Am Freitagabend um 21 Uhr beginnt die Fußball-EM, in der Fröttmaninger Arena spielen Deutsche und Schotten gegeneinander. Bereits am Mittwoch können sich die Fans darauf einstimmen. Von 16 Uhr an spielen auf der Theresienwiese nacheinander Deutsche und Briten, das Mikrofon wird dabei weitergepasst von den einheimischen Sängern Tim Bendzko und Mark Forster zu musikalischen Gästen aus Großbritannien, der aufstrebenden Dylan und dem etablierten Ed Sheeran. Dazwischen grätscht die portugiesisch-kanadische Künstlerin Nelly Furtado hinein, immerhin eine mehrmalige Grammy-Gewinnerin.
Bis zu 90 000 Zuschauer und Zuschauerinnen waren erhofft worden für das als Fanfest deklarierte Konzert; am Dienstag korrigierte die veranstaltende Agentur FKP Scorpio ihre Erwartungen stark nach unten, um ein Drittel. Sie geht nur noch von 60 000 Besuchern aus, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mitteilte; das Gelände sei entsprechend verkleinert worden. Dass das siebenstündige Spektakel trotz einer durchaus attraktiven Aufstellung und sogar noch herabgesetzten Preisen nicht so zieht, liegt womöglich auch daran, dass zur gleichen Zeit die australische Band AC/DC im Olympiastadion rockt – und die schon lange vorher ihre Karten fürs Konzert angeboten und verkauft hatte.
Das erst seit März beworbene Fanfest wird von zwei EM-Sponsoren unterstützt, weshalb es der europäische Fußballverband Uefa wohl auch abgesegnet und mit seinem Logo versehen hat. Aber im Grunde hat die Uefa mit der Veranstaltung auf der Theresienwiese nichts zu tun. Die von ihr offiziell ausgewiesene Fan-Zone befindet sich im Olympiapark, rund um den Hans-Jochen-Vogel-Platz, zwischen Stadion, Halle und Schwimmhalle.
Dort wird während des vom 14. Juni bis zum 14. Juli dauernden Turniers neben der Live-Übertragung aller Spiele ein Unterhaltungsprogramm geboten, an allen 31 Tagen, auch an den spielfreien. „Das ist nicht in allen EM-Städten so“, sagt der für die Vermarktung zuständige Klaus Cyron nicht ohne Stolz. Geöffnet ist die Fan-Zone von 13 bis mindestens 22 Uhr; bei Spielen, die um 21 Uhr beginnen, wird bis eine Stunde nach Abpfiff verlängert. Der Eintritt ist frei, bis zu 25 000 Leute dürfen gleichzeitig aufs Gelände. Wenn die Kapazität erreicht ist, wird aus Sicherheitsgründen keiner mehr reingelassen, sagt Arwed Raab, der Projektleiter der Olympiapark GmbH.

Er führte am Dienstag bei einem Rundgang übers Gelände und präsentierte bereits einige Höhepunkte. Wer nicht durch einen der drei Eingänge in die Fan-Zone gehen möchte, kann auch aus großer Höhe einschweben: Zwischen Olympiaberg und Schwimmhalle ist ein 400 Meter langes Stahlseil gespannt, auf dem Wagemutige hinuntergleiten können. 40 Sekunden dauert die Fahrt, während der man „die Fische im Olympiasee schwimmen sehen kann“, wie Alexander Kainbacher sagt, der mit seiner Firma Sayaq Adventures München die als „Flying Fox“ bekannte Attraktion betreibt. Auf 192 Rutschpartien pro Tag seien sie eingestellt, sagt Kainbacher, die ersten Tage seien schon ausgebucht.
Während an manchen Stellen noch gewerkelt wurde, stehen immerhin schon die drei großen Videoleinwände, auf denen dann alle EM-Spiele zu sehen sind. Die größte misst 120 Quadratmeter und ist quasi in den Olympiasee gebaut, nebst einer Bühne, auf der die Unterhaltung geboten wird, eine Mischung aus Mainstream und Subkultur, wie es heißt. „Wir decken alle Genres ab“, verspricht Raab, von Blasmusik bis Jazz reiche das Spektrum. Außer Musik gibt es auch Podcasts oder Poetry Slams. Das Programm ist aktuell auf der Homepage des Olympiaparks zu finden: www.olympiapark.de.

Eine 36 Quadratmeter große Videowand steht an der Seite der Bühne, sie ist vom Theatron aus einzusehen. Der dritte Bildschirm, mit 21 Quadratmetern der kleinste, steht oben auf dem Hans-Jochen-Vogel-Platz. Neben, zwischen und an den Ständen der Uefa-Sponsoren werden zudem Geschicklichkeitsspiele angeboten, die Fans können ihre Torwart-Fähigkeiten testen und ihre Schusskraft messen. Und sie können sogar richtig kicken. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat in einer Ecke einen Kunstrasenplatz installiert. Dort finden während der EM kleine Turniere statt. Es sei aber auch freies Spiel möglich, bei dem man spontan mitmachen könne, sagt Lena Walberer, die beim BFV für Events und Kampagnen zuständig ist.
Public Viewing, also das gemeinschaftliche Betrachten der Partien, ist natürlich nicht ausschließlich im Olympiapark möglich. Wie bei Fußball-Großereignissen gewohnt, bauen fast alle großen Biergärten (abgesehen von Hirschgarten und Chinesischem Turm) sowie viele Gaststätten Bildschirme auf. Mitunter werden freilich nur Partien ausgewählter Teams gezeigt, wie im Sugar-Mountain-Biergarten, wo die Auftritte der Deutschen, Kroaten und Serben zu sehen sein werden. Wer das volle Programm haben will, muss ins Backstage oder in die Gaststätte Stadion an der Schleißheimer Straße; dort werden alle Begegnungen gezeigt.

Fußball-Europameisterschaft 2024:EM-Spiele in München: Alles zu Spielen, Anfahrt und Fan-Festen
Seit 14. Juni läuft die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Alle Informationen im Überblick.
An den sechs EM-Spieltagen in München hat die Stadt Straßenkünstler engagiert, die jeweils bis kurz vor Anpfiff mehrere Stunden lang an verschiedenen Orten EM-Flair verbreiten sollen. Rund um Odeons- und Wittelsbacherplatz, zwischen Sendlinger Tor und Rindermarkt, in der Fußgängerzone zwischen Marienplatz und Stachus sowie an Stephans- und Holzplatz bespaßen Schauspieler und Musiker, Akrobaten und Artisten, Jongleure und Zauberer, Breakdancer und Trachtentänzer die Passanten und Touristen.
Zudem ist vorgesehen, an den Spieltagen markante Orte zu beleuchten. So soll beim Eröffnungsspiel am Freitag etwa das neue Rathaus mit Lichtkunst illuminiert werden. An den anderen Tagen sind das Karlstor oder der Königsplatz mit Propyläen und Glyptothek dafür vorgesehen, beim Halbfinale am 9. Juli sind große Lichtblicke am Siegestor und an der Feldherrnhalle geplant.