München/Fulda:"Zwei Kugeln waren tödlich"

Die Fuldaer Polizei hat einen 38-Jährigen als mutmaßlichen Mörder von Lorenzo M. festgenommen. Ein Beamter erkannte den früheren Bekannten auf Fotos.

Susi Wimmer

Es war wohl ein Mord aus Habgier: Die Polizei hat am Montagabend im nordhessischen Frielendorf einen 38-Jährigen und seine 30-jährige Freundin festgenommen. Der Mann steht in dringendem Verdacht, am vergangenen Freitag bei einem vermutlich vorgetäuschten Autoverkauf in Fulda einen 17-jährigen Münchner erschossen zu haben. Der junge Mann wurde von zwei Schüssen tödlich getroffen, der Schuss auf den 19-jährigen Freund ging lediglich durch das Hosenbein, er konnte fliehen. Ein Polizist hatte den mutmaßlichen Täter auf Fahndungsbildern als Sportbekanntschaft von früher erkannt.

Über ein Auto-Internetportal war der 17-jährige Lorenzo M. am vergangenen Donnerstag auf einen Van der Marke VW T5 aufmerksam geworden. Der 17-Jährige, der im Autohandel seiner Großfamilie tätig war, nahm über Internet Kontakt mit dem Anbieter auf. Dieser vereinbarte mit dem Interessenten einen Verkaufstermin. Am Tag darauf reiste Lorenzo M., der Vater eines einjährigen Kindes war, mit seinem Freund und Geschäftspartner im Zug nach Fulda. Dort trafen sie den 38-Jährigen wie verabredet in einem Schnellimbiss am Hauptbahnhof. Bilder einer Überwachungskamera zeigen die Münchner im Gespräch mit dem Tatverdächtigen - auch dessen 30-jährige Freundin war mit von der Partie.

"Diese Zeitspanne ergibt sonst keinen Sinn"

Unter dem Vorwand, dass nicht er das Auto verkaufen wolle, sondern ein Verwandter, lotste der Mann die beiden in seinen Wagen und fuhr sie auf einen Parkplatz in der Ellerstraße, "schon etwas abgelegen, aber auch kein Industriegebiet", wie Harry Wilke von der Fuldaer Staatsanwaltschaft sagt. Dort vergingen 45 Minuten. Der Autoverkäufer verspäte sich, erklärte der Mann. Warum er so lange gewartet hat, darüber kann nur spekuliert werden. Wollte er sicher gehen, dass es dunkel war und sich kaum Menschen auf der Straße befanden? "Diese Zeitspanne ergibt sonst keinen Sinn", sagt Wilke.

Es kam zum Streit, der 38-Jährige zog eine Pistole, schoss auf die Beine des 19-Jährigen. Die Kugel durchschlug aber nur die Hose. Anschließend feuerte er sechs Schüsse auf Beine und Oberkörper des 17-Jährigen ab. "Zwei Kugeln waren tödlich", erklärt Pressesprecher Wilke. Der 19-Jährige, der die 15.000 Euro für den Autokauf bei sich trug, konnte in eine Tankstelle flüchten.

Ging es nur um das Geld?

Hatte der Täter den Ablauf des Abends so geplant? "Es kann sein, dass der 38-Jährige nur darauf aus war, an Geld zu kommen", meint Harry Wilke, "abrippen", wird das im Hessischen genannt. Derzeit überprüft die Polizei auch, ob der 38-Jährige wirklich einen VW T5 besitzt. Laut Wilke besaß der Mann tatsächlich einmal so einen Wagen, "ob er ihn noch hat, ist unklar".

Es gab einen Zeugen, es gab Phantom- und Kamerabilder, und es gab Handynummern: "Es war eine Frage der Zeit, wann wir den Täter finden", sagt Wilke. Tatsächlich aber erkannte ihn ein Polizist aus Mittelhessen: Die Kollegen aus Fulda hatten Bilder der Überwachungskamera am Bahnhof ins hausinterne Netz gestellt. "Den kenn ich doch von früher, vom Sport", dachte sich ein Polizist. Rasch hatte die Polizei Autokennzeichen und Aufenthaltsort des Mannes ermittelt: Er befand sich am Montagabend bei einer Geburtstagsfeier. Als er nach der Party das Haus verließ, wurde er von Sondereinheiten der Polizei festgenommen. Wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten, erließ ein Richter inzwischen Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Raubes. Bislang schweigt der mutmaßliche Täter zu den Vorwürfen. Welche Rolle seine Freundin spielte, wird noch ermittelt.

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