Am Dienstagmittag hat die Münchner Polizei einen Teil der Fürstenrieder Straße gesperrt, einer wichtigen Nord-Süd-Verbindung im Westen der Stadt. Der Grund: Bei den Bauarbeiten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) für die sogenannte Tram-Westtangente sind Hohlräume unter der Straße entdeckt worden. Die Polizei spricht von einer „Gefahrenstelle“. Wie es weitergeht für den Verkehr und mit den Arbeiten, ist unklar.
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Die Hohlräume waren bei routinemäßigen Bodenuntersuchungen entdeckt worden. Experten hatten am Nachmittag mit sogenannten Rammsondierungen die Bodenbeschaffenheit im weiteren Umfeld der Gefahrenstelle untersucht. „Die Tragfähigkeit des Bodens ist auch im Bereich der östlichen Gotthardstraße unzureichend“, stellte die MVG dabei fest. Um die Ursache festzustellen, habe der ganze Bereich aufgegraben werden müssen.
In den nächsten Tagen soll der Bereich ausgegraben und neu verfüllt werden. Was das für den Verkehr im Münchner Westen bedeutet, lässt ein Satz aus der Mitteilung der MVG erahnen: „Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen, dass die Maßnahme wenige Tage bis zu zwei Wochen in Anspruch nimmt.“ Die Sperrung sowie die damit verbundenen Umleitungen bleiben bis auf weiteres bestehen. Außerdem werden Auswirkungen auf den Bauablauf der Tram-Westtangente geprüft.
Die Hohlräume stammen nach Erkenntnissen der MVG vermutlich vom Bau des U-Bahnbauwerks für die Linie U5 in den Jahren vor 1988. Verfüllte hölzerne Abstütz-Konstruktionen aus dieser Zeit (der sogenannte „Verbau“) seien wohl seither verrottet. Mit dem Öffnen der Fahrbahndecke für den Straßenbahnbau seien die so entstandenen Hohlräume sichtbar geworden. „Bei Bodenuntersuchungen im Vorfeld der Bauarbeiten waren sie nicht zu erkennen“, schreibt die MVG.

Der Verkehr in Richtung Norden wird weiterhin bereits ab der Ammerseestraße abgeleitet. Die Fürstenrieder Straße ist zwischen Camerloher Straße und Gotthardstraße in nördlicher Fahrtrichtung komplett gesperrt. Zusätzlich musste die Gotthardstraße östlich der Fürstenrieder Straße bis zur Friedenheimer Straße gesperrt werden. Für Anlieger sei die Zufahrt zu ihren Grundstücken weiterhin möglich, heißt es seitens der MVG. Betroffene Buslinien würden umgeleitet.
Erst am Montag hatte die MVG mitgeteilt, dass sich die ursprünglich für Dezember 2025 geplante Inbetriebnahme des Straßenbahn-Abschnitts zwischen Agnes-Bernauer- und Ammerseestraße auf den 27. Februar 2026 verschiebt. Als Grund wurde unter anderem „der schlechte Baugrund“ genannt. Dieser Zeitplan könnte sich durch die aktuellen Probleme weiter nach hinten verschieben. Ende 2028 sollte die neue Tramstrecke nach bisherigem Stand in Betrieb gehen.
Vor 31 Jahren löste ein Loch in einer Münchner Straße eine Katastrophe aus: Beim Busunglück von Trudering am 20. September 1994 brach die Straße auf, ein Linienbus stürzte fast senkrecht in den Krater. Zwei Fahrgäste und ein Bauarbeiter starben, 36 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Der Krater war an einer Baustelle der Münchner U-Bahn nach einem plötzlichen Wasser- und Kieseinbruch entstanden.
Immer wieder tun sich in Münchner Straßen größere oder kleinere Löcher auf – beispielsweise 2013 in der Kaspar-Spät-, 2014 in der Inneren Wiener, 2016 in der Kreiller- und 2015 in der Balanstraße. Bei einem Wasserrohrbruch im Januar 2012 bildete sich in der Sonnenstraße ein Krater. 2009 klaffte im Westpark vor einem Kinderspielplatz plötzlich ein Loch, das unter der Erde Ausmaße von dreimal vier Meter hatte. 2003 stürzte in Trudering eine Frau in einen Krater auf dem Radweg und versank darin, konnte sich aber aus eigenen Kräften wieder befreien.
Im Februar vor fünf Jahren senkte sich die Fahrbahn der Prinzregentenstraße, ein großes Loch tat sich auf. Die Straße war auf einer Länge von fünf Metern teilweise unterhöhlt. Der von der Stadt beauftragte Gutachter schloss seinerzeit nicht aus, dass lockeres Bodenmaterial aus dem tieferen Untergrund den Schaden verursacht haben könnte.

