Europa-Meisterschaft:Torjubel hinter der Maske

Fußball-EM - Vertreter von DFB und Bayerischer Staatsregierung

Sieben Freunde müsst ihr sein: (von links) Joachim Herrmann, Rainer Koch, Philipp Lahm, Klaus Holetschek, Markus Söder, Thomas Hampel und Dieter Reiter auf dem Stadionrasen.

(Foto: Alexander Hassenstein/Getty/DFB/dpa)

Ein strenges Hygienekonzept begleitet das EM-Spiel in der Fröttmaninger Arena. Gerungen hat darum eine Männerrunde, die als die erste Elf der bayerischen Politik und des Deutschen Fußballbunds durchgehen könnte.

Von Heiner Effern

Keine Schlangen vor der Brotzeitbude, kein Anstehen vor den Toiletten, kein Bier, keinen Nachbarn zum gemeinsamen Fluchen oder Jubeln unter Körpereinsatz, kein Sardinendosengefühl in der U-Bahn. Und verpflichtend eine Maske vor Mund und Nase, auch am Platz auf den Tribünen. Die 14 500 ausgewählten Fans, die das erste Spiel der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft in München live erleben dürfen, werden sehr schnell merken, dass es ein ganz besonderes Spiel ist. Das erste Mal seit der Corona-Zwangspause darf eine nennenswerte Zahl von Zuschauern in die Fröttmaninger Arena. Was vor Wochen noch unmöglich zu sein schien, wird nun am Dienstabend wegen der stark gesunkenen Ansteckungszahlen und mit einem strengen Hygienekonzept Realität.

Die Auflagen werden für ein zumindest ungewöhnliches Stadiongefühl sorgen. Um diese wurde hart gerungen, schließlich soll so weit wie möglich eine Ansteckung unter den Fans vermieden werden. Die Partie gegen Frankreich sei "die bestbegleitete Großveranstaltung seit Jahrzehnten", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). "Jede Eventualität" sei berücksichtigt worden. Um diese Anstrengungen zu präsentieren, hatte sich am Spielfeldrand eine Männerrunde versammelt, die als die erste Elf der bayerischen Politik und des Deutschen Fußballbunds durchgehen könnte. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte seine Partei- und Ministerkollegen Joachim Herrmann (Inneres und Sport) und Klaus Holetschek (Gesundheit) mitgebracht, der Deutsche Fußballbund war unter anderen mit dem Interimspräsidenten Rainer Koch und den für die Euromeisterschaft zuständigen Geschäftsführer Philipp Lahm vertreten, für die Münchner Polizei stand Präsident Thomas Hampel Rede und Antwort.

Bevor es losging mit den offiziellen Erklärungen, nutzten die Politiker die Gelegenheit, dem früheren Weltmeister und Weltklassespieler Lahm ihre Qualitäten als Couch-Coaches vorzuführen. Es ging um die Rolle des Rechtsverteidigers an sich und die enorme Sturmstärke des Gegners Frankreich, vor der sogar einer Respekt hat, der sich selbst in der Politik alle Positionen zutraut: Markus Söder. Anschließend bedankten sich alle bei allen für die Zusammenarbeit.

Die Kooperation des Freistaats mit der Stadt München zum Beispiel habe funktioniert wie immer - "meistens sensationell, ansonsten gut", sagte der Ministerpräsident. Söder ist sicher, dass an alles gedacht worden sei, nun könnten Politiker aber auch die Fans das Spiel im Stadion "mit gutem Gewissen genießen". Es gehe nicht nur darum, den deutschen Spielern die nötige Unterstützung zu verschaffen, sondern auch den Menschen ein Stück Normalität zurückzugeben. Die Partien der EM könnten ein Pilotmodell für andere Großereignisse werden. Teilnehmen können nur Menschen, die drei-G-tauglich sind, also die neue Formel der Freiheit erfüllen: genesen, geimpft oder getestet.

Fußball EM - Vorbereitungen in München

Vor dem Eingang zur Arena sind Abstandsmarkierungen aufgemalt. 14500 ausgewählte Fans dürfen am Dienstagabend hinein.

(Foto: ´Peter Kneffel/dpa)

Mehr Sorgen als die Zuschauer in den Stadien machen den Verantwortlichen mögliche Feiern in der Innenstadt. Sollte Deutschland siegen oder die Anhängerinnen und Anhänger mit einem Unentschieden zum öffentlichen Jubeln bringen, hat sich die Polizei auf verschiedene Szenarien eingerichtet. Je nach Zahl der Feiernden oder Fahrzeuge bei einem Autocorso werde man flexibel reagieren und bei Bedarf die klassische Feiermeile der Fußballfans zwischen Odeonsplatz und Münchner Freiheit teils oder ganz für den Verkehr sperren, sagte Polizeipräsident Thomas Hampel. Es gelte in Zeiten von Corona Menschenmengen zu entzerren, Raum genug gebe es dafür. In jedem Fall gilt: Glasflaschen und Pyrotechnik sind verboten.

Etwa 1000 Kräfte sind in Stadion und Innenstadt im Einsatz, man fahre das "große Programm", sagte Hampel, obwohl nur ein Fünftel der sonst üblichen etwa 70 000 Fans in der Arena sein wird. Gleiches gilt für den öffentlichen Nahverkehr. Vier Stunden vor Beginn und nach Spielende verkehrt die U 6 zwischen Zentrum und Fröttmaning im 2,5-Minutentakt.

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14 500 Fans werden am Dienstag im Stadion sein, wenn das Spiel Deutschland gegen Frankreich angepfiffen wird. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter über das lange Ringen um Zuschauer, Druck von Seiten der Uefa und die Angst vor der Eskalation.

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