen Touren. Unter der Leitung der Brandschutzdirektion bereiten sich Feuerwehr und Rettungsdienste auch auf Extremszenarien mit vielen schwer verletzten Menschen vor.
Als Basis für die Einsatzbereitschaft wird die normale Versorgung der Bevölkerung herangezogen. Weil viele feiernde Touristen in der Stadt sein werden, müssen aller Voraussicht nach sogar mehr Patienten wegen alltäglicher Vorfälle behandelt werden. Über dieses Szenario hinaus müssen die Planer die Kapazitäten bereithalten, um die Versorgung einer großen Menge an Verletzten im Fall eines ABC-Angriffs oder mehrerer Anschläge an verschiedenen Orten in der Stadt zu gewährleisten. Als realistische Vorlage dienten die Erfahrungswerte zum Beispiel aus dem Anschlag während des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland in Paris im Jahr 2015, aus der Terrorattacke am Breitscheidplatz in Berlin oder dem Vorgehen des rechtsextremen Attentäters im Olympia Einkaufszentrum in München.
Mögliche Attentäter sollen keinen Wissensvorsprung bekommen
Doch nicht nur die schlimmsten Anschlagsszenarien beschäftigen die Verantwortlichen, sondern zum Beispiel auch die schweren Auseinandersetzungen und Straßenschlachten, die bei der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Marseille tobten. Weiter müssen sich die Rettungskräfte laut dem Sicherheitskonzept auf "massenhafte Fluchtbewegungen" zum Beispiel wegen eines Gewittersturms, auf spontane Feiern auf den Straßen nach Erfolgen oder auf viele wegen großer Hitze kollabierende Personen vorbereiten. Einzelheiten der Einsatzpläne sind auch anderen Entscheidungsträgern wie dem bayerischen Innenministerium und der Polizei bekannt, werden aber der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt, um möglichen Attentätern keinen Wissensvorsprung zu gewähren.
Für die Garantie der öffentlichen Sicherheit werden viele Überstunden der Berufsfeuerwehr nötig sein, aber auch der Einsatz aller Rettungsdienste in der Stadt. Das wird jedoch nach Überzeugung des KVR immer noch nicht ausreichen. Es müssten an den Spieltagen teilweise "auch überörtliche Einsatzmittel und -kräfte aus dem Regierungsbezirk und darüber hinaus angefordert und bereitgestellt werden", heißt es in der Vorlage für den Stadtrat.
Mit etwa 5,6 Millionen Euro Kosten rechnen die Verantwortlichen
Die Kosten, die von der Stadt übernommen werden müssen, belaufen sich auf 5,6 Millionen Euro. Mit diesem Geld müssen die Rettungskräfte zusätzliche Fahrzeuge mieten, das Notarztmaterial aufstocken sowie zusätzliche EKG-Geräte organisieren. Beteiligte Mitarbeiter müssten zudem Übungen absolvieren sowie Aus- und Fortbildungen belegen. Ursprünglich hatte die Stadt sogar mit mehr als sieben Millionen Euro gerechnet, doch das KVR musste diesen Rahmen nicht ausschöpfen.
Getrennt von der Stadt, aber in enger Absprache bereitet sich auch die Münchner Polizei schon seit längerer Zeit auf den Großeinsatz Euro 2024 vor. Erste deutschlandweite Vernetzungen laufen bereits seit 2020, im Präsidium selbst ist nach Auskunft eines Sprechers eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet. Die verschiedenen Arbeitspakete würden im Moment noch neben den täglichen Aufgaben erledigt. Je näher das Turnier rücke, umso mehr würde sich das Pensum kontinuierlich steigern, um dann kurz vor dem Eröffnungsspiel oberste Priorität zu erhalten.